„Vor zehn Jahren war es noch brechend voll“ Viele Lücken auf dem Holzwickeder Wochenmarkt

Lücken auf dem Wochenmarkt: „Vor zehn Jahren war es noch brechend voll“
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Ein grauer Freitagvormittag in Holzwickede. Es ist Markttag. Angelika und Achmad Aldasouki sitzen zwischen hängenden Blusen und Pullovern an ihrem Stand und warten auf Kunden. „Man hält sich über Wasser“, sagt der Textilhändler aus Wesel. Kunden kommen in Holzwickede letztlich wenige, dafür aber Gesprächspartner. „Hier kommen die Alten zum Quatschen“, sagt Achmad. Er und seine Frau quatschen gerne. Sie stammt aus Opherdicke. Normalerweise fährt das Paar, das einst auch einen Laden in Wesel hatte, Märkte am Niederrhein an. Nach Holzwickede kommen sie auch aus alter Verbundenheit schon seit über 20 Jahren.

„Damals war es besser. Es werden immer weniger Händler. Aber auf anderen Märkten ist es genauso. Es geht überall in den Keller“, so Achmad. Wie könnte der Wochenmarkt perspektivisch besser werden? Die große Antwort hat das Paar nicht parat. Dafür aber kleine. „Die Hunde sollten uns hier nicht an die Puppen pinkeln“, sagt Angelika. „Und mit dem Fahrrad wird hier auch gerne durchgefahren. Das ist gefährlich“, sagt Achmad.

Achmad und Angelika sind seit 33 Jahren verheiratet. Die Textilhändler kommen seit gut 20 Jahren nach Holzwickede.
Glücklich trotz überschaubaren Verkaufserlösen: Achmad und Angelika sind seit 33 Jahren verheiratet und immer für einen Plausch zu haben. © Christian Greis

An anderer Stelle hört man als Antwort auf grundsätzliche Fragen zur Attraktivität des Marktes: Es fehle an Händlern, an Auswahl, es gebe zu viele textile Angebote, die Parkmöglichkeiten könnten besser sein und ganz konkret fehle es an einem umfangreichen Obst- und Gemüsestand. Dass die Händler zudem an Freitagen, an denen der Marktplatz anderweitig genutzt wird, auf den ungeliebten Platz von Louviers zu gleichen Konditionen ausweichen müssen, stößt ebenfalls auf.

„Dann kommen wir schon gar nicht mehr. Die Ausnahme ist vor Weihnachten, weil wir da Kränze verkaufen“, sagt Christiane Brauckmann. Mit Janine Hoffmann, die einen Blumenladen in Hörde betreibt, verkauft sie Schnittblumen und Co. auf dem Markt. Einen Strauß Blumen können sie hier günstiger anbieten als im stationären Handel. „Wenn der hier 15 Euro kostet, zahlen sie im Laden vielleicht 25 Euro“, sagt Hoffmann.

Kundschaft ist überwiegend im Rentenalter

Neben Holzwickede ist das Duo auch in Dortmund und Schwerte auf den Märkten vertreten. „Das Markttreiben hat insgesamt nachgelassen. Vor zehn Jahren war es hier in Holzwickede auch noch brechend voll“, sagt Brauckmann. Das liege am Generationenwechsel. Heute habe aus der arbeitenden Bevölkerung niemand mehr Zeit, um vormittags über den Markt zu schlendern.

Vereinzelt sind in Holzwickede junge Gesichter am Freitagvormittag zu sehen, aber in der Summe sind eher ältere Menschen unterwegs. Rollatoren sind für viele Marktbesucher wichtiges Begleitobjekt.

Fischstand auf dem Holzwickeder Wochenmarkt: So beliebt, dass es hier auf dem sonst überschaubaren Markt auch mal zu einer Warteschlange kommt.
Fischstand auf dem Wochenmarkt: So beliebt, dass es hier auf dem sonst überschaubaren Markt auch mal zu einer Warteschlange kommt. © Christian Greis

Für ihren Stand zahlt das Floristen-Duo Hoffmann und Brauckmann für einen Vormittag rund 50 Euro. Nicht günstig finden die beiden, dabei hat die Gemeinde zum Ende des Vorjahres explizit darauf verzichtet, die Gebühr pro Quadratmeter zu erhöhen. Alleine wegen gestiegener Stromkosten müsste man das eigentlich machen, würde damit aber abwandernde Händler riskieren.

„Derzeit betreibt die Gemeinde den Wochenmarkt als kostenrechnende Einrichtung, um die Aufwendungen für Personal, Leistungen des Baubetriebshofs, Strom usw. über die Marktstandgebühren abzudecken“, sagt Stefanie Heinrich, die den Fachbereich Ordnung, Bürgerservice, Soziales leitet, unter den auch der Wochenmarkt fällt. Man wolle die Gebühren stabil halten und es stünden auch Ideen im Raum, „den Markt um weitere Aktionen auszubauen.“ Konkret wird man diesbezüglich allerdings nicht.

Ein gutes Dutzend Stände verteilen sich auf dem Marktplatz

19 Händler führt die Gemeinde derzeit im Bestand. „Davon beschicken 12 bis 14 Händler den Markt jede Woche – abhängig von Jahreszeit und Witterung“, sagt Stefanie Heinrich. Auch im Rathaus würde man sich eine größere Produktpalette wünschen, doch Händler vom Holzwickeder Wochenmarkt zu überzeugen, scheint schwer: „Bisherige Akquise-Versuche in der Region hatten geringen Erfolg. Die Besucherfrequenz auf umliegenden Wochenmärkten ist im Verhältnis zu Holzwickede größer“, so Heinrich.

Grundsätzlich befinde sich das Marktgeschehen auch außerhalb Holzwickedes in einem Wandel. So hätten Händler in den vergangenen Jahren aus Alters-, Gesundheits- oder auch aus wirtschaftlichen Gründen den Betrieb aufgegeben. Wenn sich neue Standbetreiber für den freitäglichen Markt in der Gemeinde entscheiden würden, dann habe das oftmals mit dem Werben hiesiger Stammhändler zu tun.

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Wochenmarkt-Zeiten in Holzwickede

Der Wochenmarkt findet freitags auf dem Marktplatz direkt vor dem Rathaus in der Zeit zwischen 8 Uhr und 13 Uhr statt.