Denise Supper ist sich sicher, dass sich ihr Smartphone, ein wenige Wochen altes Xiaomi, in der Hosentasche befindet, als sie bei Elektro Stammer an der Nordenmauer in Kamen den Bus verlässt. Zusammen mit ihren Kindern Paula (6) und Lukas (2), dazu Ari, ein Golden-Doodle-Welpe, steuert die 34-jährige Kamenerin das Extrablatt im Einkaufszentrum Kamen Quadrat an, wo sie mit ihrem Schwiegervater zum Frühstück verabredet ist.
Dann der Schock, noch bevor sie das in Kamen beliebte Café erreicht. Das Handy, es ist nicht mehr da. Wohl aus der Hosentasche gerutscht. In einem Augenblick wird ihr schmerzhaft bewusst, was das bedeutet. „All meine Kontakte sind da drauf. Die ganzen Fotos. Und auch das Online-Banking!“
Smartphone ist im Bus verloren gegangen
Im selben Augenblick wird ihr ebenso bewusst, dass sie das Smartphone nur im Bus verloren haben kann. In einem Fahrzeug der Linie C21, die zwischen der Lüner Höhe, wo sie eingestiegen ist, und dem Alten Markt verkehrt. Der aufgeregte Start einer Hetzjagd, die das Familien-Trio samt Hund, 14 Monate alt, durch die Fußgängerzone führt – über Kampstraße, Weststraße und Weerenstraße zum Alten Markt, wo sich Kamens zentrale Bushaltestelle befindet. „Wir wollten den Bus abfangen und ich rief zu meinen Kindern: Kommt schnell, kommt schnell!“, berichtet Supper.
Und tatsächlich: Auf dem Alten Markt will gerade ein Bus losfahren. Nichts wie hin, denkt sich die gelernte Immobilienkauffrau, die sich gerade in Elternzeit befindet und auf ein Architekturstudium umgesattelt hat. Und sie kriegt ihn gerade noch, um ihn kurzzeitig zu stoppen. Doch ist es auch der richtige Bus?

VKU-Bus am Alten Markt gestoppt
Familie Supper fährt nicht immer Bus, aber auch nicht wenig. „Die Kinder lieben das Busfahren“, schildert die Mutter. So sehr, dass Lukas an dem Tag sogar ein Bild malt – für den Busfahrer. Und dieser Busfahrer, der kurz zuvor an der Lüner Höhe das Bild erhielt, ist es leider nicht, der in dem gestoppten Bus am Alten Markt sitzt. „Es ist der falsche Bus. Die Linie R13“, seufzt Supper. Der Bus, den sie erwischen will und vermutlich ihr Handy unbegleitet kutschiert, sei gerade abgefahren, berichtet der Busfahrer. „Ich ärgerte mich tierisch – auch über meine eigene Doofheit, ein Handy zu verlieren“, so Supper.
Ärgern ja, aufgeben nein. Denn der junge VKU-Fahrer ist hilfsbereit. Er kontaktiert, bevor er eilig weiterfährt, die Leitstelle, die sofort eine Art Handy-Notruf an alle Busfahrer absetzt. Derweil fragt Supper eine Passantin, ob sie deren Handy nutzen kann. „Ich musste ja meinem Schwiegervater erreichen, weil der ja im Extrablatt wartete.“
Am Ende mahnende Worte der Tochter
Derweil geht die Jagd nach dem Handy weiter. Nächste Station für Denise Supper: Die Servicezentrale der VKU, Fahrtwind, an der Lünener Straße. Dort trifft sie auf eine hilfsbereite Mitarbeiterin, die ihr berichtet, dass bereits eine Info an alle Busfahrer herausgegangen ist, weil ein Smartphone vermisst wird. Dann sagt eine andere Kollegin. „Hier kommt gerade eine E-Mail: Das Handy wurde gefunden!“
Denise Supper freut sich unbändig „Ich habe geheult vor Freunde“, sagt sie, wobei sie einen Riesendank an die VKU richtet. „Die ganzen Kontakte, die ganzen Fotos. Ich glaube nicht, dass sie irgendwo gespeichert waren.“ Und sie freut sich darüber, dass wildfremde Menschen ihr kurz ihr Handy liehen, damit sie die Suche organisieren konnte. „Das ist nicht selbstverständlich!“ Nach drei Stunden hektischer Suche mit Happy End geht es endlich zum Frühstück ins Extrablatt. Nicht ohne mahnende Worte der sechsjährigen Tochter: „Mama, das soll dir eine Lehre sein!“
Dieser Beitrag erschien bereits am 6. August 2024.