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Freiwillige machen Hotel In der Kaiserau startklar für Flüchtlinge
Ukraine-Krieg
Menschen aus der Ukraine sollen ins ehemalige Hotel In der Kaiserau einziehen. Bei den Vorbereitungen packen viele ehrenamtliche Helfer mit an. Auch der Hotelbesitzer ist froh, helfen zu können.
Im ehemaligen Hotel-Restaurant In der Kaiserau ist plötzlich wieder etwas los. Mehr als ein Jahr nach der Schließung der Traditionsgaststätte kommt sprichwörtlich Leben in die Bude. Sowohl Stadtmitarbeiter als auch ehrenamtliche Helfer waren am Mittwoch dabei, die Räume als Flüchtlingsunterkunft vorzubereiten.
Dirk Kurhofer, Chef der Eigentümergesellschaft, traf sich vor Ort mit Vertretern der Stadt Kamen, um die Räume zu begehen und um vertragliche Angelegenheiten zu besprechen. Bereits am Vorabend hatte Kurhofer im Gespräch mit der Redaktion seine Bereitschaft erläutert, das Gebäude kurzfristig und vorübergehend zu vermieten.

Katharina Brügemann und Irina Bemeschok (r.) putzen ein Zimmer. Irina Bemeschok ist vor einer Woche mit ihrer Tochter in Methler angekommen, nachdem sie aus der Ukraine geflohen waren. © Stefan Milk
Die Stadt Kamen war an den Geschäftsführer herangetreten und hatte sich nach der Möglichkeit erkundigt, dort Menschen aus der Ukraine unterzubringen. „Ich habe die Stadt mit offenen Armen empfangen“, sagte Kurhofer. Es sei eine optimale und flexible Lösung gefunden worden. Das Gebäude werde so lange vermietet, „bis wir unser Bauvorhaben verwirklichen können“.
Kurhofers Projektgesellschaft plant auf dem Grundstück das „Kaiserau-Carree“, das aus drei Mehrfamilienhäusern mit Eigentumswohnungen besteht. Durch Maklerin Sabine Soucek aus Münster werden die Wohnungen bereits vermarktet. Mit einem längeren Aufschub der Baupläne wird durch die Einrichtung der Flüchtlingsunterkunft offenbar nicht gerechnet. „Wir sind vertraglich flexibel und setzen uns mit der Stadt wieder zusammen, sobald wir die Vermarktung hintereinander haben“, so Kurhofer.

Annette Wortmann von der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Methler sortiert Geschirr, Gläser und andere Haushaltsgegenstände. © Stefan Milk
Der Krieg in der Ukraine und das Schicksal der Menschen bewegt den Hotelbesitzer. „Es kommen überwiegend Frauen und Kinder, während die Männer daheim dafür kämpfen, dass die Menschen im Land weiter in Freiheit leben können“, sagte er.
Das ehemalige Hotel gilt als ideal für die Unterbringung von Flüchtlingen. Im Nachhinein könne er sich ärgern, dass er schon einiges Inventar habe herausholen lassen, meint Kurhofer. Das wird jetzt unter Regie der Stadt wieder komplettiert. Handwerker nehmen die marode Heizung wieder in Betrieb. Stadtmitarbeiter sowie ehrenamtliche Helfer aus Methleraner Vereinen, Gemeinden und Gruppen helfen beim Entrümpeln, Möbelaufbau oder beim Putzen. Kurhofer zeigte sich beeindruckt von dem Engagement.

Im ehemaligen Hotel-Restaurant In der Kaiserau haben die Vorarbeiten für die Einrichtung einer Flüchtlingsunterkunft begonnen. © Stefan Milk
Einige der Unterstützer sind selbst Migranten. Yasemin und Mustafa sind vor drei Jahren aus der Türkei nach Methler gekommen und möchten nun ihren Beitrag leisten, dass Menschen aus der Ukraine ebenso herzlich aufgenommen werden, wie sie es damals erlebten.
Und auch diejenigen Menschen, für die die Unterkunft jetzt gedacht ist, packen mit an. Irina Bemeschok floh zusammen mit ihrer Tochter aus der Ukraine und wurde vor einer Woche in einer Methleraner Familie aufgenommen. In einem der Hotelzimmer hantierte sie nun mit einem Staubsauger und half beim Putzen.
Jahrgang 1973, aufgewachsen im Sauerland, wohnt in Holzwickede. Als Redakteur seit 2010 rund ums Kamener Kreuz unterwegs, seit 2001 beim Hellweger Anzeiger. Ab 1994 Journalistik- und Politik-Studium in Dortmund mit Auslandsstation in Tours/Frankreich und Volontariat bei den Ruhr Nachrichten in Dortmund, Lünen, Selm und Witten. Recherchiert gern investigativ, zum Beispiel beim Thema Schrottimmobilien. Lieblingssatz: Der beste Schutz für die liberale Demokratie ist die Pressefreiheit.

Lebt und arbeitet in Kamen und mag die Region, vor allem ihre Menschen. Von denen kennt er hier ziemlich viele. Ist viel mit dem Rad unterwegs, kocht gern für seine Lieben, werkelt, spielt Karten und hat nie Langeweile.
