Dass in Holzwickede ab sofort ein generelles Rauchverbot auf gemeindlichen Veranstaltungen gelten wird, hat viele Menschen überrascht. Die Initiatoren inklusive. Im Interview erklärt Justus Scherding, der Holzwickeder Parteivorsitzende der Partei „Die Partei“, wie die jungen Politiker die Reaktionen und den Medienrummel erlebt haben, worüber sie sich gefreut haben und warum eine Strafanzeige gestellt wurde.
Das Rauchverbot ist beschlossene Sache, die kommenden Veranstaltungen werden ohne Tabak-Konsum stattfinden. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
In Gänze sind wir schon zufrieden mit uns, aber auch sehr überrascht. Uns war klar, dass es Fürsprecher für ein solches Verbot geben würde, aber auch, dass es auch Gegner gibt. Aber dass es tatsächlich erst im Ausschuss so deutlich ausfällt und es im Rat eine Pattsituation geben würde, damit haben wir nicht gerechnet.
Das heißt, mit diesem ganzen Prozedere, das auf den ursprünglichen Antrag folgte, haben Sie nicht gerechnet?
Nein, haben wir nicht. Der Einspruch hat uns überrascht, aber hinterher auch gefreut, denn so konnten wir noch mehr Medien nach Holzwickede locken, darunter RTL, Sat1, den WDR natürlich auch.
Der Weg zum Rauchverbot
- Die Partei „Die Partei“ stellte im Ausschuss für Schule, Sport, Kultur und Städtepartnerschaften am 27. November einen Antrag, ein generelles Rauchverbot bei Veranstaltungen der Gemeinde einzuführen. Die SPD und der Bürgerblock stimmten mit der „Partei“, die CDU gegen den Antrag. Gründe und FDP enthielten sich. Gegen diese Entscheidung legte die CDU jedoch Einspruch ein. Eine Entscheidung solcher Tragweite solle im Gemeinderat abgestimmt werden. Der Einspruch wurde zugelassen.
- In der Sitzung des Rates am 12. Dezember kam es dann zum Showdown. Die Gemeindeverwaltung gab folgenden Beschlussvorschlag vor: „Der Gemeinderat nimmt den Antrag der Fraktion ‚Die Partei‘ zur Kenntnis und beschließt, diesem nicht zu entsprechen.“ Bei der folgenden Abstimmung kam es zu einem Patt. 14 zu 14. Damit behielt der Entschluss des Ausschusses seine Gültigkeit und das Rauchverbot tritt in Kraft.

Wie sind denn die Reaktionen auf die Entscheidung und die dazugehörige Berichterstattung ausgefallen?
Freunde und Familie haben sich kaputt gelacht, wenn man dann auf einmal im Fernsehen war. Andere haben sich gefreut, als sie festgestellt haben, dass es Holzwickede mal wieder in die große Berichterstattung geschafft hat, das letzte Mal geschah das ja mit den Weihnachtsmarkttassen. Ansonsten war das Feedback sehr gemischt. Persönlich war es sehr positiv, in den sozialen Medien oder in WhatsApp-Gruppen, den üblichen Verdächtigen, wurde viel Scheiße über uns ausgekippt. Das ging bis hin zu Morddrohungen.
Sie sagen das recht entspannt. Haben diese Drohungen Sie beeindruckt?
Eigentlich nicht. Wir hatten zwar im Vorfeld ein leicht mulmiges Gefühl, auf den Holzwickeder Weihnachtsmarkt zu gehen, aber dort sind wir positiv überrascht worden. Da war tatsächlich alles super und entspannt. Aufgrund der Berichterstattung bundesweit haben wir aber schon damit gerechnet, dass es in den sozialen Medien auch anders kommen kann.
Gegen eine Person haben wir tatsächlich Strafanzeige wegen einer Morddrohung erstattet. Es gab auch einen Mordaufruf, wir sollen doch bitte im Mittelmeer ersaufen gehen. Das stammt tatsächlich von einer Person, die wir persönlich kennen. Da wird es zunächst ein persönliches Gespräch geben, ob diese Person ihre Aussage so stehen lassen möchte. Ansonsten wird das auch angezeigt.
Ich kann mir kaum vorstellen, wie das ist, wenn Personen, die man vor einer Woche noch beim Bäcker getroffen hat, einem auf einmal den Tod wünschen.
Diese Person findet man vermutlich eher stark betrunken und kettenrauchend in einer Kneipe vor. Es handelt sich um einen Menschen, der von dem Rauchverbot direkt und sehr stark betroffen ist.

Gab es denn auch positive Reaktionen, mit denen Sie nicht gerechnet hätten?
Natürlich, besonders gefreut hat uns ein Post in den sozialen Medien von unserer „Parteimutti“ vom Landesverband, Dr. Mark Benecke. Dass uns so ein renommierter Wissenschaftler mit einem Post abgefeiert hat, hat uns schon sehr geadelt. Aber auch Leute, die von der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung betroffen sind, haben uns geschrieben und sich gefreut, dass sie jetzt auf den Weihnachtsmarkt gehen können, ohne Angst haben zu müssen, einen Anfall zu erleiden. Daher sind wir schon recht zufrieden.

„Die Partei“ ist in Holzwickede mittlerweile dafür bekannt, dass ihre Anträge öfter mal ausarten. Das letzte Beispiel war die ausufernde Debatte um die Umbenennung der Porsche-Straße im Eco-Port, die sogar die Erstellung eines Gutachtens nach sich zog. Ist das Absicht oder ergibt sich das unterwegs?
Das ergibt sich tatsächlich einfach so. Wir ziehen offenbar die großen Themen an. Wir freuen uns natürlich, wenn wir in der Berichterstattung erwähnt werden, aber sind auch froh, dass die Debatte über das Rauchverbot nun langsam ein Ende findet.