Doris Haumann aus Opherdicke kennt „dä olle Sproake“ Plattdeutsch ist Kulturgut

Doris Haumann kennt sich aus mit „dä olle Sproake“
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„Plattdeutsch soll nicht in Vergessenheit geraten. Es ist ein Kulturgut und das soll auf jeden Fall erhalten bleiben“, sagt Doris Haumann mit fester Stimme. Die 82-jährige Opherdickerin leistet als Mitglied des Dorpdisch „Fi kürt Platt“ dazu seit vielen Jahren einen Beitrag. Und sie hat an der Erstellung des digitalen „Dialektatlas Mittleres Westdeutschland“ aktiv mitgewirkt. Und jetzt hat der Dorpdisch sogar Besuch von Prof. Dr. Claudia Wich-Reif von der Universität Bonn bekommen.

Angefangen hat alles in Doris Haumanns Kindheit. Dass ihr Vater Plattdeutsch sprach, weckte ihr Interesse. Sie wollte den Dialekt erlernen, hörte stets ganz genau dem Vater zu

Viele Jahre später gründete sie zusammen mit Männern und Frauen aus Holzwickede den Dorpdisch „Fi kürt Platt“. Dort wird zwar auch Hochdeutsch gesprochen, das Plattdeutsche aber gepflegt. „Wir lesen Gedichte und Geschichten auf Platt“, erklärt Doris Haumann, was bei den Treffen passiert. Es müsse niemand Sorge habe, nicht gut genug Plattdeutsch sprechen zu können. „Das kann man alles lernen“, beteuert die Opherdickerin.

26 Jahre lang bereitete der Dorpdisch einmal im Jahr auch einen plattdeutschen Gottesdienst vor, der stets zum Beginn eines Jahres in der Evangelischen „Kiärke“ (Kirche) in Opherdicke stattfand. Und der „Plattdütsche Guorresdennst“ hatte zahlreiche Anhänger. Sie lauschten den Kirchenliedern, die auf Plattdeutsch gesungen wurden, sangen mit. Sie lauschten den Predigten, die so ganz anders ins Herz gingen als die auf Hochdeutsch gesprochenen Worte. Sie weckten bei vielen die Erinnerungen an die Kindheit.

Dann aber wurde es ruhig um den Dorpisch. Mitglieder verstarben, Corona kam...

Neuanfang des Dorpisch gewagt

Nun aber haben Doris Haumann und einige Mitstreiter einen Neuanfang gewagt. Sie haben den Dorpdisch reaktiviert. Und vielleicht findet sich dabei der oder die eine, die ebenfalls mithelfen, Platt zu erhalten und auch den Dialektatlas Mittleres Westdeutschland weiter zu „füttern“.

Die Universität Bonn ist eine von vier Universitäten (Bonn, Siegen, Paderborn, Münster), die an der Erstellung des „Dialektatlas“ arbeiten. Und sie ist auf Doris Haumann aufmerksam geworden, kontaktierte sie. Die Frage, ob sie einen Betrag leisten wolle zur Erstellung des „Dialektatlas“, bejahte Doris Haumann schnell.

Einige Mitglieder des Dorpisch "Fi kürt Platt" bei ihrem ersten Wiedersehen.
Die Mitglieder des Dorpdisch "Fi kürt Platt" haben sich nach einer längeren Pause nun wieder im Evangelischen Gemeindehaus in Opherdicke getroffen. © privat

„Dialektatlas Mittleres Westdeutschland“

Aufgabe und Ziel ist es, das Plattdeutsche zu erforschen und zu bewahren. Forscherinnen und Forscher führen Vor-Ort-Befragungen bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Hause durch. So eben auch bei Doris Haumann. Letztlich wird die Opherdickerin eine von 3000 Sprecherinnen und Sprechern sein, die an etwa 1000 Orten befragt werden.

Sich den „Dialektatlas“ unter www.dmw-projekt.de anzuschauen, lohnt schon jetzt. Wer auf die dort abgebildete Atlaskarte klickt, kann sich ein Wort und einen Ort aussuchen. Und wer auf Holzwickede klickt, wird die Stimme von Doris Haumann vernehmen. Das Wort Kartoffel spricht sie aus: „Errappl“. Der Abend ist „Awnt“ und der Tag ist „Dach“.

Die Universitäten suchen nun noch Interessierte, die bei der Erstellung des „Dialektatlas“ und bei der Bewahrung des Kulturguts helfen wollen. Wer mitmachen möchte, sollte 70 Jahre oder älter sein oder zwischen 30 und 45 Jahre alt, in dem Ort aufgewachsen sein und mindestens ein Elternteil sollte ebenfalls aus dem Ort stammen.

Und Doris Haumann und der Dorpdisch hoffen nicht nur, dass sich Interessierte für das Projekt der Universitäten finden, sondern auch Bürgerinnen und Bürger aus Holzwickede und Umgebung Lust haben, zu den Dorpdisch-Treffen zu kommen. Geplant sind Treffen einmal im Monat im Evangelischen Gemeindehaus in Opherdicke. Den nächsten Termin will Doris Haumannn rechtzeitig bekannt geben.

Ein Videointerview mit Doris Haumann finden Sie online auf www.hellwegeranzeiger.de.

Wer an der Erstellung des Dialektatlas mitarbeiten möchte, meldet sich bei Malin Ostermann, Tel. (0228) 737983 oder per E-Mail malin.ostermann@uni-bonn.de

Auf der Karte des „Dialektatlas“ reicht ein Mausklick, um die Worte zu hören. Hier das Beispiel für „Kartoffel“
Auf der Karte des „Dialektatlas“ reicht ein Mausklick, um die Worte zu hören. Hier das Beispiel für „Kartoffel“ © Screenshot