Wenn man mit Annika Lomberg zusammensitzt und ihr zuhört, dann merkt man, wie sehr sie für ihren Beruf brennt. In kurzen Abständen kommt sie von konkreten Ansätzen über persönliche Anekdoten zu langfristigen Zielen und tief sitzenden Idealen. Schnell wird klar: Die neue Frau im Holzwickeder Rathaus ist gekommen, um zu bleiben, und dabei etwas zu bewegen. Doch passt das mit der befristeten Stelle einer Klimaschutzmanagerin zusammen?
Ihre Vorgänger, Felix Sprenger und Friederike Henke, haben nach gut einem Jahr auf dem Posten die Gemeinde wieder verlassen. Doch daran will sich Annika Lomberg weder messen noch will sie sich davon stören lassen. „Man weiß nie, was passieren wird. Ich hoffe, dass ich hier überzeugen kann, denn ich bin wirklich gerne hier“, so Lomberg. „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und sehe hier viel Potenzial. Meine Vorgänger haben sehr gute Vorarbeit geleistet, an die ich anknüpfen kann und ich bringe viele Ideen und eine gesunde Portion Realismus und Frustrationstoleranz mit.“
Annika Lomberg wurde 1989 in Velbert-Langenberg bei Hattingen geboren. Nach einem Studium der Umwelt- und Bildungswissenschaften in Lüneburg arbeitete sie im Wuppertal-Institut. Das Thema Klima nahm dabei einen immer größeren Bereich ein. Lomberg beschäftigte sich zunehmend mit Extremwetterlagen. Deren Auswirkungen konnte sie aus nächster Nähe bei einem Engagement in Indien untersuchen.
Respektvolle Kommunikation
Nun hat sie also die Stelle als Klimaschutzmanagerin in der Emscherquellgemeinde angetreten und fühlt sich wie zu Hause. Die Atmosphäre, sagt sie, erinnere sie an ihre Heimat.
In Holzwickede will sie den Klimaschutz besonders durch offene und respektvolle Kommunikation fördern. „Das ist eine ganz wichtige Stellschraube. Es geht darum, sich gegenseitig ernst zu nehmen und trotzdem das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren“, so Lomberg. „Es ist wichtig, dass die Menschen das Gefühl haben, die Kontrolle zu behalten und selbst bestimmt leben zu können.“
Klimaschutz sei ein abstraktes Thema. Die Effekte einer klimagerechten Handlung seien nicht immer sofort sichtbar. „Ich möchte Aufklärungsarbeit leisten, aber nicht von oben herab, sondern im Gespräch“, nimmt sich Lomberg vor. „Nicht nur bezüglich der Energiefrage ist es mir wichtig, auf die Ängste und Sorgen der Bürger einzugehen und etwas von der Verwirrung zu nehmen, die durch die unübersichtliche Gesetzeslage entstanden sein könnte.“
Infoveranstaltung am 14. November
So dränge sich für Eigentümer gerade die Frage auf, welche Bestimmungen es für neue Wärmesysteme gibt und welche Wahl die effizienteste ist. „Für alle, die sich fragen, wie es mit ihrer Heizung weitergehen soll, bieten wir am 14. November um 18 Uhr im Emschersaal eine Informationsveranstaltung zusammen mit dem Kreis Unna an“, so Lomberg, die sich bereits mit den anderen Klimaschutzmanagern im Kreis Unna austausche.

Diese Mentalität hat die Entscheidungsträger im Rat- und Bürgerhaus offensichtlich überzeugt. „Wir haben uns ganz bewusst für Frau Lomberg entschieden und sind uns sicher, dass sie das, was sie sich vorgenommen hat, auch umsetzen kann“, erklärt Stefan Thiel, der Fachbereichsleiter der Technischen Dienste der Gemeinde und damit Vorgesetzter von Annika Lomberg. „Es gibt natürlich Vorgaben durch unser Klimaschutzkonzept, aber sie wird viele Freiräume und Chancen haben, sich selbst einzubringen.“
Wie das aussehen könnte, auch da hat Annika Lomberg bereits Vorstellungen: „Mir geht es nicht darum, Verbote auszusprechen, jedoch ist ein Strukturwandel auch geprägt von der Idee der Suffizienz, dem ‚Weniger ist mehr‘.“ So könne ein Verlust von Parkplätzen gleichzeitig ein Gewinn sein. „Ich möchte die Frage des Klimaschutzes in Holzwickede bürgernah angehen und ein Wir-Gefühl schaffen, sodass der Klimaschutz kein Problem, sondern eine Lösung darstellt“, so Lomberg.
Langfristige Pläne für die Stelle
Und wer weiß, vielleicht ist dieses Engagement, diese Strategie auch über die nächsten Jahre hinweg in Holzwickede erfolgreich. „Wir versuchen hervorzuheben, dass diese Aufgaben der Klimaschutzmanagerin keine befristeten Aufgaben sein können. Klimaschutz und Klimaanpassung werden wichtig bleiben und deswegen wird es auch immer eine Aufgabe für die Gemeinde Holzwickede bleiben“, so Stefan Thiel. „Wir werben dafür, die Stelle langfristig einzugliedern, auch wenn die staatliche Förderung wegbrechen sollte.“
Doch das ist Zukunftsmusik. Zunächst einmal wird sich Annika Lomberg mit Holzwickede, seinen Bürgern und Institutionen vertraut machen.
