Jan Maßmann und Katja Koszela werden mit ihren Kindern Ben und Ida an die Friedhofstraße ziehen. Damit endet eine fast zweijährige Suche nach einer passenden Bleibe in der Gemeinde.

Jan Maßmann und Katja Koszela werden mit ihren Kindern Ben und Ida an die Friedhofstraße ziehen. Damit endet eine fast zweijährige Suche nach einer passenden Bleibe in der Gemeinde. © Greis

Warum das Glück einer Holzwickeder Familie künftig am Friedhof liegt

dzVerzweifelte Haussuche

Die Wohnung zu klein und ein Vermieter, der den Auszug forciert. Der Immobilienmarkt überhitzt. Jan Maßmann und Katja Koszela verzweifeln fast an der Suche nach einer Bleibe. Bis sich plötzlich eine Chance bietet.

Holzwickede

, 25.07.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Sie haben Flugzettel gestaltet und verteilt. Sie haben Familie, Freunde und Bekannte abgefragt. Sie haben das Internet nach Angeboten durchforstet. Sie haben sich im Mai des Vorjahres und im Juni dieses Jahres über dieses Medienhaus an die Öffentlichkeit gewandt: Jan Maßmann und Katja Koszela hatten kaum etwas ausgelassen, um in Holzwickede entweder eine neue Wohnung zur Miete oder ein Haus zum Kauf zu finden.

Seit etwas mehr als einem Jahr lebt das Paar zusammen mit Koszelas Sohn Ben auf etwas mehr als 50 Quadratmetern in einer Wohnung in Opherdicke. Regelmäßig ist zudem Maßmanns Tochter Ida vor Ort, die aber überwiegend bei ihrer leiblichen Mutter lebt. Drei plus eins – für die bisherige Bleibe zu viele Menschen für zu wenig Platz. Zudem machte zuletzt der Vermieter Druck, er meldete Eigenbedarf für die Wohnung an. Die Patchwork-Familie soll eigentlich zum Ende des Monats raus.

Neue Bleibe soll in Holzwickede liegen

Dagegen sträubt sich das Paar nicht. Aber: Ben wird eingeschult, geht künftig auf die Paul-Gerhardt-Schule. Ein Umzug etwa nach Dortmund war daher keine Option. Die Familie fühlt sich im Ort verwurzelt, will in Holzwickede leben. Immer wieder scheitern der 33-Jährige und seine Partnerin an Vermietern, die im Zweifel lieber auf kinderlose Mieter zu setzen scheinen.

Im Vorjahr hatten die beiden sogar Flugzettel verteilt, um auf ihre Suche nach einem neuen Zuhause aufmerksam zu machen.

Im Vorjahr hatten die beiden sogar Flugzettel verteilt, um auf ihre Suche nach einem neuen Zuhause aufmerksam zu machen. © Lisa Dröttboom

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Und ein Haus kaufen? Diese Option hatten die beiden zuletzt wegen der horrenden Kaufpreise für den Moment schon ad acta gelegt. Seit fast zwei Jahren haben sie den Immobilienmarkt im Blick, hatten sich einst ein Limit von 300.000 Euro gesetzt. Und mussten schnell feststellen: Dafür bekommt man dieser Tage kein Haus mehr. „Für den Preis, für den wir suchen, hat man früher selbst gebaut. Aber die Häuser für 350.000 Euro sind komplett renovierungsbedürftig“, stellte Jan Maßmann schon im Vorjahr fest.

Hausverkäufer recherchiert und bekommt ein Bild von den Interessenten

Aber wie heißt es so schön: Holzwickede ist eben doch ein Dorf. Und manchmal muss nur der richtige Mensch zur rechten Zeit die Ohren offen haben. In dem Fall war das der Nachbar von Mutter Maßmann. „Der hat die Elektrik in einem Reihenhaus gemacht“, sagt der 33-Jährige, der so von einem Verkauf an der Friedhofstraße erfuhr.

Schnell war der Kontakt zum Verkäufer geknüpft, die potenzielle Bleibe besichtigt. „Das Reihenhaus gefiel uns direkt“, sagt Jan Maßmann. Zu Gute kamen der Familie dann wohl auch ihre öffentlichen Aufrufe. „Der Verkäufer hat recherchiert, auch die Artikel über uns gefunden. Er konnte unsere Lage nachvollziehen und fand uns wohl auch ganz sympathisch.“ Letztlich einigte man sich auf einen Kaufpreis, der zumindest in der Nähe der einstigen Budgetgrenze liegt.

So hatten sich Katja Koszela und Jan Maßmann noch im Juni die Zukunft zwar vorgestellt, aber zu dem Zeitpunkt aufgrund der Situation am Markt den Gedanken an ein Haus vorerst schon aufgegeben. Jetzt klappte es doch noch mit den eigenen vier Wänden.

So hatten sich Katja Koszela und Jan Maßmann noch im Juni die Zukunft zwar vorgestellt, aber zu dem Zeitpunkt aufgrund der Situation am Markt den Gedanken an ein Haus vorerst schon aufgegeben. Jetzt klappte es doch noch mit den eigenen vier Wänden. © Greis

Kaufvertrag fürs eigene Heim ist schon unterschrieben

„Anfang der kommenden Woche haben wir den Kaufvertrag unterschrieben. Die Finanzierung steht. Wir hoffen, dass wir zum 1. September rein können. Dann stehen noch einige Renovierungsarbeiten an“, sagt Jan Maßmann. Knapp zwei Jahre Suche nach einer angemessenen Bleibe scheinen für die Patchwork-Familie nun ein glückliches Ende zu nehmen. „Wir sind auch guter Dinge, dass wir das Mietverhältnis mit dem aktuellen Vermieter nun harmonisch zu Ende bringen“, sagt Katja Koszela.

Im Herbst will die Familie ein neues Kapitel an der Friedhofstraße aufschlagen. Von derzeit rund 50 Quadratmetern wächst der Wohnraum dann auf gute 145 Quadratmeter. Statt zweieinhalb gibt es künftig fünf Zimmer, zwei Bäder, einen Balkon und sogar einen kleinen Garten. „Per Wendeltreppe kommt man in den sogar vom Balkon“, sagt die Außendienstmitarbeiterin einer Krankenkasse. Und ihr Freund, ebenfalls für eine Krankenkasse tätigt, fügt an: „Einen Kamin gibt es auch, das ist bei den derzeitigen Energiepreisen auch nicht so schlecht.“

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Der 1-a-Wunsch, eine neue Bleibe in Opherdicke oder Hengsen zu finden, hat sich zwar nicht erfüllt. Das kann die Familie aber locker verkraften. „Wir sind einfach sehr happy, dass wir in Holzwickede bleiben können“, sagt Katja Koszela. Hier will das Paar alt werden und ihr Freund sagt mit Blick auf den nahen kommunalen Friedhof lachend: „Im Alter haben wir es dann für den letzten Umzug nicht weit.“