
© Udo Hennes
Acht Kilometer Strecke: Potenzial für neue Radwege in Holzwickede
Aktuelles Radverkehrskonzept
Der Kreis Unna will für mehr alltagstaugliche Radverbindungen sorgen. Das betrifft auch die Gemeinde. Für manch angedachte Strecke dürfte es aber einen langen Atem brauchen.
325 Kilometer umfassen Pläne des Kreises Unna für ein Radwegenetz, das nicht allein einen Freizeitwert in den Fokus rückt. Ziel sind Verbindungen, um das Rad besser in den Alltagsverkehr einzubinden.
Aktuell liegen die Pläne des Kreises noch bis 1. Juni zur Einsicht und Stellungnahme für alle interessierten Bürger aus. Die Pläne berücksichtigen zum einen die geplante Route des Radschnellweges Ruhr (RS1) von Dortmund gen Hamm, aber auch die Streckenplanung des RVR.
Der kreiseigene Schwerpunkt liegt zudem in separaten Radwegen parallel zu den eigenen Kreisstraßen. Ein Beispiel wäre hier für Holzwickede die Landskroner Straße (K10), die sich momentan noch für den motorisierten Verkehr im Ausbau befindet. Spätestens im kommenden Jahr soll die Landskroner Straße durch ein parallel verlaufenden Radweg über knapp 1,1 Kilometer von der Römer- bis zur Margaretenstraße ergänzt werden.
Neubau, Ausbau und klare Markierungen
Von den gut 325 Kilometern, die ein überplantes Radwegenetz im Kreis umfasst, müssten immerhin gut 108 Kilometer neu angelegt werden. Weitere 135 Kilometer sollen über Ausbaumaßnahmen für Radfahrer attraktiver werden und 47 Kilometer durch neue Markierungen sicherer werden. 35 Kilometer im Bestand sieht man indes als bereits alltagstauglich an.
Mit Blick auf das Gemeindegebiet berücksichtigt das aktualisierte Konzept in Holzwickede rund 30 Kilometer an Strecke, wovon 8,3 Kilometer neu angelegt werden müssten. Der Bau der genannten 1,1 Kilometer entlang der Landskroner Straße darf dabei als gesichert gelten.

Der Ausbau der Landskroner Straße zieht sich länger als erwartet: Eine defekte Wasserleitung sorgte für enormen Verzug in den vergangenen Monaten. Ist die Straße saniert, folgt wohl spätestens im kommenden Jahr auch ein separater Rad- und Gehweg. © Udo Hennes
An anderer Stelle sieht das anders aus, was auch daran liegt, dass der Kreis Unna hier auf das Zusammenspiel mit anderen Baulastträgern angewiesen ist: Kommune, Straßen NRW als Landesbehörde oder auch Emschergenossenschaft müssen für eine Realisierung einbezogen werden. Und nicht zuletzt braucht es mitunter die Verhandlungsbereitschaft diverser Grundstückseigentümer, um erforderliche Flächen zu erwerben.
Kein neuer Stand beim geplanten Emscherweg-Lückenschluss
Eingestellt im Konzept des Kreises ist etwa auch das gut 300 Meter lange Teilstück des Emscherweges zwischen Schäferkamp- und Vinckestraße parallel zu den Bahngleisen. Politik und Verwaltung wünschen sich hier den Lückenschluss, um gen Gemeindemitte eine Direktverbindung ohne Umweg über Rausingen samt Gewerbegebiet zu erreichen. Die Emschergenossenschaft zeigt Bereitschaft, würde die Kosten für den Ausbau übernehmen, wenn man sich mit dem Grundstücksbesitzer einig wird.
Abtreten müsste der Dortmunder Landwirt Theodor Schulze-Dellwig. Der hatte im November vorigen Jahres gegenüber dieser Redaktion erklärt, dass die Emschergenossenschaft im Sommer 2020 auf ihn zukam und die Pläne erläuterte. Daraufhin habe er seine Bedingungen genannt und vorerst nichts mehr gehört.

Mit Blick gen Sölde endet die Vinckestraße an einem Feld: Hier soll der Emscherweg auf gut 300 Metern zwischen Schäferkamp- und Vinckestraße fortgesetzt werden. © Udo Hennes
Auf Anfrage teilt die Emschergenossenschaft mit, dass man zusammen mit der Kommune weiter „an der Realisierung der Planung“ arbeite. Die Aussage, dass man „zunächst einmal auf die Beteiligten selbst zugehen und dies nicht vorab über die Medien kommunizieren“ wolle, lässt erahnen, dass ein Durchbruch in den Verhandlungen mit Schulze-Dellwig noch nicht erfolgt ist.
An anderer Stelle dürfte sich der Radwege-Neubau noch zäher gestalten: Eine zum Radwegekonzept gehörige Übersichtskarte legt dar, dass sich der Kreis auch an einer bestehenden und einer geplanten Landesstraße je einen separat angelegten Rad- und Gehweg erhofft.
Das betrifft zum einen knapp 2,3 Kilometer Strecke im Süden der Gemeinde entlang der Langscheder Straße (L673). Die Forderungen der Holzwickeder, Fröndenberger und Schwerter Verwaltungsspitzen an Straßen NRW, die Landesstraße zu sanieren, sind verbrieft. Aber ob sich der Landesbetrieb bei Sanierung auch auf einen gesonderten Geh- und Radweg einlässt und ob das beim Alleecharakter der Straße machbar ist, steht auf einem anderen Blatt.
Zum anderen hinterlegt ist ebenfalls ein separater Geh- und Radweg entlang der geplanten Ostumgehung an der L677n, deren Bau sich seit gut vier Jahren durch aufschiebende Anwohnerklagen im Wartestand befindet. Sollte die Umgehung irgendwann kommen, folgt nicht per se auch eine Radverbindung: Die ist nämlich in den Ausbauplänen des Landesbetriebes gar nicht vorgesehen.
Beim Blick auf das aktuelle Radverkehrskonzept muss unterschieden werden zwischen Maßnahmen, die sich etwa entlang kreiseigener Straßen vergleichsweise unkompliziert umsetzen lassen. Und den Wünschen, die der Kooperation anderer Baulastträger bedürfen und entsprechend Geduld verlangen.
Das aktuelle Planwerk des Kreises bezeichnete die Projektkoordinatorin beim Kreis, Birgit Heinekamp, zuletzt denn auch als „Generationenprojekt“, das über Jahre umgesetzt werden müsse.
Jahrgang 1985, aufgewachsen auf dem Land in Thüringen. Fürs Studium 2007 nach Dortmund gekommen. Schreibt über alles, was in Holzwickede passiert. 17.000 Einwohner mit Dorfcharakter – wie in der alten Heimat. Nicht ganz: Dort würden 17.000 Einwohner locker zur Kreisstadt reichen. Willkommen im Ruhrgebiet.
