
Radfahrerinnen und Radfahrer hatten dort bisher nie das Gefühl, dass sie sich auf einer Fahrradstraße befinden. Zu viel Verkehr, zu wenig Rücksicht von vielen (nicht allen) Kraftfahrern, die auf dem kurzen Stück zwischen Rathaus und Maibrücke lieber waghalsig überholen, als einige Sekunden hinterm Fahrradsattel zu bleiben.
So wurde die Bahnhofstraße die vielleicht meist kritisierte Fahrradstraße der Region. Die Stadt, die den Abschnitt bereits 2015 für Radfahrer auswies, hatte die Hoffnung, dass die Änderung irgendwann auch in den Köpfen der Kraftfahrer ankommt. Vielleicht eine berechtigte Hoffnung, am Ende erwies sie sich aber als trügerisch. Die Fahrradstraße wurde an der Stelle schlichtweg nicht akzeptiert.
Auch Radfahrer oftmals falsch unterwegs
Akzeptiert wurde sie übrigens auch nicht von Radfahrern, die oftmals lieber auf dem Bürgersteig fuhren als auf der für sie vorgesehenen Straße. Einerseits aus Sicherheitsgründen, wie ich oft hörte. Andererseits aus Unkenntnis. Die ins Pflaster eingelegte Schiene, die an die frühere Kleinbahn Unna-Kamen-Werne (UKW) erinnern soll, leistet dazu ihren Beitrag. Sie wirkt auf dem Bürgersteig wie eine Trennung in Fuß- und Radweg, die manchen verleitet, dort Rad zu fahren. Die Stadt stellte extra ein Schild „Radfahrer benutzen die Fahrbahn“ auf, um diesem Missverständnis vorzubeugen.
Dem Ziel, Radverkehr zur fördern, eine Reifenbreite näher
Weiteres Manko bisher: Die Fahrradstraße ist lediglich mit verhältnismäßig kleinen Piktogrammen und Schriftzügen versehen, die nach und nach verblassten. Die Schilder am Eingang der Straße sind nicht auf Augenhöhe, sondern weit darüber, sodass sie leicht zu übersehen sind. Wer sie aber nach neun Jahren immer noch nicht gesehen haben will, rechtfertigt sich allerdings auch nicht gerade glaubwürdig.
Nun kommt also doch alles anders. Richtig so. Die Stadt reagiert meines Erachtens zwar spät, aber jetzt umso konsequenter. Mit Einbahnstraße, ohne Durchgangsverkehr, mit sichtbarer Kennzeichnung. Viel mehr, als sich manch Radfahrer erhofft hat. Und letztlich kaum mit einer Mehrbelastung für Kraftfahrer, die künftig nur einige hundert Meter mehr fahren müssen. Dem berechtigten Ziel, Radverkehr zu fördern, ist man durchaus nun eine Reifenbreite näher.