Zwei Tage vor dem Konzert der Kammermusik-Reihe auf Haus Opherdicke wurden sie angefragt, für die erkrankten Orchesterkollegen der Neuen Philharmonie einzuspringen. Sehr kurzfristig, doch die seit einigen Jahren als ständiges Ensemble auftretenden Musikerinnen boten dem Publikum ein vielfarbiges, exzellent interpretiertes Programm.
Geigerin Mariana Hernández Gonzáles ist gebürtige Mexikanerin und gehört seit einem Jahr dem Orchester an. Pianistin Itxaso Etxeberria Baskin stammt aus Pamplona in der Provinz Navarra und unterrichtet freiberuflich. Beide Künstlerinnen kennen sich aus Ihrem Masterstudium der Zeitgenössischen Musik an der Folkwang-Universität der Künste.
Mitreißend spanisch gaben sie sich gleich zu Beginn: Aus den Danzas Españoles von Enrique Granados hatten sie Nr. 5 „Andaluza“ ausgewählt, für ihre Besetzung in einer Bearbeitung von Fritz Kreisler. Temperamentvoll aber auch süß und empfindsam, dabei hoch virtuos gingen sie dieses bekannte Stück an in einer selten so intensiv gestalteten Interpretation.
Dem Jugendwerk des 16-jährigen Spaniers ließen sie die „Frühlingssonate“ Beethovens folgen, ein in der Form vom symphonischen Schaffen inspiriertes Werk. Zunächst weich und elegisch, bald strahlend herausfordernd, mischten sie fröhliche Triller und klassische Elemente.
Mal mitreißend, mal meditativ
Mal neckisch, dann in sonore Tonlagen tauchend, gestalteten die Musikerinnen den eingängigen Kopfsatz. Mehrfach spendete das Publikum Applaus nach einzelnen Sätzen, bis das Duo schließlich durchspielte, sich nicht weiter unterbrechen ließ. Herrliche Streichermelodien bestimmten das Adagio, bis typische Beethoven-Wendungen den Spielfluss aufbrachen, neue Elemente einkehren ließen.
Mit unvermittelt hoher Geläufigkeit zeigte Etxeberria Vielfarbigkeit an den Tasten, ließ sich von den getragenen Weisen der Mexikanerin akkompagnieren. Volkston und Pizzikato im Scherzo, energischer Ausdruck im Rondo, stets kultiviert und keineswegs brutal gestaltet, bescherten tolle Variationen und ein großes Finale.
Minimal Music gab es mit „Road Movies“ einem 1995 entstandenen Werk des Amerikaners John Adams. Rotierend, kurbelnd mit variierenden Strichlängen, jazzigen Einflüssen etwa des „Amerikaners in Paris“, verblüfften die Musikerinnen mit immer neuen Figuren und Motiven. In burschikoser Haltung spielte Hernandez diesen „Relaxed Groove“.

Meditativ erklang der zweite Satz, dezent und schleppend in der bisweilen rauchigen Violinstimme, eloquent antwortend an den Tasten. Harsch, kreischend, scheinbar miteinander fechtend, starteten beide in den Finalsatz. Zunehmend jazziger wurde dieser mit „40% Swing“ überschriebene Satz. „Hurry-Up“ schien die Klavierstimme zu sprechen. Boogie-Woogie-Wendungen spielten hinein.
Intensiv arbeiteten die Künstlerinnen an ihren Instrumenten, hoch konzentriert in abrupt unterbrochenen Phrasen des Finales. Mehrfach wurden sie zurück aufs Podium geklatscht. Die Zugabe, ein Auszug aus Ravels Kinderoper „Das Kind und der Zauberspuk“ war ein besonderer Leckerbissen: Zum „Five o’clock Foxtrott“ flirteten Wedgwood-Teekanne und Chinesische Tasse, blieben fernöstliche Anklänge nicht aus. Klasse!