Fesseln für das Turbo-E-Bike Kaum Platz fürs S-Pedelecs auf Kamener Radwegen

Kaum Platz fürs S-Pedelecs auf Kamener Radwegen
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Wer ein S-Pedelec fährt, der ist nicht nur schneller unterwegs als herkömmliche E-Bike-Fahrer, sondern will meistens auch längere Strecken fahren. Das bis zu 45 Stundenkilometer schnelle E-Bike ist vergleichbar mit einem Mofa, hat ein Kennzeichen und darf nur auf der Straße, aber nicht auf Radwegen genutzt werden.

Bisher. Denn seit dem 18. Juli ist es nach einem Erlass des NRW-Verkehrsministeriums möglich, ein neues Verkehrszeichen unter das bekannte Radwegzeichen zu montieren. „S-Pedelecs frei“ – ein Zusatzzeichen, das die Nutzung des Radweg auch für Fahrerinnen und Fahrer des Turbo-E-Bikes erlaubt.

Mit dem S-Pedelec lassen sich höhere Geschwindigkeiten erreichen als mit dem herkömmlichen E-Bike. Eigentlich müssen sie auf der Straße fahren, künftig dürfen Fahrer aber auch Radwege, die ein entsprechendes Zusatzzeichen haben, nutzen.
Mit dem S-Pedelec lassen sich höhere Geschwindigkeiten erreichen als mit dem herkömmlichen E-Bike. Eigentlich müssen sie auf der Straße fahren, künftig dürfen Fahrer aber auch Radwege, die ein entsprechendes Zusatzzeichen haben, nutzen. © picture alliance/dpa/dpa-tmn

Womöglich sind nicht viele Ausnahmen für S-Pedelec-Fahrer möglich

Matthias Breuer, Fahrradbeauftragter und Stadtplaner aus dem Rathaus, ist skeptisch, dass es in Kamen allzu viele solcher Zusatzschilder geben wird. „Es gibt enge Grenzen, wo das einsetzbar ist“, sagte er im jüngsten Planungs- und Stadtentwicklungsausschuss. „Dort, wo auch Fußgänger unterwegs sind – wie beispielsweise auf der Strecke zwischen Wanderparkplatz Lindenallee und Kurler Busch – macht es keinen Sinn, Radfahrer zuzulassen, die 45 Stundenkilometer schnell sind.“

Und nicht nur auf diesem exemplarisch genannten Weg, sondern auf den meisten innerörtlichen Strecken. „Der Fußverkehr genießt eine besondere Schutzbedürftigkeit, es gibt Grundstückszufahrten, die zu berücksichtigen sind“, sagte Breuer. Beispiele, wo es in Kamen Ausnahmen für S-Pedelec-Fahrer geben könnte, nannte er nicht.

Die Rolle des S-Pedelecs in der angestrebten Mobilitätswende

S-Pedelecs könnten eine Rolle spielen in der angestrebten Mobilitätswende, die durch weniger Autoverkehr und mehr Radverkehr erreicht werden soll. Rechtlich gelten sie nicht als Fahrräder, sondern als Kleinkrafträder, sprich Moped. Es ist ein Nummernschild nötig und es gilt Helmpflicht. Die Turbo-Bikes dürfen nur mit Führerschein und bisher nicht auf Radwegen, sondern nur auf der Straße genutzt werden.

Die Entscheidungsbefugnis, ob und welcher Radweg freigegeben wird, so Breuer, „die liegt bei uns vor Ort“. Es gebe aber nicht viele Stellen, die dafür in Frage kommen. Ähnlich hatte sich bereits Anfang August ein Stadtsprecher in einer Anfrage der Redaktion geäußert.

Auch ADFC hält Möglichkeiten der Freigabe für begrenzt

Auch der ADFC sieht die Möglichkeiten für Pedelecs auf Radwegen als sehr begrenzt an. „Eine Gefährdung von anderen Radfahrenden oder Fußgängern muss ausgeschlossen werden“, heißt es auf der Website.

Auch Breuer will seine Einschätzung nicht falsch verstanden wissen. „S-Pedelecs haben ihre Bedeutung. Es ist nicht so, dass wir sie verteufeln wollen. Die Frage aber ist, ob es Sinn macht, Radwege gemischt zu nutzen.“