Klassische Konzerte in der Konzertaula Kamen. Ein kulturelles Kleinod, das mehr Aufmerksamkeit verdient hat.

© Marcel Drawe

Besser als Open-Air, aber weniger Zuspruch: Kulturamt muss junge Hörer werben

dzMeinung

Während sich das Klassik-Open-Air eines überwältigenden Interesses erfreut, leeren sich die Ränge in der Konzertaula Kamen zunehmend. Junge Leute müssen begeistert werden, findet unser Autor.

Kreis Unna

, 30.06.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Klassik unter freiem Himmel. Ein wunderbares Ereignis, das nicht nur Freunde der Klassik anlockt.

Die Musikabende in Unna und Kamen haben Eventcharakter und sind so besonders, weil sie jeweils nur einmal im Jahr stattfinden.

Besonders sind auch die Konzerte in der Kamener Konzertaula. Und sie sind besser.

Der Sound der Neuen Philharmonie Westfalen entfaltet sich mit aller Wucht, die Akustik ist unvergleichlich, die Klasse der Musiker wird erst hier deutlich. Da kann ein Open-Air mit vergleichsweise dürren Klängen, die draußen keinen Halt finden, bei weitem nicht mithalten.

Menschen auch für Indoor-Kultur begeistern

Damit will ich das Klassik-Open-Air nicht abwerten. Schlichtweg ein tolles Ereignis. All jene, die das gut finden, haben aber die Gelegenheit, das weitere neun Mal in der Konzertaula zu erleben, zumindest außerhalb von Corona-Zeiten. Ich besuche die Konzerte regelmäßig seit mehr als 25 Jahren und weiß, dass flüchtige Tränen der Rührung das Hörerlebnis nicht schmälern.

Allein: Es stellt sich für die Kulturtreibenden die Frage, wie sie die Menschen für die Indoor-Kultur begeistern können. Denn die Abo-Zahlen gehen zurück, die Reihen lichten sich, auch wenn die eine oder andere Einzelkarte mehr verkauft wird.

Besser als die Kamen Klassik, aber es kommt keiner? Das ist freilich überspitzt formuliert. Der Kreis Unna muss sich trotzdem fragen, wie er die Begeisterung für Freiluft-Kultur besser nutzen kann, um immer leerer werdende Indoor-Ränge wieder aufzufüllen. Klar, Open-Air ist für lau. Doch die subventionierten Preise zwischen 12 und 24 Euro sind im Vergleich zu anderen Konzerthäusern spottbillig.

Jetzt lesen

Kartenvorverkauf bisher unzulänglich

Es könnte also mehr getan werden, um junges Publikum zu locken und zu begeistern, auch wenn es kein Rockkonzert ist. Schulklassen die eingeladen werden, Freitickets für Schüler und Studenten.

Das Argument, junge, disziplinlose Hörer könnten stören? Geschenkt. International geht es in Konzertsälen viel rauer und weniger steif zu. Da wird der Jacke schon mal über die Sitzlehne geworfen...

Ein limitierender Faktor war zudem der unzulängliche Kartenvorverkauf, der beim Kreis Unna telefonisch oder per E-Mail lief. Jetzt geht die Bestellung auch online über Eventim. Die Umstellung von antiquiert auf zeitgemäß war überfällig. Immerhin: Sie kann sich ab sofort positiv auswirken.

Positive Auswirkung auf die eigene Befindlichkeit hat auch jedes Konzert, das man sich in der Konzertaula anhört. Also los, nichts wie hin.