Kriminalität in Holzwickede Einbrüche, Mehrfachtäter und die Diamorphin-Ambulanz

Kriminalität in Holzwickede: Einbrüche, Mehrfachtäter, Diamorphin-Ambulanz
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Wie sicher leben Menschen in Holzwickede? Diese Frage will die jährlich herausgegebene Kriminalitätsstatistik des Kreises Unna beantworten. Doch der Bericht, der bereits im April für das vergangene Jahr veröffentlicht wurde, ist nicht immer einfach zu interpretieren. Zu diesem Zweck war der Erste Polizeihauptkommissar Uwe Bergmeier von der Kreispolizeibehörde Unna im jüngsten Holzwickeder Haupt-, Personal- und Finanzausschusses zu Gast und ordnete die Zahlen der Statistik ein.

Denn diese ergeben nicht immer ein vollständiges Bild des Sachverhaltes. So wurden beispielsweise im Jahr 2023 19 Wohnungseinbrüche in Holzwickede erfasst. „Diese Art des Verbrechens ist für die Betroffenen besonders belastend, wenn sie nach Hause kommen und feststellen, dass dort eingebrochen wurde“, so Bergmeier. „Von 19 erfassten Wohnungseinbrüchen in Holzwickede im Jahr 2023 wurden allerdings nur sechs vollendet.“ Bei den übrigen 13 blieb es beim Versuch.

Die Nachbarschaft hält zusammen

„Der Anteil der Versuche an der Statistik ist für uns interessant, denn dieser spiegelt zwei Sachverhalte wider“, erklärte Bergmeier den anwesenden Vertretern aus Politik und Verwaltung. „Einerseits, wie gut die Nachbarschaft zusammenhält, und andererseits, wie gut die Nachbarschaft zusammen hält.“

Denn wenn ein Einbrecher an einem Haus scheitere, würde er zum nächsten weiter ziehen und sein unredliches Glück versuchen. Damit steige die Zahl der Einbruchsversuche. Einen direkten Zusammenhang zwischen Wohnungseinbrüchen und der relativen Nähe zu Autobahnausfahrten, die den Verbrechern die Flucht erleichtern würden, konnte der Polizist auf Anfrage weder bestätigen noch ausschließen.

An den Bushaltestellen der Wilhelmstraße nahe der Diamorphinambulanz sammeln sich je nach Tageszeit mal mehr und mal weniger suchtkranke Patienten. Von diesen geht laut Polizei aber keine Gefahr aus.
An den Bushaltestellen der Wilhelmstraße nahe der Diamorphin-Ambulanz sammeln sich je nach Tageszeit mal mehr und mal weniger suchtkranke Patienten. Von diesen geht laut Polizei aber keine Gefahr aus. © Greis

Insgesamt stieg die Anzahl der Straftaten in der Emscherquellgemeinde um 0,69 Prozent, von 865 Delikten im Jahr 2022 auf 871 Verbrechen 2023. Seit Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020, als sich die Zahl der Straftaten mit 626 auf einem Tiefstand befand, wurden Jahr für Jahr immer mehr Verbrechen festgestellt. Doch in diesem Fall rät Uwe Bergmeier dazu, eine größere Zeitspanne ins Auge zu fassen.

„Vor zehn Jahren lag die Kriminalitätsbelastung in Holzwickede – also das Risiko, zum Opfer einer Straftat zu werden – um 50 Prozent höher“, so der Polizist. „Damals wurden 1250 Straftaten erfasst, vor 20 Jahren waren es 1100 Straftaten.“ Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche gehe konstant zurück. „Vor zehn Jahren hatten wir noch 50 bis 60 Delikte im Jahr“, so der Leiter der Unnaer Polizeiwache. „Diese Zeiten haben wir alle miterlebt, aber vielleicht ein bisschen verdrängt. Man sollte nicht nur die vergangenen vier oder fünf Jahre in den Blick nehmen.“

Stolz zeigte sich Uwe Bergmeier derweil auf die Leistungen seiner Kollegen, die von 871 Straftaten 459 aufklären konnten, was einer Aufklärungsquote von 52,7 Prozent entspricht. Damit liegt dieser Wert allerdings etwas unter dem Landesdurchschnitt für das Jahr 2023. NRW-weit wurden 54,2 Prozent aller Fälle aufgeklärt werden. Ein Fall gilt dabei als aufgeklärt, wenn ein Tatverdächtiger ermittelt werden konnte.

Mehr als die Hälfte der Tatverdächtigen kommt von außerhalb

Apropos Tatverdächtige: 407 wurden im Jahr 2023 von der Polizei ermittelt. „197 von diesen wohnen in Holzwickede, 66 im Kreis Unna, 98 in NRW, 31 in anderen Bundesländern und vier im Ausland, während 32 keinen festen Wohnsitz haben, schlüsselte Bergmeier auf. Dass so viele Tatverdächtige von außerhalb kämen, liege an der Nähe zu Dortmund und an der guten Verkehrsanbindung der Gemeinde.

Von den 407 ermittelten Tatverdächtigen hatten 87 keinen deutschen Pass. „Das entspricht einem Anteil von 21 Prozent. Landesweit ist der Anteil fast doppelt so hoch“, so Uwe Bergmeier. Gleichzeitig befanden sich unter den Tatverdächtigen 21 Konsumenten harter Drogen. „Dabei muss es sich nicht zwingend um die Klientel der Diamorphinpraxis handeln“, so der Leiter der Polizeiwache Unna. Der Anteil der Konsumenten harter Drogen an der Gesamtzahl der Straftäter in Holzwickede habe sich seit der Eröffnung der Praxis nur um ein Prozent erhöht.

Keine Steigerung der Gewalt durch Diamorphinpraxis

„Die Entwicklung, die im Jahr 2020 befürchtet wurde, dass die Gewaltkriminalität durch die Eröffnung der Diamorphinpraxis steigt, ist nicht eingetreten“, erklärte Bergmeier. „Diese Leute sind nicht aggressiv.“

Zwar seien auch unter ihnen Straftäter vertreten, dabei handele es sich aber fast ausschließlich um Ladendiebstähle. Der Wert der Beute schwanke zwischen einem und 15 Euro, hauptsächlich würden Süßigkeiten gestohlen.

„Die Personen, die harte Drogen konsumieren, sind nicht die Klientel, die Gewalt anwendet“, weiß Bergmeier. „Durch Konsum nehmen sie ihre Umwelt gedämpft wahr. Aus polizeilicher Sicht fürchte ich den Handwerker, der Amphetamine nimmt. Der ist unberechenbar und sprunghaft. Einer, der Heroin nimmt, wird nicht zum Schläger.“

Ein Tatverdächtiger wurde in Holzwickede zum Serienfahrraddieb.
Ein Tatverdächtiger wurde in Holzwickede zum Serienfahrraddieb. © picture alliance / dpa

Ohnehin würden den Beamten in Holzwickede eine andere Personengruppe Probleme bereiten. „Mehrfachtatverdächtige sind Personen, die innerhalb eines Kalenderjahres fünf oder mehr Straftaten begehen“, erklärt Bergmeier.

In Holzwickede habe es 2023 zwei Personen gegeben, die jeweils fünf Verbrechen begangen haben, zwei, die siebenmal straffällig wurden, und fünf, die achtmal überführt wurden. Eine Person ist jedoch alleiniger Spitzenreiter und hat mindestens 20 Straftaten im Jahr 2023 auf dem Kerbholz.

„Das sind zehn Personen, die für mindestens 98 Straftaten in Holzwickede verantwortlich sind, soweit wir wissen. Wir sind uns sicher, dass sie noch deutlich mehr verursacht haben“, erläutert Uwe Bergmeier. „Wir haben diese Personen auf dem Schirm. Sie sind uns namentlich bekannt.“

Ein besonders dreister Mehrfachtäter tat sich dabei besonders hervor. „Diese Person kam mit dem ÖPNV nach Holzwickede gefahren und trat den Rückweg mit einem geklauten Fahrrad oder Pedelec an. Die Räder gingen direkt nach Rumänien“, so Bergmeier. „Die Person wurde dem Haftrichter vorgeführt.“