Risiko bei der Gewerbesteuer in Kamen Wie beim Pokern geht der Kämmerer „All In“

Risiko bei Gewerbesteuer: Wie beim Pokern geht Kämmerer „All In“
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Mit „All In“ wird beim Pokern ausgedrückt, dass man ab sofort alles gibt, um irgendwie im Spiel zu bleiben. Doch nicht nur beim Pokern steht der Ausdruck für „Alles oder nichts“, wenn jemand sagen will, dass er jetzt ganz auf Risiko spielt.

Genau so sagt es der Kämmerer der Stadt Kamen, Christian Völkel, wenn er auf die Gewerbesteuer blickt: „Beim Pokern würde man sagen: Der Kämmerer geht All In.“ Er meint damit die Prognose für Einnahmen aus der Gewerbesteuer in den nächsten Jahren. Diese hat er höher angesetzt als in der Vergangenheit. So sagt er denn auch: „Das ist ein sportlicher Ansatz.“

Steuern aus Gewerbebetrieben schwer kalkulierbar

Sportlich deswegen, weil die Steuern aus Kamens Gewerbebetrieben – beispielsweise 3M, Durable, Vahle und Ikea – schwer zu kalkulieren sind. Zwar sind die Erträge in den vergangenen Jahren stets auf hohem Niveau gewesen. Wie sich die Konjunktur aber in den nächsten Jahren entwickeln wird, ist ziemlich ungewiss. Zumal der Wirtschaftsstandort Deutschland aktuell ziemlich schwächelt. Trotzdem: „Wir sind beim Ansatz mutiger geworden“, sagt Völkel. Das hat einen triftigen Grund: die Haushaltsnot. Denn ansonsten wäre das fürs nächste Jahr kalkulierte Defizit der Stadtkasse von 13,1 Millionen Euro noch größer.

Die Gewerbesteuer ist neben der Einkommenssteuer und den sogenannten Schlüsselzuweisungen eine der drei wichtigen Säulen, auf denen ein städtischer Haushalt steht. Von den 164 Millionen Euro, mit denen Völkel im Jahr 2025 als Erträgen plant, machen sie nahezu 50 Prozent aus. Eine weitere wichtige Einnahmequelle: die Grundsteuer B, die in Kamen mit einem Hebesatz von 940 Punkten bundesweit unter den Top Ten rangiert und mehr als zehn Millionen Euro in die Kasse spült.

Viele Geldscheine (10er, 20er und 50er), die das Rathaus in Kamen umrahmen. (Montage)
Nur auf diesem Bild sieht es aus, als würde das Rathaus im Geld schwimmen. Doch Geld fehlt in Kamen wie auch in vielen anderen Kommunen an allen Ecken und Enden. © Stefan Milk

Was an Steuern aus den Unternehmen erwartet wird

Mehr als bisher soll nun auch durch die Gewerbesteuer kommen. Demnach wird sich laut städtischer Prognose Kamens Wirtschaft in den kommenden Jahren prächtig entwickeln. Wurden in den Vorjahren jeweils jährliche Erträge von 19,5 Millionen eingeplant, fällt diese Summe in den kommenden Jahren deutlich höher aus. 23 Millionen Euro im Jahr 2025, dann weiter wachsend auf 24,1 Millionen (2026), 24,9 Millionen (2027) und 25,7 Millionen (2028). „Ein sehr sportlicher Ansatz“, bekräftigt Völkel. „Aber wir sind diesen Weg gegangen.“

„All In“ also bei der Gewerbesteuer. Nicht, um einen Sieg beim Pokern zu sichern, sondern um als Stadt irgendwie im Spiel zu bleiben.