Für neue Tablets fehlt das Geld Technik an Holzwickeder Schulen veraltet

Technik an Schulen: Für neue Tablets fehlt das Geld
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Wenn man den Corona-Jahren etwas Positives abringen möchte, dann den Umstand, dass Politik durchaus zu schnellen Entscheidungen fähig ist. So wurde der 2019 aufgelegte Digitalpakt Schule zwischenzeitlich von 5 Milliarden auf 6,5 Milliarden Euro aufgestockt, um die Digitalisierung im Klassenzimmer voranzutreiben. Durch das Förderpaket wurden 90 Prozent der Kosten für schnelle Internetverbindungen, interaktive Tafeln oder Tablets für den Unterricht übernommen. Den Rest mussten Länder und Kommunen beisteuern.

Als Schulträger für vier Grundschulen und mit der Josef-Reding-Hauptschule sowie dem Clara-Schumann-Gymnasium für zwei weiterführende Einrichtungen verantwortlich, darf die Gemeinde Holzwickede für sich durchaus behaupten, dass man die Digitalisierung nicht stiefmütterlich behandelt hat. Ab 2019 hat man innerhalb von drei Jahren an allen sechs Schulen für schnelles Internet gesorgt, digitale Tafeln verbaut und Hunderte Tablets angeschafft.

Laptops und Tablets: Rund 1300 Endgeräte sind mittlerweile an vier Grundschulen und zwei weiterführenden Schulen in Holzwickede im Einsatz.
Laptops und Tablets: Rund 1300 Endgeräte sind mittlerweile an vier Grundschulen und zwei weiterführenden Schulen in Holzwickede im Einsatz. © Udo Hennes

Für jedes Kind ein Tablet an den Grundschulen

Was die aktuelle digitale Ausstattung angeht, bescheinigt die zuständige Gemeindeprüfungsanstalt NRW dem Rathaus gute Arbeit. „Die Gemeinde Holzwickede ist bei der Digitalisierung an ihren Schulen bereits gut aufgestellt. Die Ausstattung ist modern. Alle Schulen sind über Glasfaser mit ausreichender Bandbreite an das Internet angeschlossen“, heißt es in einem aktuellen Prüfbericht.

Der stellt Holzwickede auch in Vergleich zu 80 weiteren Vergleichskommunen. Geht es diesbezüglich beispielsweise um Ausstattung mit mobilen Geräten wie Tablets oder Laptops an Grundschulen, dann erreicht die Gemeinde unter vergleichbaren Schulträgern den dritthöchsten Pro-Kopf-Wert. Statistisch gesehen stehen 0,96 Endgeräte pro Schüler zur Verfügung, nur zwei andere geprüfte Schulträger können noch höhere Werte vorweisen.

Für die beiden weiterführenden Schulen liegt Holzwickede im Vergleich unter 58 Städten und Gemeinden im Mittelfeld. Etwa drei Viertel der Hauptschüler und Gymnasiasten könnten zeitgleich mit Endgeräten versorgt werden. Insgesamt bescheinigt die Prüfanstalt der Gemeinde, dass die Ausstattung mit Geräten weiter vorangeschritten ist, als es der zugrundeliegende Medienentwicklungsplan vorsieht. Dass das vergleichsweise kleine Holzwickede die IT-Ausstattung in dem Maße für sechs Einrichtungen und drei unterschiedliche Schultypen leisten muss, beschreibt der Bericht als „anspruchsvoll“ und treffe in NRW nur auf wenige Kommunen zu.

Zum Thema

Kontrollinstanz für Städte und Gemeinden

  • Die Gemeindeprüfungsanstalt (gpaNRW) ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts in NRW und fungiert als Aufsichtsbehörde für alle 396 Städte und Gemeinden sowie 30 Landkreise, die Städteregion Aachen, mehr als 200 Verbände und rund 650 Eigenbetriebe.
  • Ihren Fokus legen die Prüfer dabei auf die jeweiligen Haushalte und kontrollieren, ob eine Gemeinde wie Holzwickede rechtmäßig, sachgerecht und wirtschaftlich agiert.

Holzwickedes Erster Beigeordneter Bernd Kasischke sitz an seinem Schreibtisch und übergibt Dokumente an eine Gemeindemitarbeiterin.
Etwas Handfestes, zum Beispiel einen Förderbescheid, der die IT-Ausstattung an den Holzwickeder Schulen in den kommenden Jahren sichert, würde Bernd Kasischke gerne in die Hand nehmen. Aktuell können sich Bund und Länder allerdings nicht auf ein Förderpaket einigen. © Christian Greis

Auch wenn der Ist-Zustand passt, macht sich Bernd Kasischke für den Geschäftsbereich Schule durchaus Sorgen. Der Erste Beigeordnete stellt sich für die Zukunft die Frage, wie es mit der Digitalisierung weitergeht – vor allem finanziell.

Nahezu jede Stadt und Gemeinde in NRW wird im kommenden Jahr keinen ausgeglichenen Haushalt vorweisen können. Holzwickede hat mit einem Anbau an der Aloysiusschule für die Ganztagsbetreuung ein Millionen-Projekt vor der Brust. Viel Spielraum für andere Ausgaben bleibt nicht, zumal das Bauprojekt großteils aus eigenen Mitteln finanziert werden muss.

„Gerne würden wir 400.000 Euro in die Hand nehmen, um die Schulen vollumfänglich mit digitalen Geräten auszustatten. Aber: Nächstes Jahr werden die ersten Tablets 6 Jahre alt und müssen ausgetauscht werden, weil es dann keine Sicherheitsupdates mehr gibt. Ohne dürfen wir die nicht nutzen“, so Kasischke.

IT-Sicherheit an Schulen birgt Risiken

IT-Sicherheit an den Schulen ist dabei sowieso ein Thema, bei dem auch die NRW-Prüfanstalt den Finger hebt und der Gemeinde in vielen Bereichen wie IT-Sicherheitsmanagement oder Datensicherung erheblichen Nachholbedarf bescheinigt. Zwar bescheinigen die Prüfer allen bis dato kontrollierten Schulen erhebliche Mängel, die Einrichtungen in Holzwickede liegen allerdings am unteren Ende des Vergleichsspektrums. Entsprechend wird ein IT-Sicherheitskonzept empfohlen, aus dem sich technische und organisatorische Maßnahmen ableiten lassen.

Auch das wird natürlich Geld kosten, das momentan nicht in Sicht ist. Im Mai ist der milliardenschwere Digitalpakt ausgelaufen. Städte und Gemeinden warten derzeit auf ein Anschluss-Paket. Wie viel Geld ein Digitalpakt 2.0 über welchen Zeitraum enthält und wer ihn wie finanziert – darüber sind sich Bund und Länder uneins. „Die Milliarden aus dem ersten Digitalpakt sind längst verpufft. Ein neuer Pakt würde unsere Vorhaben auf die letzte Meile bringen, aber da kommt derzeit einfach nichts“, sagt Kasischke über die verzwickte Situation, die Rathäuser in den Wartestand zwingt.