Eine Retrospektive der Musikwelt bot das Duo Nostalgie Deluxe auf Opherdicke. Die Musikrevue der beiden Damen aus Dortmund und Lünen führte durch die Zeit der 1930er- bis 1980er-Jahre. In Zitaten und Bonmots lästerten Sängerin Katherine Seiss und Akkordeonistin Sabine Patschinsky über die Männer, holten aber auch Diffamierendes über Frauen aus ihren literarischen Schatzkästchen.
Enttäuscht von den Ablehnungen ihrer letzten Elaborate sahen sie sich als Schriftstellerin Marianne und Musical-Komponistin Andrea zu neuen Aufgaben gedrängt. So durfte das Publikum im Spiegelsaal eine wahre Ideenflucht bei der gemeinsamen Arbeit erleben.

Etwas langatmig gestalteten sich die erzählerische Einleitung in die Revue, die aufgeregten, sich selbst bestätigenden Monologe. Die vielfältigen Zitate reichten zurück bis in das vierte vorchristliche Jahrhundert mit einem Aphorismus von Xenarchos: „Glücklich leben die Zikaden, denn sie haben stumme Weiber!“
Von der clownesken Musette bis zu ernsthafteren Instrumentaleinlagen reichten die Soli Patschinskys, bisweilen die Umkleidepausen der Kollegin überspielend. Plüschkatze und Gummihahn wurde bemüht leiteten zu einer Nummer der Comedian Harmonists über: „Ich wollt, ich wär ein Huhn“. In Hosenrollen schlüpfte Seiss etwa mit Lee Marvins „Wand’rin‘ Star“, wurde romantisch mit Mancinis „Moon River“. Verlorenen Träumen wollten die beiden in Spanien nachjagen, landeten jedoch in Argentinien.

Die angekündigte Carmen entpuppte sich als „Maria de Buenos Aires“ und bei einem weiteren Tango lotete Seiss die Tiefen ihres Stimmumfangs aus. Nach etwas Smalltalk beim Streifzug durchs Publikum zu einer Musette blieb es mit Piaf und „La vie en rose“ französisch.
Einen Abstecher in die Opernwelt machte Seiss mit der Dolch-Arie aus Puccinis Turandot, hielt sich trotz ihres hörenswerten Stimmvolumens am Mikrofon fest. Mit allgegenwärtigem Übermaß an Technik in dem kleinen Saal blieb die in den Dialogen gesuchte Nähe zum Publikum, die Intimität der künstlerischen Gestaltung auf der Strecke, im Klang zu laut, jede Mimik mit vorgehaltenem Mikrofon verdeckend.
Geschlechterkampf im Spiegelsaal
Von Heinz Rühmann über Max Raabe zu Shantis und Hans Albers reichten Ausflüge in die Sangesdomäne der Männer. Hildegard Knef und Marlene Dietrich boten weiblichen Widerpart, nicht zuletzt mit dem „Blauen Engel“. „Der Gockel mag krähen, aber die Henne legt das Ei“, triumphierten sie im Geschlechterkampf.
Yves Montands „Les feuilles mortes“ und statt des angebotenen und erwünschten zusätzlichen Tangos noch einmal der Herzensbrecher Rühmann waren die Zugaben. Die Noten für den Tango schlummerten in der Garderobe. Nett, aber der Funke wollte nicht recht überspringen.
In der Weltmusik-Reihe wollen am 1. Juni der niederländische Flötist Chris Hinze und seine Mitstreiter in der Scheune mit Improvisationen vom Barock bis zum Jazz. Ein Theaterkonzert mit Videobildern auf Haus Opherdicke, Dorfstraße 29 in Holzwickede, Beginn: 20 Uhr, Karten gibt es für 15 Euro zzgl. Gebühren unter www.kreis-unna.de
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