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Helmut Brockmann hat Tausende von Wohnungen gesehen und sie mit viel Feingefühl ausgestattet. 50 Jahre lang ist er in dem Kamener Traditionsgeschäft aktiv und setzt auch Akzente in der Händlergemeinschaft.
Helmut Brockmann war Einzelhändler mit Leib und Seele. Sein Heimtextilien-Geschäft in bester Lage, an der Kirchstraße rückwärtig zum Alten Markt, ist über Generationen Anlaufstelle für all jene, die sich mit Betten, Bettwäsche und Frottierwaren und später auch Gardinen und Markisen ausstatten wollen.
Für bis zu 17 Angestellte, darunter Näherinnen, Dekorateure und Monteure, ist Brockmann ein verlässlicher Chef, immer freundlich mit offenen Ohr für Nöte und Sorgen. Nach 87 Jahren schließt das inhabergeführte Traditionsgeschäft im Januar 2010, obwohl der Umsatz stimmt. Es gibt aber keinen Nachfolger. „Es ist schrecklich. Mein Lebenswerk ist weg“, sagt er.
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Dass der Heeren-Werver an dem Unternehmen hängt, ist nur allzu leicht nachzuvollziehen. Aufgewachsen ist er mit dem Geschäft, 50 Jahre lang darin selbst unermüdlich tätig, vor allem mit Unterstützung seiner Töchter, „ohne die ich den Laden nicht hätte führen können – und auch nicht ohne meine fähigen Mitarbeiter.“ Eine Aussage mit Bescheidenheit, die für den Unternehmer charakteristisch ist. Ihm nahe stehende Einzelhändler bezeichnen ihn als beliebt, ehrlich und angesehen.
Sein Vater gründete das Geschäft 1923 an der Oststraße, zwischenzeitlich zog es an die Weststraße. Ab 1959 hat es seinen Standort an der Kirchstraße. Im Jahr 2011, als das Ladenlokal zwischenzeitlich nicht vermietet ist, gestattet Brockmann dem Künstlerbund Schieferturm, dort Kunstwerke auszustellen.
In seinen 50 Arbeitsjahren hat Brockmann Tausende von Wohnungen gesehen – sie mit maßgeschneiderten Gardinen dekoriert und selbst angefertigten Markisen versehen.
Arbeit leistet er auf für den damaligen Heimat- und Verkehrsverein (HVV), Vorgänger der Kamener Interessengemeinschaft der gewerbetreibenden (KIG). Keine Aktion, bei der er nicht dabei ist, egal ob verkaufsoffenen Sonntage, der Frühlingsmarkt, für den er den Kontakt zum Weingut an der Nahe hält, oder Aktionen im Advent – hemdsärmelig packt er selbst mit an. Mitarbeiter dazu vorzuschicken, das ist nicht seine Art.
Bis zuletzt ist er Mitglied des Männerforums Kamen, in dem er als guter Gesprächspartner geschätzt wird.
Brockmann starb am vergangenen Samstag (30. Januar) im Alter von 84 Jahren.
Jahrgang 1968, aufgewachsen in mehreren Heimaten in der Spannbreite zwischen Nettelkamp (290 Einwohner) und Berlin (3,5 Mio. Einwohner). Mit 15 Jahren erste Texte für den Lokalsport, noch vor dem Führerschein-Alter ab 1985 als freier Mitarbeiter radelnd unterwegs für Holzwickede, Fröndenberg und Unna. Ab 1990 Volontariat, dann Redakteur der Mantelredaktion und nebenbei Studium der Journalistik in Dortmund. Seit 2001 in Kamen. Immer im Such- und Erzählmodus für spannende Geschichten.