Protesttag am 14. Juni In Holzwickede bleiben alle Apotheken geschlossen

Apotheken-Protesttag: Alle Apotheken sind am Mittwoch geschlossen
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Massive Lieferengpässe, „lähmende“ Bürokratie und eine „mittlerweile unzulängliche“ Vergütung – aus Protest gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung schließen nahezu alle Apotheken im Kreis Unna für einen Tag. In Holzwickede bleiben alle Apotheken am Mittwoch komplett dicht. Die Apothekerin Sonja Wahlhäuser (Allee Apotheke) und die Apotheker Christian Ansink (Avie Apotheke) sowie Christian van Bremen (Rathaus Apotheke) erläutern uns ihre Gründe.

Notdienstapotheken in der Umgebung

„In akuten Fällen wird die Versorgung der Patienten über die Notdienstapotheken selbstverständlich sichergestellt“, sagt Sonja Wahlhäuser. „Wir bitten die Patientinnen und Patienten aber, ihre planbare Medikation an den Vortagen abzuholen – oder danach“, fügt sie hinzu.

Notdienst haben vom Mittwoch, 14. Juni, bis Donnerstag, 15., von 9 bis 9 Uhr:

  • Adler-Apotheke (Bahnhofstraße 21, 59423 Unna, Tel.: 02303/13100)
  • Mohren-Apotheke (Körner Hellweg 74, 44143 Dortmund-Körne, Tel.: 0231/595303)
  • Markt-Apotheke (Nordengraben 8, 58636 Iserlohn, Tel.: 02371/29018)

Die Allee Apotheke von Apothekerin Sonja Wahlhäuser ist am Mittwoch (14. Juni) geschlossen.
Die Allee-Apotheke von Apothekerin Sonja Wahlhäuser ist am Mittwoch (14. Juni) geschlossen. © Christian Greis

Apotheker protestieren „für die Patienten“

Um öffentlich zu machen, wie schwierig die Bedingungen für die Teams mittleiweile geworden seien, bleiben die Apotheken geschlossen. „Wir wollen so ein Zeichen setzen und auf die alarmierende Lage aufmerksam machen“, sagt Christian Ansik.

Christian van Bremen fügt hinzu: „Wir protestieren für unsere Patientinnen und Patienten und verzichten in ihrem Interesse auf diesen Öffnungstag.“ Er hofft auf Verständnis: „Denn sie sind ebenso Leidtragende, wenn Arzneimittel zunehmend knapp werden und das flächendeckende Apothekennetz ausdünnt, weil sich die Rahmenbedingungen für die Apotheken zunehmend verschlechtern. Mit unserem Protesttag möchten wir deutlich machen, wie es wäre, wenn aufgrund

der schwierigen Umstände noch mehr Apotheken schließen müssen als in den vergangenen Jahren bereits.“ Christian van Bremen hatte bereits im Februar vor steigenden Kosten gewarnt und auf eine sinkende Vergütung aufmerksam gemacht.

Auch in der Avie Apotheke im Borsig-Center gibt es am Mittwoch (14. Juni) keine Medikamente.
Auch in der Avie-Apotheke im Borsig-Center gibt es am Mittwoch (14. Juni) keine Medikamente. © Carsten Fischer

Drei Kern-Kritikpunkte

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ist die Spitzenorganisation aller Apotheker. Sie hat die drei Kern-Kritikpunkte zusammengefasst:

  • Wegen der vielen Lieferengpässe würden die Apothekerteams bei ihrer Arbeit möglichst viel Flexibilität brauchen, um die Patienten schnell zu versorgen. „Das Versorgungssystem ist aber voller Bürokratie und drohender Strafzahlungen an die Krankenkassen“, heißt es von der ABDA.
  • Die Arbeit in der Apotheke sei herausfordernd und brauche viel Fachwissen und Verständnis für die Probleme der Menschen, die Hilfe benötigen. Arzneimittel-Lieferengpässe hätten die Arbeit noch komplizierter gemacht und „kosten Kraft und Zeit“. Eine finanzielle Anerkennung für diese Mehrarbeit werde den Apothekern jedoch versagt. „Auch hier fordern wir von der Politik eine gerechte Lösung“, so die ABDA.
  • Das Honorar der Apotheken bestehe zu einem wesentlichen Anteil aus einem Festbetrag, der die laufenden Kosten abdecken soll. Dieser Festbetrag sei seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr angepasst worden, trotz der zwischenzeitlich immens gestiegenen Kosten. Die Apotheken seien so von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt. Dies sei nicht mehr nur ungerecht, sondern inzwischen existenzgefährdend. „Andere wichtige Versorgungsinstanzen, wie zum Beispiel bestimmte Arztpraxen und Krankenhäuser, haben hingegen Extra-Zahlungen erhalten“, heißt es von der ABDA.

Apotheker Christian van Bremen betreibt die Rathaus-Apotheke am Markt in Holzwickede.
Apotheker Christian van Bremen betreibt die Rathaus-Apotheke am Markt in Holzwickede. © Udo Hennes

Zuletzt hätten in Deutschland so viele Apotheken schließen müssen wie noch nie zuvor. Wirtschaftliche Gründe seien dabei ebenso bedeutsam wie der Mangel an Personal und Nachwuchs. „Apotheken kaputtzusparen, bedeutet, die flächendeckende, niedrigschwellige und wohnortnahe Arzneimittelversorgung kaputtzusparen“, mahnt die ABDA.

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