
Apotheker Christoph Kalfhaus in seiner Apotheke am Kämertor. Zwar gibt es zurzeit nicht jedes Medikament, vor allem Fiebersäfte für Kinder fehlen. Trotzdem gebe es aber meistens eine gute Lösung, wie Engpässe überbrückt werden könnten. © Marcel Drawe
Arzneimittel für Kinder sind knapp: „Schmerzsäfte nicht zu bekommen“
Apotheken in Kamen
Kaum noch Schmerzsäfte, Engpässe bei Schmerzmitteln und Antibiotika. Wer in die Apotheke geht, muss zurzeit damit rechnen, dass nicht alles verfügbar ist. Apotheker erklären, warum das so ist.
Wer in die Apotheke geht, kann zurzeit Schwierigkeiten bekommen, bestimmte Arzneimittel zu erhalten. Gerade Familien, die ihre kranken Kinder versorgen müssen, stehen jüngst immer öfter ohne Medikamente da – freilich kein Phänomen, das es nur in Kamen gibt. Aber Kamener Apotheker erklären auf Anfrage unserer Redaktion unseren Lesern, was zurzeit fehlt, warum es diese Probleme gibt, und warum sich die Kunden zumindest kurzfristig keine Sorgen machen müssen.

Apotheker Dennis Nigge, der in Heeren-Werve die Barbara-Apotheke betreibt, erklärt unserer Redaktion, warum es Engpässe bei einigen Medikamenten gibt. © Milk, Stefan
Nicht der erste Engpass für die Apotheker
Christoph Kalfhaus ist Apotheker und betreibt die Apotheke am Kämertor an der Adenauerstraße. Er sagt: „Alle Apotheken sind momentan betroffen. Schmerzsäfte sind nicht zu bekommen. Außerdem gibt es Engpässe bei der Versorgung mit Schmerzmitteln und Antibiotika."
Um ein neues Phänomen handele es sich dabei aber nicht, sagt er: „Wir leben inzwischen seit drei bis vier Jahren mit Ausfällen bei der Lieferung dieser Stoffe. Das stört immer mehr." Kalfhaus berichtet, dass sich die Branche inzwischen auf die Situation eingestellt habe. „Wichtig ist guter Kontakt zum Arzt, um Alternativen zu finden. Auf diese Weise funktioniert zum Beispiel eine Umstellung von Schmerzsäften auf Zäpfchen“, sagt Kalfhaus.
Die Gründe für den teilweisen Ausfall von Medikamenten sieht der erfahrene Apotheker in der vermehrten Auslagerung der Arznei-Produktion: „Es gibt leider nur ganz wenige Rohstoffhändler, die meist im Fernen Osten sitzen. Wenn es da zu Ausfällen kommt, dann sind wir hier nun mal betroffen.“ Er hält aber auch fest: „Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden, obwohl es manchmal viel Zeit und Aufwand braucht, um bestimmte Stoffe zu finden.“
Kalkulationen basieren auf dem Vorjahr mit weniger Nachfrage
Dennis Nigge, Apotheker und Inhaber der Barbara Apotheke an der Westfälischen Straße 44 in Kamen Heeren, bestätigt: „Jede Apotheke hat mit den Arzneimittelengpässen zu kämpfen. Das betrifft vor allem Paracetamol- und Ibuprofen-Säfte, Zäpfchen und Kindernasenspray. Es geht also um die Versorgung unserer kleinen Mitbürger."
Er hat ebenso den Eindruck, dass die Lieferketten in den vergangenen Jahren extrem fragil geworden sind. Nigge sieht die Gründe dafür vor allem im Kostendruck im Gesundheitssystem. Von den Herstellern seien vor allem wirtschaftliche Gründe zu vernehmen: „Ein Grund für die mangelnden Arzneimittel ist, dass die diesjährige Produktion auf Kalkulationen aus dem Vorjahr basiert. Da gab es wegen der Pandemie aber weniger Bedarf. Die Kinder waren zuhause und nicht in der Kita. Jetzt ist der Bedarf viel höher."
Außerdem, so Nigge, sei die Produktion bestimmter Arzneimittel für die Unternehmen einfach nicht mehr rentabel. „Je rentabler das Gesundheitssystem sein soll, desto weniger verwunderlich ist es, dass die Produktion weniger rentabler Produkte, wie Kinderarznei, heruntergefahren wird", illustriert Nigge. Er selbst sehe diese Entwicklung kritisch. Nigge fürchtet aus diesen Gründen, dass derlei Probleme noch eine Weile fortbestehen werden.
Trotz Mangels gibt es laut Apothekern keinen Grund zur Panik
Der aktuelle Engpass dauert inzwischen schon eine Weile an. Das sagt auch Helga Maiwald von der Rathaus-Apotheke am Markt. „Wir bemühen uns immer redlich, alles zu bekommen", sagt sie. „Die Kinderarzneimittel sind knapp, aber Paracetamol-Zäpfchen sind jetzt bestellt. Ibuprofen-Säfte sind bei uns weiterhin vorhanden, weil wir Glück hatten und gut eingekauft haben." Maiwald betont ausdrücklich: „Noch gibt es keinen Grund zur Panik. Wir können die Patienten gut versorgen. Man findet immer eine Lösung.“