Poesie bei der Rathaus-Eröffnung Wie eine 16-Jährige auf Holzwickedes größter Bühne landete

Poesie: Wie eine 16-Jährige auf Holzwickedes größter Bühne landete
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Julia Niß hätte sich in der Emscherquellgemeinde wohl keine größere Bühne für ihre poetische Premiere aussuchen können. Die 16-jährige Schülerin des Clara-Schumann-Gymnasiums wurde im Vorfeld ausgewählt, ein Gedicht zum Thema „Neuanfang“ auf der offiziellen Eröffnungsfeier des neuen Rat- und Bürgerhauses vorzutragen. Im Interview schildert Julia Niß den kreativen Entstehungsprozess ihres Gedichts und ihre Faszination mit dem geschriebenen Wort.

Was war es für ein Gefühl, vor so vielen Leuten ein eigenes Werk vorzutragen?

Es war sehr aufregend, aber ich fand es auch schön, dass Leute meinen Worten zugehört haben. Ich finde, viele meiner Gedichte hören sich noch einmal ganz anders an, wenn sie so vorgelesen werden, wie ich es mir vorgestellt habe. Es ist ein Unterschied, ob der Autor selbst oder jemand anderes das Stück vorträgt.

Julia Niß präsentierte ihren Poetry Slam auf der Eröffnungsfeier des Rat- und Bürgerhauses und verließ die Bühne des Emschersaals unter großem Applaus.
Julia Niß präsentierte ihren Poetry Slam auf der Eröffnungsfeier des Rat- und Bürgerhauses und verließ die Bühne des Emschersaals unter großem Applaus. © Zienau

Haben Sie sich über die Reaktionen gefreut?

Ja, sehr! Es war sehr schön. Später kamen einige Leute zu mir, die ich nicht kannte. Aber die Fremden haben mir gesagt, dass ich nicht aufhören sollte zu schreiben. Das habe ich mir zu Herzen genommen.

Welche Rolle spielt das Schreiben in Ihrem Leben?

Es war mein erster Poetry-Beitrag, aber Gedichte oder andere Texte schreibe ich manchmal einfach vor mich hin. Mal schreibe ich fiktive Texte, mal verarbeite ich einfach die Sachen, die ich erlebe. Letzteres fällt mir auch leichter, weil ich mehr von meinen Gefühlen, von mir selbst in den Text einfließen lassen kann. In jeder Sache, die man schreibt, sollte etwas von einem selbst enthalten sein. In meinem Poetry-Beitrag stehen beispielsweise auch Ratschläge drin, die ich selbst vielleicht gar nicht befolge. Vielleicht waren es Ratschläge an mich selbst.

Wie sind Sie auf der Bühne gelandet?

Das lief über meinen Literaturlehrer. Er fragte, wer sich vorstellen könnte, für die Eröffnungsfeier ein Gedicht zu schreiben. Ich habe es versucht und mir kamen immer wieder kleinere Ideen. Die ersten Zeilen standen für mich schon sehr lange fest. Ein Neuanfang ist ein Wort aus zwei Worten, Neu und Anfang, das war mein Start. Daraus habe ich ein Gedankennetz gesponnen.

Wie geht man als 16-Jährige an das Thema Neuanfang heran?

Bereits Kleinigkeiten können ein Neuanfang sein, durch welchen man zu etwas Neuem gelangt. Jeder kennt das Gefühl neu zu beginnen. Man kommt eigentlich das ganze Leben lang mit Neuanfängen in Berührung.

Haben Sie viel Bühnenerfahrung?

Nein, es war eine Premiere, das erste Mal auf so einer Bühne zu stehen. Ich hatte gerade am Anfang sehr viel Angst, aber als der Text fertig war, habe ich gemerkt, dass ich diesen Text auf einer Bühne vortragen möchte. Das Erlebnis machte schon Lust auf mehr.