Schon seit einiger Zeit diskutiert der Gemeinderat in Holzwickede über eine posthume Würdigung des langjährigen Bürgermeisters Jenz Rother (1945-2021); möglicherweise wird irgendwann der Marktplatz nach dem ersten hauptamtlichen Bürgermeister der Emscherquellgemeinde benannt.
Neu ist indes ein Vorstoß zur Würdigung eines anderen Bürgermeisters, an den sich nur noch die allerwenigsten Holzwickeder erinnern dürften: Die Rede ist von Josef Kiel, dem ersten Bürgermeister in Holzwickede nach dem Zweiten Weltkrieg. Kiel wurde von den Nazis in ein Konzentrationslager gesteckt, weshalb ihm vor gut zwei Jahren bereits ein Stolperstein gewidmet wurde. 20 Stolpersteine erinnern an verschiedenen Stellen im Gemeindegebiet an Opfer der NS-Diktatur, sie liegen meist wenige Meter vor deren einstigen Wohnhäusern.
Eine Straße, ein Weg oder eine Allee mit dem Namen Josef Kiel
Der Stein, der an Josef Kiel erinnert, liegt am Landweg 8. Als die Holzwickeder Jusos gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Hartmut Ganzke vor einigen Wochen die Stolpersteine reinigten, entstand die Idee, eine Straße in Holzwickede nach Josef Kiel zu benennen.
Und genau das möchten die Jusos nun mit einem Antrag an den Gemeinderat anstoßen. Um die Erinnerungskultur zu erhalten und das Bewusstsein für den Einsatz für die lokale Demokratie zu stärken, schlagen die Jusos vor, einer Straße in einem kommenden Wohngebiet den Namen „Josef-Kiel-Straße“, „Josef-Kiel-Weg“ oder „Josef-Kiel-Allee“ zu geben.

Josef Kiel wurde am 8. April 1883 in Holzwickede geboren. Der Bergmann war zum Zeitpunkt der nationalsozialistischen Machtergreifung für die SPD im Gemeinderat, war außerdem Beigeordneter des Amtes Unna-Kamen, Gewerkschaftsmitglied und Knappschaftsältester, wie die Jusos zusammengetragen haben.

Alliierte ernannten Kiel zum ersten Bürgermeister nach dem Krieg
Im April 1933 wurde Kiel verhaftet und ins Konzentrationslager Bergkamen-Schönhausen verschleppt und gefoltert. Nach Kriegsende ernannten ihn die Alliierten zum ersten Bürgermeister Holzwickedes. Das Amt bekleidete er bis 1946. Er starb zwei Jahre später in Unna.
„Josef Kiel blieb seiner politischen und sozialen Überzeugung trotz Folter und weiterer Repressalien durch die Nazis treu und übernahm in schwierigen Jahren Verantwortung für unsere junge Demokratie“, begründet der stellvertretende Juso-Vorsitzende Matteo Weitner den Antrag.
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