Experte Stefan Kruse: „Der Fokus sollte auf dem Einzelhandel in der Innenstadt liegen. Daran misst sich der Umgang mit allen Ansiedlungen.“

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Handelsexperte Stefan Kruse: „Der Fokus sollte auf der Innenstadt liegen“

dzNeues Einzelhandelskonzept für Kamen (+Video)

Kamen hat sich neue Grundregeln für die Ansiedlung von Läden gegeben. Stefan Kruse (59) ist Mitverfasser des neuen Einzelhandelskonzepts und erklärt, was es bedeutet – und wo noch ein Supermarkt hinsollte.

Kamen

, 27.03.2022, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Handelsexperte Stefan Kruse (59) aus Dortmund hat das neue Einzelhandelskonzept für Kamen vorgelegt. Es besteht aus über 200 Seiten und soll Kamen dabei helfen, künftige Ansiedlungswünsche von Geschäften so zu regeln, dass der Handel in der Innenstadt sowie in Nahversorgungszentren in Stadtteilen nicht kannibalisiert wird.

Das Konzept beschreibt zentrale Versorgungsbereiche auf einem Stadtplan und enthält die sogenannte Kamener Sortimentsliste. Das ist eine Liste von Waren, die unter anderem zentrenrelevante Sortimente definiert. So dürfen zum Beispiel Nahrungs- und Genussmittel außerhalb von zentralen Bereichen nur dann in den Regalen stehen, wenn bei der Verkaufsfläche eine Bagatellgrenze nicht überschritten wird.

Die Konsequenz: Auch künftig bleibt die Ansiedlung eines Edeka-Markts auf dem ehemaligen Praktiker-Gelände an der Henry-Everling-Straße wohl untersagt. Am Zollpost (u.a. Hornbach) und im Kamen-Karree (u.a. Ikea) dürfen Sortimente wie Lebensmittel nicht ausgebaut werden. Mehr zentrenrelevantem Einzelhandel in den Gewerbegebieten schiebt das Konzept grundsätzlich einen Riegel vor. „Ein Bekleidungsgeschäft ab einer bestimmten Größe gehört grundsätzlich in die Innenstadt“, sagte Mitverfasser Kruse, als er das Einzelhandelskonzept am Donnerstag in der Stadthalle öffentlich präsentierte.

Zugleich spielt die wohnortnahe Versorgung künftig eine größere Rolle. So steht das Konzept dem geplanten Neubau des Aldi- und Rewe-Standorts an der Lünener Straße nicht entgegen. Ein größeres Lebensmittelangebot ist in einzelnen Stadtteilen ausdrücklich erwünscht. „Wir sehen für Methler die Erforderlichkeit, noch einen weiteren Lebensmittelmarkt zu etablieren, ohne schon Standorte zu empfehlen“, sagte Kruse in einer gemeinsamen Sitzung des Wirtschafts- und des Stadtentwicklungsausschuss. Die Politiker empfahlen das Konzept einstimmig dem Stadtrat. Dieser soll den neuen Rahmen für die Bauleitplanung am 7. April beschließen.

Der Fokus soll auf der Innenstadt liegen

Rund drei Jahre lang dauerte die Arbeit an dem städtebaulichen Entwicklungskonzept. Handelsverbände, Gewerbevereine und Unternehmen wurden an dem Prozess beteiligt. Kamen solle auch künftig ein attraktives Einzelhandelsangebot haben, nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. „Alle künftigen Planvorhaben, die an Kamen herangetragen werden, müssen sich daran messen lassen, ob sie Einfluss auf die Innenstadt haben oder nicht. Der Fokus sollte auf der Innenstadt liegen“, sagte Kruse. In einem Video-Interview mit der Redaktion bewertete der Handelsexperte die derzeitige Situation des Handels in Kamen trotz Leerständen als gut bis befriedigend.