
Sie fürchten um ihre Arbeitsplätze: Hauptamtliche Kräfte des DRK Unna protestierten am Kreishaus gegen eine Neuorganisation des Rettungsdienstes. © Ray Heese
Mit Video: DRK-Retter haben Angst um ihre Arbeitsplätze
Demo in Unna
Im Kreis Unna bahnen sich Veränderungen im Rettungsdienst an. Das Deutsche Rote Kreuz soll in Fröndenberg und Holzwickede durch einen privaten Anbieter ersetzt werden. Die DRK-Retter protestieren.
Der Rettungsdienst soll in Holzwickede und Fröndenberg demnächst von einem privaten Anbieter übernommen werden. Das Deutsche Rote Kreuz soll diese Aufgabe abgeben. Die Hauptamtlichen des DRK protestieren. Hilft eine Klage?
Hauptamtliche Kräfte des DRK im Raum Unna haben Angst um ihre Arbeitsplätze: An diesem Dienstag (14. Juni) demonstrierten einige von ihnen vor dem Kreishaus Unna mit Plakaten und Trillerpfeifen. Die Verantwortlichen des Kreises Unna sollen eine Neuvergabe des Rettungsdienstes in Holzwickede und Fröndenberg überdenken.
Privater Rettungsdienst statt DRK
Ab dem 1. Januar 2023 soll ein Privatanbieter anstelle des DRK in Fröndenberg und Holzwickede ausrücken, wenn Menschen beispielsweise einen medizinischen Notfall haben oder wenn nach einem Unfall Verletzte zu versorgen sind. Die Firma Reinoldus hatte sich neben dem DRK an einer Ausschreibung beteiligt und den Zuschlag bekommen.
Hintergrund ist eine Neuregelung: Bisher ist die Feuerwehr der Stadt Unna zuständig für den Rettungsdienst nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in den beiden Nachbarkommunen. Hauptamtliche Kräfte der Feuerwehr besetzen die Rettungswagen – ergänzt eben durch Leute vom Roten Kreuz.
Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Stadt und Kreis Unna hatte der Kreis aufgekündigt. Man habe sich nicht auf eine Neufassung der Vereinbarung einigen können, heißt es in einer Drucksache aus dem Kreistag.
Jetzt fürchten 24 hauptamtliche Kräfte des DRK-Ortsvereins Unna um ihre Jobs, wie sie an diesem Dienstag deutlich machten. Seit 25 Jahren sei das DRK im Rettungsdienst-Einsatz. Man habe sich nun erneut um die Standorte Fröndenberg und Holzwickede beworben, um über den 1. Januar kommenden Jahres hinaus ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, heißt es in einer Stellungnahme, die die Rotkreuzler gestern unter anderem Landrat Mario Löhr zukommen ließen. Dass die ausgeschriebenen Wachbereiche nun an einen anderen Anbieter vergeben wurden, habe man „mit großer Bestürzung“ aufgenommen.
Mit ihrer Demo vor dem Kreishaus wollen die Rotkreuzler erreichen, dass der Kreistag noch einmal über die Neuregelung des Rettungsdienstes nachdenkt. Parallel versucht das Rote Kreuz den juristischen Weg: Der DRK-Ortsverein Unna hat gegen die Vergabe der Rettungsdienstleistung Klage eingereicht. Das Verwaltungsgericht Gelsenkirchen bestätigte gegenüber unserer Redaktion, anhängig seien eine Klage und ein Eilverfahren mit dem Ziel, den Vertragsschluss zu unterbinden. Ob und wann es hier zu einer Entscheidung kommt, ist nicht bekannt.
Sorge auch um das Ehrenamt
Die Rotkreuzler erinnern daran, dass bei ihnen traditionell Haupt- und Ehrenamt eng miteinander verzahnt sind. Das DRK sei eine anerkannte Hilfsorganisation, die auch im Bevölkerungsschutz tätig ist. Viele der Kollegen verfügten neben der rettungsdienstlichen Qualifikation über weitere Zusatzausbildungen in Führungs-, Ausbildungs- und Organisationsfunktionen. Unter anderem die Corona-Pandemie und nicht zuletzt die Flut- und Regenkatastrophe im Juli vergangenen Jahres hätten gezeigt, „wie stark das DRK sein kann und ist, unter anderem deswegen, weil es Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren“, so die Aktiven des Ortsvereins in ihrem Schreiben. Hauptamtliche würden in ihrer Freizeit wertvolle Unterstützung bei solchen Einsätzen leisten. Der DRK-Ortsverein wolle gern weiterhin für die Menschen zur Verfügung stehen. „Das geht nach unserer Auffassung nur, wenn wir auch weiterhin die Aufgaben im Krankentransport und Rettungsdienst wahrnehmen dürfen.“
Jahrgang 1979, stammt aus dem Grenzgebiet Ruhr-Sauerland-Börde. Verheiratet und vierfacher Vater. Mag am Lokaljournalismus die Vielfalt der Themen und Begegnung mit Menschen. Liest immer noch gerne Zeitung auf Papier.
