Auf Bundesebene hätte die SPD über ein Ergebnis wie in Kamen gejubelt. Für die hiesigen Sozialdemokraten ist es eine Katastrophe. Zwar hat die SPD wie bei nahezu allen bisherigen Wahl in Kamen die Mehrheit bekommen – aber sie ist hauchdünn.
Die SPD, die bei der Bundestagswahl 2021 noch fast 40 Prozent der Zweitstimmen geholt hatte, blieb diesmal deutlich unter 30 Prozent. Der Vorsprung vor der CDU schmolz auf weniger als zwei Prozent zusammen.
Kamens SPD-Stadtverbandsvorsitzender Denis Aschhoff klang am Wahlabend am Telefon dennoch einigermaßen gefasst. Offenbar hatten er und seine Parteifreunde sich angesichts der Umfragen auf ein miserables Ergebnis eingestellt. Sowohl auf Bundesebene als auch in Kamen. Schon bei den vergangenen Wahlen haben man stets Stimmen in Kamen verloren, meinte Aschhoff. Und bei der Europawahl im vergangenen Sommer hatte die CDU die SPD in Kamen sogar knapp überholt.
Immerhin blieb Aschhoff ein gewisser Trost: „Für uns zählt vor allem das Erststimmen-Ergebnis.“ Und da lag der Sozialdemokrat Oliver Kaczmarek in seiner Heimatstadt bei 35,8 Prozent – im September 2021 hatte er allerdings noch über 46 Prozent geholt. Gleichwohl wertete Aschhoff das Erststimmen-Ergebnis als Erfolg: „Ich finde es gut, dass die Leute differenzieren“, sagte er.
Gedrückte Stimmung auch bei der CDU
Die Stimmung im Parteibüro der CDU am Alten Markt beschrieb einer der Wahlparty-Teilnehmer als „eher gedrückt“. Das lag daran, dass sie mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz nicht über 30 Prozent gekommen war. Das war auch einer der Gründe, warum Kamens CDU-Chef Ralf Eisenhardt von einem „sehr enttäuschenden“ Ergebnis sprach. Auch auf lokaler Ebene habe er sich mehr erwartet, meinte Eisenhardt.

Vor allem aber zeigte er sich – wie die Vertreter der anderen Parteien – erschüttert über das gute Abschneiden der AfD. Die kam auf über 18 Prozent, obwohl sie in der Kamener Politik so gut wie gar nicht präsent ist.
Auch die Zahlen der beiden (ehemals) großen Parteien in Kamen bereite ihm Sorgen, meinte Eisenhardt: „SPD und CDU kommen zusammen auf etwas mehr als die Hälfte der Stimmen. Das ist eins schwieriges Ergebnis.“
Bei den kleinen Parteien sieht man das naturgemäß etwas anders. Bei den Grünen, die sich im „En Place“ am Alten Markt trafen, herrschte nicht gerade fröhliche, aber keine allzu depressive Stimmung. Man habe sich auf die Verluste vorher eingestellt, auch darauf, in Kamen nach 13 Prozent im Jahr 2021 wieder einstellig zu werden, sagte Ortsverbandssprecher Andreas Dörlemann: „Wir hinken dem Ergebnis auf auf Bundesebene ja immer etwas hinterher.“
FDP liegt noch hinter dem BSW
Die Linke hingegen holte in Kamen in etwa die gleiche Prozentzahl, mit der sie im Bund den Einzug in den Bundestag sicherte. Entsprechend groß war der Jubel im Parteibüro an der Oststraße, als um 18 Uhr der Trend über den TV-Bildschirm flimmerte. Dem Direktkandidaten Oliver Schröder war es da ziemlich egal, dass er selbst nicht ins Parlament kommt.
Keine Rolle spielte bei der Bundestagswahl in Kamen die FDP, die bei den Zweitstimmen mit 3,2 Prozent noch hinter dem BSW (3,9 Prozent) und damit fernab der Fünf-Prozent-Hürde lag. Parteivorsitzender Alfred Mallitzky machte dafür am Telefon den „Gegenwind aus Berlin“ verantwortlich.
Und dachte schon mal daran, dass am 14. September die für die Lokalpolitiker bedeutende Kommunalwahl ansteht: „Bis dahin müssen wir uns kräftig ins Zeug legen.“ Aber das gilt auch für die anderen Parteien.