Der Kreis Unna will dieser Entwicklung in seinen Städten und Gemeinden mit dem „Masterplan Wohnungsbau“ entgegenwirken. Diesen Plan hat der Kreistag Ende 2021 mehrheitlich in Auftrag gegeben. Kürzlich wurde im Wirtschaftsausschuss auf Kreisebene das finale Papier behandelt. Es soll den acht Städten und zwei Gemeinden eine Orientierung zur aktuellen Wohnraumsituation liefern und mit Blick auf Bedarf und Potenziale auch konkrete Handlungsempfehlungen liefern.
Für Holzwickede fallen in dem mehr als 160-seitigen Dokument diverse Eigenheiten auf, die für die Wohnraumplanung herausfordernd sind: So weist die Gemeinde seit Jahren die höchste Einpendlerquote NRWs auf, was dafür spricht, dass die Einwohnerzahl wachsen könnte. Andererseits ist Holzwickede mit rund 22 Quadratkilometern die kleinste aller Kreis-Kommunen. Ein großer Teil der Wohnbebauung konzentriert sich auf wenige Quadratkilometer in der Mitte und im Norden der Gemeinde.
Bedarf an Wohnraum für Geringverdiener und ältere Menschen
Der Wohnungsbestand stammt größtenteils aus den 1950er- bis 1970er-Jahren. Trotz des Neubaugebiets „Wohnpark Emscherquelle“ und vereinzelter Wohnbauprojekte im Ort wertet der „Masterplan Wohnungsbau“ die Neubautätigkeiten als moderat.
Mietpreise in Holzwickede sind zwar niedriger als im Rest des Kreises Unna, doch die Kaufpreise steigen. Ein Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für niedrigere Einkommen und ältere Menschen ist spürbar, da geförderter Wohnraum begrenzt ist. Holzwickede benötigt Investitionen in den Wohnungsbestand und neue, erschwingliche Wohnmöglichkeiten.
Anreize für Investitionen schaffen
Folgende Empfehlungen gibt der Kreis:
- Baulücken und Brachflächen aktivieren. Anreize durch reduzierte Erschließungskosten schaffen.
- Bestehende Wohnbauten über Dachausbauten und Aufstockungen verdichten.
- Über Investoren und Bauträger innovative Wohnlösungen finden, etwa Mehrgenerationenwohnen oder Tiny Houses.
- Energetische Standards im Neubau fördern, um Umweltziele zu erreichen und langfristig Kosten zu senken.
- Förderprogramme und Beratungsleistungen ausbauen, um energetische Sanierung und barrierefreie Umbauten attraktiver zu machen.

Für bezahlbaren Wohnraum könnten wiederum sozialgerechte Bodennutzungskonzepte sorgen, um Bauland für preiswerte Mietobjekte zu sichern. Quotenregelungen sollen bei Neubauprojekten einen bestimmten Anteil an bezahlbarem Wohnraum gewährleisten. Dieses Werkzeug kam in der Vergangenheit etwa im Wohnpark Emscherquelle zum Tragen – hier sind sechs Mehrfamilienhäuser mit Sozialwohnungen entstanden.
Über den „Masterplan“ sollen die Städte und Gemeinden im Kreis auch vermehrt in den Austausch über Erfahrungen rund um einzelne Wohnbauprojekte kommen. Weiterhin soll die Bevölkerung frühzeitig in Planungsprozesse eingebunden werden – etwa durch Versammlungen und digitale Plattformen.
Dass griffige Ideen alleine nicht reichen, betont Landrat Mario Löhr (SPD) im Vorwort des Konzeptpapiers: „Durch den jetzt vorgelegten Masterplan wird sich kein Quadratmeter Wohnraum von selbst bauen und er kann auch die schwierigen Rahmenbedingen nicht beseitigen. Er kann aber helfen, jede einzelne Initiative und jede Planung so auszurichten, dass wir die drängenden Herausforderungen zielgenauer angehen können.“