
© Udo Hennes
Holzwickeder will Ladestation für E-Auto: Ein Schreck mit gutem Ende
Immobilien
Jörg Peiler möchte eine Wandladestation für sein E-Auto, dazu eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und ein Batteriesystem. Schon die erste Genehmigung soll allerdings 12 Wochen dauern.
Eigentlich wollte sich Jörg Peiler beschweren. Allein zwölf Wochen sollte er auf die Genehmigung warten, bevor er seine Wandladestation, eine sogenannte Wallbox, für sein E-Auto überhaupt in Angriff nehmen durfte. Dann jedoch kam alles anders und nun darf sich der Holzwickeder freuen statt ärgern.
Doch der Reihe nach: 2017 baut Jörg Peiler ein Haus an der Unnaer Straße. Schon damals will er am liebsten eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach haben. Das Geld reicht allerdings erstmal nur für eine Wärmepumpe. Das andere Projekt legt er auf Eis. Anfang dieses Jahres allerdings kommt es wieder aus der Versenkung, als seine Frau einen neuen Firmenwagen bekommt - mit Hybridantrieb.
Selbst aktiv werden
Peiler beginnt sich schlauzumachen. Wer sich bis Ende des Jahres eine dieser Wandladestationen installiert, kann nämlich auf eine Förderung des Landes bauen. Aber mal eben eine Wallbox? Damit ist es nicht getan.

Insgesamt 66 Solarmodule kommen im Laufe der nächsten Tage aufs Dach. Viel Platz bleibt dann nicht mehr. © Udo Hennes
„Wenn wir eine Wallbox installieren, dann auch mit Photovoltaikanlage dazu“, entschließt er sich. Hinzu kommt eine Batterie, die Haus, Autos und Pumpe mit Energie versorgt, wenn die Sonne nicht mehr scheint. Er schmunzelt. „Hier kommt jede Menge Technik ins Haus.“
Die Planungen sind allerdings nicht so einfach. Die Verbraucherzentrale werfe mit Dokumenten um sich, sei keine große Hilfe. Vom Energieversorger erhält er ein wenig überzeugendes Angebot. Also wird Peiler selbst aktiv. Über seinen Nachbarn, der bereits eine Anlage auf dem Dach hat, wird er auf die Firma EntecSolar in Altendorf aufmerksam und findet in ihr einen Partner für sein Vorhaben.
Zwölf Wochen warten
Die erste Herausforderung wartet allerdings schon bei der Genehmigungszeit für die Batterie auf ihn. Zwölf Wochen sollen das laut progres.nrw, dem zuständigen Bereich der Bezirksregierung Arnsberg, dauern. Erst danach kann er sich um die Besorgung der Batterie überhaupt kümmern. „Drei Monate warten. Ich war entsetzt.“
Förderung als wichtige Stütze
- Das Batteriesystem, das Peiler sich installieren lässt, lohnt sich seiner Meinung nach „nur mit der Förderung“.
- Ohne die 900 Euro Zuschuss hätte er das Projekt nicht in Angriff genommen.
- Die Batterie ist zudem vergleichsweise umweltfreundlich hergestellt, ein wichtiges Detail für Peiler.
- Ganz autark ist er mit der Anlage allerdings nicht - sie deckt seinen Bedarf nur zu 66 Prozent, wenn er die Ladung der Autos mit einrechnet - ohne die Batterie wären es aber noch zwanzig Prozent weniger gewesen.
- In rund zwölf Jahren soll sich die gesamte Anlage für ihn rentiert haben.
Doch er hat Glück: Schon nach zwei Wochen trudelt die ersehnte Genehmigung ein. Selbst Ilja Ljevar, Geschäftsführer von EntecSolar, ist „erschrocken, wie schnell das ging“. Immerhin gebe es derzeit einen Aluminiummangel und die ausgeschriebene Förderung habe einen Ansturm auf die Wallboxen ausgelöst. „Das ging hier Schlag auf Schlag. Das ist nicht üblich.“
Viel Geduld mitbringen
Derzeit wird die Photovoltaikanlage auf Peilers Dach montiert. Durch die West-Ost-Lage des Hauses wird diese sein gesamtes Dach bedecken. 66 Solarmodule. „Das ist keine kleine Anlage“, sagt Ljevar. Aber sie ist nötig, damit genug Energie für die Versorgung von Haus, Batterie und Autos produziert wird.

Das Batteriesystem hätte Peiler ohne die Förderung nicht in Angriff genommen. © Udo Hennes
In 150 Tagen soll dann auch die Wallbox eintreffen. Da kommen die Hersteller laut Ljevar kaum mit der Produktion hinterher. Denn nicht jede Wallbox ist förderfähig und die wenigen waren schnell vergriffen.
Was also rät Peiler denen, die selbst überlegen, sich eine Wallbox installieren zu lassen? „Frühzeitig anfangen“ – Genehmigung, Material und Installation brauchen Zeit. Nicht jeder hat Glück wie Peiler und eine Firma an der Hand, die so schnell für ihn Zeit hat.

Die Wärmepumpe hat Peiler bereits seit 2017 im Garten stehen, die seine Heizung und sein Warmwasser versorgt. Nun soll der Rest folgen. © Udo Hennes
Außerdem rät er zur Geduld. Vom Antragstellen für die Genehmigung bis hin zum voraussichtlichen Ende der Arbeiten wird mindestens ein halbes Jahr vergehen. Aber auch einen langen Atem brauchen die Leute. „Und auf jeden Fall einen Spezialisten mit an Bord holen.“
Jahrgang 1995, aufgewachsen am Rande Mendens mit mehr Feldern als Häusern drumherum. Zum Studieren nach Köln gezogen, 2016 aber aus Sehnsucht ins Sauerland zurückgekehrt. Hat in der Grundschule ihre Liebe ans Schreiben verloren und ist stets auf der Suche nach spannenden Geschichten.
