Heftige Kontroverse um die Feuerwehr in Kamen Ratsmitglied berichtet von internen Querelen

Heftige Kontroverse um die Feuerwehr: CDU lehnt Brandschutzplan ab
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Bei der Feuerwehr in Kamen brodelt es. Insbesondere das Verhältnis zwischen den freiwilligen Feuerwehrleuten und den hauptamtlichen Kräften scheint ziemlich angespannt zu sein. Diesen Eindruck konnte zumindest bekommen, wer die Debatte in der jüngsten Sitzung des Stadtrates verfolgt hat.

Normalerweise löst das Thema Feuerwehr nur selten kommunalpolitische Kontroversen aus. Und auch am Mittwoch (19.3) fand die aktuelle Fassung des Brandschutzbedarfsplans eine Mehrheit im Rat: Allerdings stimmte die zweitgrößte Fraktion – die CDU – dagegen. Und das muss man schon als außergewöhnlichen Vorgang bezeichnen.

Dabei befürwortet die Leitung der Feuerwehr das 241 Seiten dicke Gutachten samt Handlungsvorschlägen, das die Firma Lülf+ Sicherheitsberatung GmbH aus Viersen im Auftrag der Stadt Kamen erstellt hat. Wenn auch nicht ganz ohne Einschränkungen.

Kontroverse Diskussionen innerhalb der Wehr

„Es ist in einer Feuerwehr dieser Größenordnung selbstverständlich, dass im Zuge des beschriebenen Prozesses vereinzelt Maßnahmenvorschläge des Gutachters unterschiedlich bewertet und teilweise kontrovers diskutiert wurden“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme, die der stellvertretende Feuerwehrchef Norbert Klein im Namen der dreiköpfigen Führung im Stadtrat verlas.

Feuerwehr löscht Lagerhalle in Heeren.
In den beiden Tagen vor der Ratssitzung am Mittwoch absolvierte die Feuerwehr einen Großeinsatz in Heeren-Werve. © Marcel Drawe

Das betrifft vor allem zwei Vorschläge aus dem Plan, die die Sicherheitsberater als ziemlich dringend betrachten: Die Stadt soll zusätzliche Berufsfeuerwehrleute für ihre Wache einstellen und außerdem die Leitung der Einsätze neu organisieren, was die Feuerwehr-Hierarchie verändern würde.

„Akzeptanz der Freiwilligen Feuerwehr sehe ich nicht“

Laut der Stellungnahme haben „die ehrenamtlichen Führungskräfte der Feuerwehr Kamen, die ihre jeweils zugeordneten Einheiten vertreten“, dem Entwurf des Brandschutzbedarfsplans zugestimmt.

CDU-Fraktionschef Ralf Eisenhardt bezweifelte, dass die Mehrheit der Feuerwehrleute diese Ansicht teilt: „Die Akzeptanz in der Freiwilligen Feuerwehr sehe ich nicht.“ Dabei berief er sich auf Gespräche mit Feuerwehrmitgliedern. Ein stellvertretender Löschgruppenführer habe sein Amt wegen des Gutachtens niederlegt, der Löschzugchef überlege noch, ob er diesem Schritt folge, sagte Eisenhardt: „Da stünde ein ganzer Zug vor der Führungslosigkeit.“ Glaubt man Eisenhardt, ist das Verhältnis so zerrüttet, dass eine Mediation notwendig sei, für die er 30.000 Euro von der Stadt forderte.

Hanna Schulze und Bürgermeisterin Elke Kappen mit den drei Leitern der Feuerwehr.
Der Leiter der Feuerwehr, Volker Rost (Mitte) und seine Stellvertreter Norbert Klein und Christopher Lindermann befürworten den Brandschutzbedarfsplan. Ebenso die zuständige Dezernentin Hanna Schulze und Bürgermeisterin Elke Kappen. © Stadt Kamen

SPD-Fraktionschef Daniel Heidler warf dem CDU-Bürgermeister-Kandidaten Eisenhardt vor, „Vorwahlkampf“ auf dem Rücken der Feuerwehr zu betreiben. Auch die anderen Fraktionen konnte die CDU mit ihren Bedenken nicht überzeugen, sie stimmte als einzige gegen den Plan. Die aktuelle Feuerwehr-Dezernentin Hanna Schulze und ihre Vorgängerin Ingelore Peppmeier wiesen zudem Eisenhardts Vorwürfe zurück, es gebe „sehr große Probleme in der Feuerwehr, von denen wir keine Ahnung hatten“.

Gutachten spricht von „Investitionsstau“

Dass Defizite bei der Feuerwehr existieren, ist spätestens bekannt, seitdem Christian Böddeker von Lülf+ im vergangenen September den Brandschutzbedarfsplan im Stadtrat vorgestellt und eine lange Mängelliste aufgeführt hatte.

Ein Fahrzeug der Feuerwehr Kamen rückt aus.
Die Liste der anzuschaffenden Fahrzeuge ist lang. (Archivbild) © Marcel Drawe

Die Liste der mehr oder weniger dringend anzuschaffenden Fahrzeuge ist lang, das Gutachten spricht von einem „Investitionsstau“. Auch die Gebäude sind in einem schlechten Zustand: Die Rettungswache am Mersch und das Feuerwehrhaus in Heeren-Werve müssen kurzfristig durch einen Neubau ersetzt werden. Für die Wache in Kamen ist unter anderem ein neuer Standort am Buschweg im Gespräch, der aber auch nicht unumstritten ist.

Manchmal verzögern aber auch vermeintliche Kleinigkeiten die Einsätze der Feuerwehr: In Wasserkurl und Westick fehlen Parkplätze für die Privatautos der freiwilligen Feuerwehrleute, die deshalb oft ein längeres Stück zu Fuß zum Gerätehaus laufen müssen.