125 Jahre Elektro Brumberg in Kamen „Der Preiskampf ist härter geworden“

125 Jahre Elektro Brumberg: „Der Preiskampf ist härter geworden“
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Matthias Brumberg (59) und Andreas Brumberg (57), Geschäftsführer von Elektro Brumberg in Kamen und Menden, sind zwischen Zyliss-Zwiebelhackern, Leifheit-Teppichkehrern und Röhrenfernsehern aufgewachsen. Schon in ihrer Kindheit und als Jugendliche packten sie im Ferienjob mit an in dem bekannten Einzelhandelsunternehmen, das Karl Brumberg 1899 an der Kämerstraße in Kamen gründete. „Natürlich waren wir oftmals hier – und haben auch schon mal die Rasenmäher rausgeschoben für die Kunden“, lacht Andreas Brumberg.

Schmiedeeiserne Öfen, feines Porzellan und sogar Fahrräder: Zahlreiche der unendlich vielen Produkte, die in 125 Jahren durch die Kasse gingen, gibt es längst nicht mehr. Immer gab und gibt es allerdings eines: den Wandel. Den gestalten die Brüder seit etwa 25 Jahren gemeinsam. Unter zunehmend schwierigeren Bedingungen: „Der Preiskampf ist härter geworden“, sagt Matthias Brumberg.

Matthias Brumberg (l.) und Andreas Brumberg vor einem endlos wirkenden Gang mit Flachbildfernsehern in allen Größen.
Matthias Brumberg (l.) und Andreas Brumberg vor dem endlos wirkenden Gang mit Flachbildfernsehern in allen Größen. © Stefan Milk

Kamens High-Tech-Meile mit zweitem Standort in Menden

Was vor 125 Jahren als Schlosserei begann, in der mit Herden, Öfen und Haushaltswaren gehandelt wurde, ist heute Kamens High-Tech-Meile mit einem zweiten Standort in Menden. 80 Mitarbeiter, davon 50 in Kamen, sind bei Brumberg beschäftigt.

Die Märkte mit 2500 Quadratmetern (Kamen) und 1700 Quadratmetern (Menden) haben repräsentative Größen – und wirken dennoch klein, wenn man auf Wettbewerber wie Saturn, MediaMarkt und längst auch Amazon guckt. „Der Preiskampf läuft über Google“, sagt Matthias Brumberg. „Der Kunde vergleicht die Preise schon lange nicht mehr nur vor Ort und in den Nachbarstädten, sondern bundesweit.“ Daraus zog das Familienunternehmen eine Konsequenz.

Als Andreas Brumberg vor vielen Jahren den ersten Kaffeeautomaten ins Sortiment nahm, gab es in der Familie Schelte: „Bis du verrückt? Wer kauft eine Kaffeemaschine für 2000 Mark?“, hieß es.
Als Andreas Brumberg vor vielen Jahren den ersten Kaffeeautomaten ins Sortiment nahm, gab es von älteren Familienmitgliedern Schelte: „Bis du verrückt? Wer kauft eine Kaffeemaschine für 2000 Mark?“, hieß es. Die Frage wurde schnell beantwortet. „Nach wenigen Tag war sie verkauft.“ © Stefan Milk

Die Konsequenz heißt: Preisvergleich auch im eigenen Haus. Die Brumberg-Teamleiter prüfen zweimal wöchentlich, wie sich die Preise im Internet entwickeln. Diese Preise, die konkurrenzfähig sein sollen mit serösen Netzanbietern, werden dann auf elektronische Preisschilder in den Regalen und auf den Ausstellungsflächen gebeamt.

Damit beugt Brumberg auch einem Phänomen vor, das durch den Internethandel erst aufkam: Beratungsklau – sich erst vor Ort beraten lassen und dann günstig im Netz bestellen. „Im Gegenzug“, so Matthias Brumberg, „sind die Margen für uns als Händler deutlich geringer geworden.“ Das bedeutet für die Firma eines: den Umsatz erhöhen. „Wenn die Kalkulation enger ist, dann muss man viel mehr Ware drehen.“ Das Umsatzvolumen, so Matthias Brumberg, sei in den vergangenen Jahren entsprechend gestiegen.

Familie Brumberg vor 25 Jahren bei der 100-Jahr-Feier (v.l.) Friedrich-Wilhelm, Matthias, Janna, Rita, Andreas und Karl-Eugen Brumberg, vorne sitzend Hedwig Brumberg, Großmutter der heutigen Inhaber Matthias und Andreas Brumberg.
Familie Brumberg vor 25 Jahren bei der 100-Jahr-Feier (v.l.) Friedrich-Wilhelm, Matthias, Janna, Rita, Andreas und Karl-Eugen Brumberg, vorne sitzend Hedwig Brumberg, Großmutter der heutigen Inhaber Matthias und Andreas Brumberg. © Stefan Milk

Balkonkraftwerke und E-Roller sind schwer nachgefragt

Den Internethandel gibt es auch bei Brumberg. „Aber er ist nicht unser erstes Ziel“, so Andreas Brumberg. Vorrangig sei die Begegnung mit den Kunden direkt im Laden. Und das, so die Erfahrung, werde von vielen Kunden auch geschätzt, weil es den Unsicherheitsfaktor nicht gebe, dass über den Versand Ware kaputtgeht oder nicht vollständig geliefert wird. Dafür muss die Ware aber auch immer vor Ort sein. „Kaum einer sagt noch: Ich warte darauf drei Wochen“, so Brumberg.

Manche Ware ist aber nicht mehr da, weil sie längst aus dem Sortiment genommen wurde. Fahrräder Anfang der 80er. Porzellan Ende der 90er. Leuchten und Küchen. Matthias Brumberg: „Wir haben irgendwann gesagt. Wir schneiden alte Zöpfe ab.“ Jetzt bildet Elektronik den Schwerpunkt. Balkonkraftwerke und E-Roller sind schwer nachgefragt, Heißluft-Fritteusen mit Doppelfach gehen weg wie warme Semmeln. Andreas Brumberg: „Plötzlich ist so etwas in und keiner weiß warum.“

Ein alter Transporter der Firma Brumberg.
Die Lieferwagen, hier etwa in den 50er-Jahren, waren früher kleiner. Der Blick in die Unternehmenschronik erinnert an einen Besuch im Museum. © Stefan Milk

Unternehmen nach 125 Jahren ohne Verlust der Leistungskraft

Matthias Brumberg kann sich noch gut daran erinnern, dass es zum Jubiläum eine besondere Glückwunschkarte gab. Darauf standen die wohlmeinenden Worte: „Viel Glück für die nächsten 25 Jahre!“ Das war im Jahr 1999 – also vor 25 Jahren. Und? Haben die Glückwünsche gefruchtet? „Ja“, sagt Andreas Brumberg. „Wir sind noch da in aller Leistungskraft.“

Ein altes Foto vom Brumberg-Haus an der Kämerstraße nach der Firmengründung im Jahr 1899.
Das Brumberg-Haus an der Kämerstraße nach der Firmengründung im Jahr 1899. © Stefan Milk
Das markige Eckhaus hat sich über die Jahrzehnte war stark verändert, aber es hat  Wiedererkennungswert.
Das markige Eckhaus hat sich über die Jahrzehnte stark verändert, aber es hat Wiedererkennungswert. © Stefan Milk
Die ersten beleuchteten Schaufenster mit Küppersbusch-Reklame bei Brumberg an der Kämerstraße.
Die ersten beleuchteten Schaufenster in den 60er-Jahren mit Küppersbusch-Reklame bei Brumberg an der Kämerstraße. © Stefan Milk
Das prachtvoll saniert Haus einige Jahrzehnte nach Unternehmensgründung im Jahr 1899.
Das prachtvoll sanierte Haus einige Jahrzehnte nach Unternehmensgründung im Jahr 1899. © Stefan Milk