Nicht zum ersten Mal konnte für die Stiftskonzerte die Pianistin Junko Shioda gewonnen werden. Wieder hatte sie eine hochkarätige Musikerin mitgebracht. Kammermusikalische Werke für Violine und Klavier spielte sie im Stiftssaal an der Eulenstraße mit der US-Amerikanerin Ariadne Daskalakis, seit über 20 Jahren Professorin an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.
Shioda selbst ist gefragt als Kammermusikerin und als Korrepetitorin an der Kölner Hochschule tätig. Drei Sonaten, zum Auftakt Mozart, standen auf dem Programm. Freudig bewegte Musik in C-Dur gestaltete das Duo. Daskalakis zeigte sich gleich als hocherfahrene Bühneninterpretin in Körpersprache und Eleganz der Bogenführung. Einfühlsam, zugleich wieselflink wirkte Shioda an den Tasten. Eine muntere Erzählung lieferten beide im Kopfsatz, hielten mit ihren Instrumenten Zwiesprache in den leisen Passagen, verliehen jeder Note tiefen Sinn und Ausdruck.
Mystisch-verhaltene Stimmung bei Debussy Sonate in g-Moll
Schwelgerisch glitt der Klavierpart im Mittelsatz dahin, von der Geige nur in Einzeltönen untermalt. Zunächst zögerlich, in Ansätzen übernahm die Geige Melodiefragmente, ein leises Mitsummen der Musik. Erst spät wanderte auch die Führung zum Streichinstrument. Im wechselvollen Rondeau dominierte erneut die Geige; kess und neckisch forderte Mozarts Musik Interpreten und Publikum heraus.
Mystisch verhalten dagegen wirkten bei Debussys Sonate in g-Moll die Glockenschläge des Flügels, die melancholischen Tonfolgen der Violine, süßlich bisweilen, zwischen Melodie und Metrum schwankend. Nach abrupter Unterbrechung des Spielflusses folgte der Wiedereinsatz langsamer, sich nervös steigernd, ins maurisch-orientalische gleitend. Dem folgte ein Scherzo besonderer Prägung mit harschen Zupfern, sprunghaftem Tastenspiel, alertem Aufflammen aus langsamem Fluss. In Mimik und Gestik schien Daskalakis mit Stakkato und flirrenden Spiel gegen Windmühlen anzustürmen.
Rasante Tonfolgen auf langen Bogenstrichen, pointierte Tasten-Expressionen machten das Finale aus.
Sehr energisch gestalteten die Musikerinnen den Einstieg zu Griegs Sonate in c-Moll. Zwischen transponierenden Melodiebögen, eingeworfenen Aufregern, holten süßliche Phrasen die Zuhörer ab, bevor diese von neuem mit Dramatik übergossen wurden. Verträumtes Klaviervorspiel, herrliche Melodien der Violine erfuhren nachdenkliche Steigerungen, temporeiches Wechselspiel mit technischen Raffinessen im Mittelsatz. Arabesk anmutendes, zuweilen säuselndes Spiel, bald wild und tänzerisch, zeigte das Duo im Finale. Für anhaltenden Applaus gab es noch einmal Debussy: „Das Mädchen mit dem Leinenhaar“, eine kurze, wunderbar weiche Musik. Ein breites Spektrum der Klangkunst in herausragender Qualität!
