
© Borys Sarad
Chorgemeinschaft zeigt, wie aktuell Haydns „Schöpfung“ nach über 200 Jahren noch ist
Konzert
Oratorienchor und Chor der Konzertgesellschaft Schwerte präsentieren Haydns „Schöpfung“ in der Konzertaula. Sie zeigen, wie aktuell das Oratorium auch nach mehr als 200 Jahre noch ist.
Haydn wird bei der Uraufführung 1799 sicher nicht an den mittlerweile hohen Grad der Gefährdung dieser Erde gedacht haben. Dass über die Jahrhunderte sein Oratorium „Die Schöpfung“ seine Bedeutung bewahrt hat, ist sicher nicht nur der „klassischen“ Kompositionstechnik des reifen Haydn zu verdanken, sondern ebenso den zahllosen Chören und Solisten, die dieses Werk seitdem zu Gehör gebracht haben.
Denn „Die Schöpfung“ ist eine ungemein bildhafte, klangreiche und lautmalerische Darstellung der Erschaffung der Erde, gepaart mit der barocken Pracht Händelscher Oratorien und der Kunst Bachscher Fugen. Eine anstrengende und dankbare Aufgabe zugleich, die die Aufführenden mit beeindruckender Bravour absolvieren!
Gu vorbereitet und bis zum Schlussakkord gespannt
Drei Engel erzählen in Rezitativen und betrachten in den Arien die sieben Tage der Erschaffung der Welt, der Chor fällt ein mit Lobgesang und brausendem Jubel. Sehr gut vorbereitet und bis zum Schlussakkord gespannt ist die Chorgemeinschaft aus über 90 Sängerinnen und Sängern, die lange Spannungsbögen dramatisch aufbaut, der präzise Fugeneinsätze sowie eine mühelos klingende Höhe gelingen, die sich mitreißen lässt von den hervorragenden Solisten, die einzeln wie im Duett oder in den homogenen Trios beeindrucken.
Martin J.S. Ohu als Erzengel Raphael hat einen ebenso markanten wie in den vielfältigen Lautmalereien wandlungsfähigen Bass. Klar und hell erzählt der Tenor Andreas Post als Erzengel Uriel, gestaltet mit souveränem Forte die strahlende Sonne wie den bleichen Mond im intensivsten Pianissimo. Zu beiden fügt Engjellushe Duka als Gabriel ihren glockenhellen Sopran hinzu, schwebt in dramatischer Leuchtkraft der Koloraturen und spannungsreicher Intensität der Arien. Ihre Duette als Eva mit Martin Ohu als Adam strahlen voller Wärme und Innigkeit, wie sie jubelnde Freude verkünden.
Neue Philharmonie bietet die mitreißende Basis
Ohne die aufmerksame, kundige und agile Neue Philharmonie Westfalen würde dem Gesang die solide wie mitreißende Basis fehlen. Das anfängliche Chaos, der Urknall, klingt in der Einleitung zwar eher verhalten und harmonischer, als man es nach heutigem Verständnis darstellen würde; die plastischen Lautmalereien, die fast bildhaft wirkenden Darstellungen der Tiere, die sensiblen Kommentare des Cellos Walter Göddes in den Rezitativen oder die unvermittelte Wärme der dunklen Streicher bei der Darstellung der Walfische sind purer Ausdruck der schöpferischen Vielfalt - des Komponisten wie der von ihm beschriebenen Schöpfung. Stehender Applaus!