Kein Straßenbau ohne Rückhalt: In dem Fall für ein Regenrückhaltebecken, das als erste bauliche Maßnahme dem eigentlichen Straßenbau für die L677n vorangestellt wird. „Ende 2025, Anfang 2026 ist hierbei als Zeitraum für den Baubeginn vorgesehen“, sagte mit Daniel Langemann der zuständige Projektleiter von Straßen NRW unter der Woche im Planungs- und Bauausschuss.
Nüchtern gab der Planer den aktuellen Sachstand zu Protokoll. Der stellt sich aktuell wie folgt dar.
Wie ist der aktuelle Planungsstand für die L677n?
Anschluss an die A40, Streckenverlauf, Kreisverkehre – die grundsätzliche Planung für die Umgehung steht seit Jahren und ist rechtskräftig planfestgestellt. Die Ausführungsplanung allerdings beginnt erst jetzt.
Im vergangenen August wurde der Auftrag europaweit ausgeschrieben, seit März steht ein Ingenieurbüro für die Planung fest. „Das hat die Arbeit mittlerweile aufgenommen“, so Langemann. Verhandlungen für nötige Flächenzukäufe haben im Vorjahr begonnen. Seit Jahresbeginn werden zudem die nötigen landschaftlichen Ausgleichsmaßnahmen erarbeitet.
Wann ist ein Baustart absehbar und was wird zuerst gebaut?
Vor Ende 2025 tut sich baulich im Osten der Gemeinde wenig. Die Ausführungsplanung alleine wird etwa ein bis anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. Die erste große Baumaßnahme wird dann ein Regenrückhaltebecken im Bereich der Wasserstraße zwischen der Wohnbebauung und der Natorper Mühle auf einer Gesamtfläche von etwa 3500 Quadratmetern sein. Hierfür müssen teilweise Flächen in Anspruch genommen werden, die aktuell als Gärten genutzt werden.
„Der Bau des Rückhaltebeckens wird etwa ein Jahr in Anspruch nehmen“, so Daniel Langemann. Im Umkehrschluss ist zu erwarten, dass frühestens im Laufe des Jahres 2026 mit den eigentlichen Straßenbaumaßnahmen begonnen wird.
Wo die dann starten, ist aktuell offen. Realistisch dürfte sein, dass zunächst der Anschluss der L677n im Bereich Oelpfad an die A40 erfolgt. Der Ausbau der B1 zur A40 dürfte dann in den finalen Zügen sein. Aktuell gibt die zuständige Deges eine Fertigstellung des Gesamtprojektes zwischen Unna und Dortmund mit 2027 an.

Wer ist am Bau der Umgehungsstraße beteiligt?
Verantwortlich für den Bau der knapp vier Kilometer langen neuen Landesstraße zwischen der künftigen A40 im Norden und der Hauptstraße im Süden ist Straßen NRW. Im Zuge der jetzt begonnenen Ausführungsplanung muss sich der Landesbetrieb vor allem mit drei Partnern auseinandersetzen.
- Die Deges verantwortet aktuell den Ausbau der B1 zur A40 und ist im Bereich des Oelpfades involviert, wo Anschlüsse an die L677n sowie an die L821 (Chaussee) vorbereitet werden.
- Die Deutsche Bahn ist Projektpartner für die Bahnunterführung im Bereich Massener Straße/Oelpfad, die im Zuge des Straßenbaus neu gebaut werden muss.
- Wenn etwa für das Regenrückhaltebecken Regenwasser- und Abwasserleitungen sowie Hausanschlüsse verlegt werden müssen, ist auch die Gemeinde involviert. Auf planerische Aspekte dürfte das Rathaus zum jetzigen Zeitpunkt nur noch begrenzt Einfluss nehmen können.
Wann soll die L677n fertig sein und wie viel wird die Umgehungsstraße kosten?
„Die Gesamtdauer der Baumaßnahme ist derzeit aufgrund der verschiedenen projektbeteiligten Baulastträger nicht absehbar“, hieß es in der Präsentation von Daniel Langemann im Ausschuss. Was, wann, wo gebaut wird, ist abhängig von den einzelnen Bauabschnitten, die aktuell Gegenstand der Ausführungsplanung sind.
Ebenso offen sind die Gesamtkosten für das Vorhaben. Als vor etwas mehr als zehn Jahren im Ort gegen die L677n protestiert wurde, war von offizieller Stelle mal ein Volumen über 15 Millionen Euro genannt worden. Dass diese Summe heutzutage nicht ausreichen wird, dürfte keine Überraschung sein.

Gibt es heute noch Kritik an dem Vorhaben?
Die Meinungen zur L677n sind seit jeher gespalten. Es gab rund um die Planfeststellung Bürgerproteste, denn für die Straße braucht es Grund und Boden – auch Privatpersonen müssen Flächen abgeben.
Ausschussmitglied Lars Berger (FDP) wollte von Langemann einen Stand zu den Grunderwerbsverhandlungen erfahren und blitzte ab. Man mache keine Aussagen zum Sachstand, um keinen Druck aufzubauen. Eigentümer haben letztlich keine Wahl: Der Planfeststellungsbeschluss stellt das öffentliche Interesse am Bau der Straße über privates.
Wer sich mit Straßen NRW nicht einigt, den erwartet die Besitzeinweisung. „Die können wir sechs bis acht Wochen vor Baubeginn über die Bezirksregierung beantragen“, so der Projektleiter. Straßen NRW wäre dadurch nicht Eigentümer benötigter Flächen, dürfte aber darauf bauen. „Es wäre die schlechteste Lösung für alle Beteiligten“, sagte Lindemann.
Straßenbauprojekt aus den 1990er-Jahren
- Die Vorplanungen für die Umgehungsstraße wurden bereits 1992 aufgenommen.
- Vor gut zehn Jahren wurde das Vorhaben konkret.
- Seit März 2022 ist der Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig.
- Zuvor lag das Projekt wegen mehrerer Klagen von Anliegern auf Eis.
Im Nachgang an die Sitzung kritisiert der Erste Beigeordnete den Landesbetrieb. „Wir haben das Gefühl, wenn wir nicht Druck gemacht hätten, würden die bei Straßen NRW noch immer ein Planungsbüro suchen.“ In der Verwaltung fürchtet man ob der Fortschritte beim A40-Ausbau, dass der Gemeinde durch den Verzug bei der L677n während der Bauphase über Jahre ein Verkehrschaos droht.
Ist die sechsspurige A40 fertig, aber der Oelpfad-Anschluss nicht, wird der Verkehr weiter in Gänze über die Nordstraße geleitet. Und selbst wenn der Anschluss steht, könnte ein großer Teil der Umgehung noch über Jahre im Bau sein und der Verkehr zunächst über die Massener Straße geführt werden.