Ganztagesbetreuung, mehr Räume, Digitalisierung: Eine Projektliste der Verwaltung legt nahe, dass die Schulen in der Gemeinde im Fokus künftiger Planungen bleiben.

Holzwickede

, 29.03.2020, 04:55 Uhr / Lesedauer: 4 min

Einiges ist geschafft, einiges auf den Weg gebracht, aber auch in den kommenden Jahren warten auf die Gemeinde als Schulträger im Bildungsbereich einige Herausforderungen. Nicht zuletzt zeigt zudem das Coronavirus, wo nicht nur in Holzwickede, sondern landesweit eine konsequente Digitalisierung versäumt wurde.

„Corona bringt das Thema momentan ganz weit nach vorne. Jetzt merkt man, wie die Digitalisierung in Deutschland verschlafen wurde“, sagt Holzwickedes Erster Beigeordneter Bernd Kasischke. Dass Lehrer hierzulande ihre Schüler ersatzweise über digitale Kanäle mit schulischen Aufgaben betreuen, ist eher die Ausnahme denn die Regel.

Digitalisierung an den Schulen wurde flächendeckend verschlafen

Kasischke ist zumindest froh, dass man durch Infrastrukturprojekte zum Glasfaserausbau bis an die Schulgebäude sowie durch aktualisierte Planungskonzepte zu Schulentwicklung, nötigen Schulinvestitionen und nicht zuletzt durch den Medienentwicklungsplan die Grundlage für die kommenden vier bis fünf Jahre gelegt hat. „Grundsätzlich laufen auch wir in Holzwickede der Digitalisierung noch hinterher. Ich bin aber froh, dass wir zumindest die Grundlagen auf den Weg gebracht haben.“

In der 43 Punkte umfassenden To-Do-Liste der Gemeinde finden sich ein gutes halbes Dutzend Projekte, die direkt oder indirekt auch die Schulen betreffen – vom kommunalen Präventionskonzept zum Schutz für Kinder bis zu Erweiterungsplänen bei der Offenen Ganztagsbetreuung in den Grundschulen.

Hier stehen in den kommenden Jahren noch Erweiterungen an der Dudenroth- und der Aloysiusschule aus. Zunächst ist die Dudenrothschule an der Reihe. „Das treibt uns in der Verwaltung um. Sobald der Kita-Bau in Opherdicke abgeschlossen ist, müssen wir hier ran. Auch wenn sich alle Beteiligten an der Dudenrothschule rührig kümmern und mit dem vorherrschenden Platzangebot arrangieren, müssen wir die Situation schnell verbessern“, so Kasischke.

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Voraussetzungen für Betreuung an Dudenrothschule zügig verbessern

Ist der Kita-Bau in Opherdicke fertig, setzt das eine Kettenreaktion in Gang. Die Kinder der Kita Schatzkiste ziehen dann vom Hengser Kreisel an die Unnaer Straße. Dann wird in Nachbarschaft zum jetzigen Standort das einstige Feuerwehrgerätehaus frei für den DRK-Ortsverband. Der wiederum lässt den Pavillon neben der Dudenrothschule hinter sich, der dann weicht und den Platz für einen OGS-Neubau schafft.

Die Paul-Gerhardt-Schule hat im Vorjahr ein neues Gebäude für die Ganztagsbetreuung bekommen. Nun soll die Dudenrothschule folgen.

Die Paul-Gerhardt-Schule hat im Vorjahr ein neues Gebäude für die Ganztagsbetreuung bekommen. Nun soll die Dudenrothschule folgen. © Marcel Drawe

Aus baulicher Sicht steht in den kommenden Jahren zudem das Clara-Schumann-Gymnasium im Fokus - spätestens, wenn die Rückkehr zu G9 in den Jahrgängen voll durchschlägt. „Letztlich bekommen wir dann einen zusätzlichen Jahrgang nicht mehr unter“, sagt Kasischke. In der zwischenzeitlichen G8-Phase wurden viele Räume umgewidmet, auch hat das CSG als Schule des gemeinsamen Lernens einen hohen Raumbedarf, um inklusiv unterrichten zu können.

Gymnasium wird definitiv mehr Platz brauchen

„Wir werden entweder anbauen, oder vor Ort neuen Raum finden müssen“, nennt Kasischke die beiden Optionen. Schon im Vorjahr wurde ein Zukunftskonzept für die Gemeindebibliothek diskutiert, das in einer großen Lösung einen Umzug in die Gemeindemitte vorsieht. Das würde Platz am Schulzentrum schaffen. Die Ratsfraktionen werden sich hier positionieren müssen: Anbau am CSG oder Umzug der Bibliothek, um vorhandenen Platz neu zu nutzen.

Mit der Lernwerkstatt bedient das CSG einen Aspekt des inklusiven Lernens. Die Räume sind nötig, dafür sinken aber die Kapazitäten für „normale“ Unterrichtsräume. Das CSG wird durch die Rückkehr zu G9 in absehbarer Zeit mehr Platz brauchen.

Mit der Lernwerkstatt bedient das CSG einen Aspekt des inklusiven Lernens. Die Räume sind nötig, dafür sinken aber die Kapazitäten für „normale“ Unterrichtsräume. Das CSG wird durch die Rückkehr zu G9 in absehbarer Zeit mehr Platz brauchen. © Marcel Drawe

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Laufende Bauprojekte in der Gemeinde, allen voran den Rathausum- und anbau sowie die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses an der Bahnhofstraße sieht der Beigeordnete trotz Corona noch entspannt. Die Projektliste der Gemeinde sieht die Fertigstellung des Rathauses für August 2021 vor. Die Feuerwehr soll die neuen Räumlichkeiten gar schon im Spätsommer diesen Jahres nutzen können.

„Für uns sind die Zeitpläne immer noch haltbar“, sagt Kasischke. Voraussetzung sei aber, dass nach dem 19. April und noch vor der Sommerpause die jeweiligen Fachausschüsse wieder normal tagen können. Bis dahin gilt auch für die Kommunalpolitik die Empfehlung der Landesregierung, dass kommunalpolitische Sitzungen nach Möglichkeit nicht stattfinden sollen. So stehen für das Rathaus diverse Auftragsvergaben an, die politisch beschlossen werden müssen.

Zwar liegt die Entwicklung des Wohnparks Emscherquelle maßgeblich in Händen des Investors Wilma Immobilien GmbH, durch eine eigene Projektgruppe und das Bauamt hat die Verwaltung die Entwicklung aber im Blick. Baurecht ist hier mittlerweile vorhanden, der Investor erschließt momentan das ehemalige Kasernengelände. Geplanter Baustart für die ersten Wohnhäuser ist Mitte dieses Jahres.

Wohnpark wird Einfluss auf das Leben in der Gemeinde nehmen

„Für den gesamten Ort hat der Wohnpark sicher die größte Relevanz. Er wird Auswirkungen auf das Leben in Holzwickede haben“, sagt Kasischke und ist sich auch der kritischen Stimmen rund um das Projekt bewusst. Man müsse sehen, wie sich in der Folge beispielsweise der Verkehr in dem Bereich entwickelt.

Im März 2020 tut sich optisch noch wenig auf dem einstigen Kasernengelände. Planmäßig sollen ab der zweiten Jahreshälfte aber die ersten Rohbauten im Wohnpark Emscherquelle hochgezogen werden.

Im März 2020 tut sich optisch noch wenig auf dem einstigen Kasernengelände. Planmäßig sollen ab der zweiten Jahreshälfte aber die ersten Rohbauten im Wohnpark Emscherquelle hochgezogen werden. © Hans Blossey

Fakt ist aber auch: Im Gegensatz zu anderen Kommunen muss Holzwickede keinen Einwohnerschwund befürchten. Eher das Gegenteil ist der Fall – mit allen Vor- und Nachteilen.

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Das Thema Digitalisierung ist derweil übrigens nicht allein an den Schulen ein Thema. In Zeiten des Coronavirus merkt man auch in den Büros der Verwaltung, wo es hapert und wo man unerwarteterweise doch schon digitaler arbeiten kann, als zuvor geglaubt. „Insbesondere auch externe Partner sind früher für Abstimmungsgespräche lieber 100 Kilometer gefahren, um uns vor Ort zu treffen. Plötzlich geht das per Videoschalte und jeder freut sich über die Zeitersparnis“, sagt Kasischke.

Es ist absehbar, dass auch die Bürger in naher Zukunft mehr digitale Services in Anspruch nehmen können. Neue Software, neue Sicherheitsmaßnahmen und Serverstrukturen – die IT der Verwaltung modernisiert sich momentan laufend. Das Thema „eGovernment“, wortgleich übersetzt E-Regierung, steht ebenfalls auf der Projektliste der Gemeinde. Könnten Bürger künftig vermehrt Anträge auch digital stellen oder beispielsweise ihren Reisepass am heimischen PC beantragen, würde das der Verwaltung bestenfalls Kosten und Personal sparen.

Bei allen laufenden Projekten macht ein Auszug aus einer begleitenden Vorlage zur aktuellen Projektliste auch klar, wo die Schwierigkeit für eine vergleichsweise kleine Verwaltung wie in Holzwickede liegt: „Die Menge der zeitgleich bearbeiteten Projekte ist aber auch sehr ressourcenintensiv. In den Bereichen Planung und Verwaltung ist der Arbeitsaufwand hoch. In Zeiten begrenzter Personalressourcen und immer noch überschaubarer finanzieller Spielräume besteht häufig hoher Druck in den Abteilungen der Verwaltung.“

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