Im Kamen-Karree ist die neue Schnelladestation von EnBW eröffnet worden: 52 Fahrzeuge können gleichzeitig laden – und das ziemlich schnell – mit bis zu 300 Kilowatt Leistung. Das heißt: In nur fünf Minuten werden, je nach Fahrzeug, bis zu 100 Kilometer Reichweite geladen.

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„Den Diesel überholt“: Ministerpräsident eröffnet Schnellladepark in Kamen

dzVerkehr

Mit Sitzgruppe, Hightech-WC und Ladeplätzen für Wohnwagen-Gespanne bietet der neue Schnellladepark am Kamener Kreuz einige Neuheiten. Ministerpräsident Hendrik Wüst begleitet die Eröffnung.

Kamen

, 14.12.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Zur Eröffnung des Schnellladeparks im Kamen-Karree schaltete sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) in die Video-Konferenz zu und warf aus Düsseldorf einen Blick auf das dortige Szenario, wo Kamera-Teams filmten, E-Mobil-Blogger berichteten und ein blaues Band darauf wartete, zerschnitten zu werden, während die ersten Autofahrer ihre Akkus aufluden.

„Einen besseren Standort hätte man nicht suchen können“, sagte der frühere Verkehrsminister und verwies auf die herausragende Bedeutung des Kamener Kreuzes, das laut Statistik von acht Millionen Fahrzeugen monatlich durchquert wird. Darunter immer mehr E-Mobilisten. „Mit 6500 Zulassungen in NRW hat das Elektrofahrzeug im Oktober den Diesel überholt. So etwas hätte man vor kurzer Zeit noch nicht für möglich gehalten.“

Hendrik Wüst (CDU) ist Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und beteiligte sich an der Eröffnung des Schnellladeparks am Kamener Kreuz.

Hendrik Wüst (CDU) ist Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und beteiligte sich an der Eröffnung des Schnellladeparks am Kamener Kreuz. © picture alliance/dpa

100 Millionen Euro jährlich für Ladeinfrastruktur

Für den baden-württembergischen Energieversorger EnBW, der den Schnellladepark am Kamen-Karree 12 in einer Bauzeit von dreieinhalb Monaten fertigstellte, ist es mit 52 Ladepunkten der konzernweit größte. Die ursprünglich als größte Europas angekündigte Station ist das mittlerweile aber selbst in NRW nicht mehr: In Hilden gibt es bereits einen größeren Park mit nahezu 90 Ladepunkten.

Dennoch: „Mit seiner Größe und Lage ist Kamen ein echtes Flaggschiff“, so Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender bei EnBW. 100 Millionen Euro, so der Konzernchef, investiere das Unternehmen jährlich in die Ladeinfrastruktur, zudem weitere 100 Millionen Euro in den dafür notwendigen Netzausbau. Zurzeit gebe es 650 Schnellladestationen mit 2000 Ladepunkten bundesweit. Zurzeit eröffne EnBW einmal wöchentlich einen Schnellladepark. Mastiaux: „Aber nicht immer in der Größe wie jetzt in Kamen.“

Sitzgruppe, WC und Platz für Wohnwagen-Gespanne

Für Timo Sillober, bei EnBW verantwortlich für den Ausbau der Ladeinfrastruktur, ist der neue Schnellladepark etwas Besonderes. Nicht nur, weil die Fahrzeuge binnen fünf Minuten bis zu 100 Kilometer Reichweite aufnehmen können, je nach Fahrzeugtyp. Sondern wegen mehrerer Neuheiten: Es gibt große Ladeplätze auch für Wohnmobile und Wohnwagen-Gespanne am Eingang der Station. Es gibt erstmals eine Toilette, „eine sich selbst reinigende High-Tech-Toilette.“ Und es gibt unter dem großen Solardach eine Sitzgruppe mit Tisch, wo man sich die Wartezeit verkürzen kann. Zudem ist die Station mit freiem W-LAN ausgestattet. „Hier gibt es keine Langeweile, Laden macht Spaß“, ist er überzeugt.

Schnelladepark mit kleiner Sitzgruppe und einer öffentlichen Toilette, die selbstreinigend sein soll.

Schnelladepark mit kleiner Sitzgruppe und einer öffentlichen Toilette, die selbstreinigend sein soll. © Stefan Milk


Mehr Vertrauen in die Elektromobilität

Für Ministerpräsident Hendrik Wüst trägt der Ausbau am Kamener Kreuz dazu bei, dass Autofahrer der Elektromobilität künftig mehr Vertrauen schenken können. „Die Sorge, liegen zu bleiben, schwindet.“ Wenn im Pendlerland NRW schon jetzt der Diesel verdrängt würde, sei das ein erfolgreicher Realitätstest für die Elektromobilität.

EnBW werde, so Mastiaux, aber nicht nur in den Ballungsräumen wie in Kamen investieren, sondern auch in ländlichen Regionen, wie jüngst im sauerländischen Schmallenberg. Zusätzlichen Schub erhofft er sich durch die neue Regierung, weil Planungs- Genehmigungs- und Förderungsverfahren, die bisher bis zu zwei Jahre dauerten, künftig schneller umgesetzt werden müssten. Kamen sei eine löbliche Ausnahme gewesen. „Wir haben den Standort ohne öffentliche Förderung entwickelt.“