Gisela Menzel wartet auf Post „Ich kann mir doch nicht alles nochmal ausdrucken lassen“

Gisela Menzel wartet auf ihre Post: Jeder sieht sich unschuldig
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Gisela Menzel wohnt an der Unnaer Straße in Kamen in einem Haus, dass „da schon ewig und drei Tage“ steht, wie sie sagt. Ein bisschen im Hintergrund und doch auffindbar. Jüngst wurde schräg davor ein Seniorenheim errichtet.

Der Postwagen war auch gerade da, hatte für das ganze Mehrfamilienhaus aber nur einen einzigen Brief.

So geht das seit Wochen. Gisela Menzel und ihr Mann Hermann können nicht glauben, dass das alles sein soll. Aus gutem Grund. „Mein Vater ist vor kurzem gestorben“, sagt Gisela Menzel, und erwartet deshalb Post. Neben den alltäglichen Sendungen wartet sie auch auf Briefe und Rechnungen vom Bestatter, vom Amtsgericht wegen der Erbschaftsangelegenheiten und wegen anderer Formalitäten, die erledigt werden müssen.

„Ich kann doch meine Post nicht überall selbst abholen gehen.“

„Mein Bruder lebt in Australien“, schildert sie, dass sie sich daher hier allein um alle Dinge aus dem Nachlass kümmert. Doch das wird ihr erschwert, weil die Post in den Augen von Gisela Menzel nicht das tut, was sie soll: Briefe zeitnah und zuverlässig zustellen.
Sie sprach mit den Absendern der Post, und sowohl der Bestatter als auch die Sachbearbeiter beim Amtsgericht hätten ihr versichert, dass alle Unterlagen verschickt worden wären. Aber bei Gisela Menzel kam nichts an. „Ich bin dann dahin und habe mir die Dinge nochmal ausdrucken lassen. Aber ich kann doch meine Post nicht überall selbst abholen gehen“, ärgert sie sich.

Der Briefkasten von Frau Menzel sollte eigentlich prall gefüllt sein (Symbolbild).
Der Briefkasten von Frau Menzel sollte eigentlich prall gefüllt sein (Symbolbild). © Silvia Marks/dpa-tmn

Am Rande der Verzweiflung

„Das ist wirklich sowas von ärgerlich“, sagt sie, und wandte sich deshalb zunächst an die Beschwerdestelle der Post. Eine Reaktion blieb aus. „Da will man hier vor Ort alles regeln und machen, aber man kommt keinen Schritt weiter“, sagt sie mit Blick auf den fernen Wohnsitz des Bruders. Sie mag sich gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn der Bruder alles auf dem Postweg aus Australien regeln müsste.
„Ich entwickle ja gerade eine regelrecht Angst vor Mahnungen“, sagt sie, um es dann aber mit Galgenhumor zu nehmen: „Warum eigentlich, die kämen ja vermutlich auch nicht an.“ Sie ist kurz davor, direkt zum Postverteilzentrum zu gehen, um dort nach ihrer Post zu suchen, die seit Wochen nicht bei ihr ankommt.

„Wir können nichts dafür“

Bei der Post kennt man den Fall, hat aber keine Erklärung für das Ausbleiben der Briefe. „An uns kann es nicht liegen“, meint Achim Gahr, Sprecher der Post. Das Gebiet um die Unnaer Straße sei immer mit erfahrenen Briefboten besetzt gewesen. „Die kannten sich da aus“, meint Gahr und erklärt: „Die Zusteller waren vor Ort und haben extra Fotos gemacht. Die Briefkastenanlage war vorbildlich erreichbar. Ich habe mit dem Boten und dessen Vertretung gesprochen.“

Laut Achim Gahr sei den Zustellern auch nichts aufgefallen. „Für Frau Menzel tut mir die Situation leid. Wir können aber nichts dafür“, sagt der Pressesprecher der DHL.