Schon auf dem Vorplatz der St. Agneskirche in Bausenhagen waren die Klänge zu hören. An einem frühen Sonntagvormittag probten hier die Mitglieder des Spielmannszuges Fröndenberg-Bausenhagen. Das große Ziel: die Deutsche Meisterschaft der Spielleute in Ulm. Sie findet 2025 statt im Rahmen des Deutschen Musikfestes, dem anspruchsvollsten bundesweiten Wettbewerb im Bereich der Spielleutemusik.
Doch bevor es nach Ulm geht, mussten die Musiker nach Heiden in die Westmünsterlandhalle. „Hier stand die Qualifikation an, dafür haben wir an 13 Übungstagen reichlich Schweiß vergossen“, erklärte in diesen Tagen Dirigent Hendrik Schwarzkopf.
Es ist das Hobby der Musikanten, jeder ist mit Herzblut dabei, gibt sein Bestes. Und doch korrigierte der Mann an besagtem Sonntag am Dirigentenpult, hatte hier etwas vernommen, was ihn nicht zufrieden stellte, hörte dort einen zu späten Einsatz.

Neuer Slogan: Traditionell modern
Marcel Nierhoff, der 1. Vorsitzende, ist stolz auf die Bereitschaft „seiner“ Leute: „Alle stehen dahinter, es ist einfach toll.“ Vor zwei Jahren, beim 100. Geburtstag, wurden alle Mitglieder – 47 Aktive, dazu circa 80 Unterstützer – nach ihren Wünschen befragt. „Wir bekamen reichlich Input, haben uns einem neuen Motto verschrieben“, so der Funktionär. „Traditionell modern“ – so laute der Slogan nun.
Und dieser beschreibt das Repertoire treffend. „Natürlich machen wir die traditionelle Krawallmusik, bei Schützenfesten beispielsweise“, so Marcel Nierhoff. „Sind auch mal in Konzertbesetzung auf der Bühne, bringen entsprechende Märsche.“

Allerdings beherrscht die Formation auch Rock und Pop: „So spielen wir bearbeitete Filmmusik der Disneyfilme, das ist melodisch, aber auch ganz schön anstrengend.“
Er dürfe durchaus sagen, dass beim Spielmannszug Bausenhagen reichlich Qualität vorhanden sei. Dazu kommen Hits wie „Warum hast du nicht Nein gesagt“ oder das beliebte „Narcotic“, ein Lied der deutschen Rockband Liquido aus dem Jahr 1997 („Wenn dann vor der Bühne gehüpft wird, macht das Spielen doppelt Spaß“). Rund 100 Kompositionen seien abrufbar. Wenn also auf Festen Wünsche geäußert werden, könne der Spielmannszug so einiges erfüllen.
Inzwischen läuft die Umstellung vom Papier-Notenblatt auf Tablets. Gezwungen werde niemand; wer sich langsam an das Digitale herantasten wolle, könne dies in aller Ruhe tun: „Demnächst möchten wir schon das Handy einbeziehen, bei Umzügen die Noten darauf ablesen.“


Ein besonderer Höhepunkt war nun aber erst einmal die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft. „Wir zeigen uns realistisch“, erzählte Hendrik Schwarzkopf im Vorfeld, „haben uns für Liga zwei gemeldet, da rechnen wir uns größere Chancen aus, denn 80 Punkte müssen erreicht werden.“
Zwei besondere Kompositionen wurden im Vorfeld einstudiert. Da ist der „Glacier Express“, eine musikalische Beschreibung der Fahrt der berühmten Schweizer Gebirgsbahn, die St. Moritz mit Zermatt verbindet. „Erst ist es eine langsame Reise, jeder genießt das Panorama, dann folgt der Vollgasteil, die Bergwelt wird quasi musikalisch beschrieben“, schwärmte Hendrik Schwarzkopf.
Weitergabe des Feuers
„Passing on the Flame“ erzählt dann die Geschichte eines Spielmannszuges mittels Noten: „Die Weitergabe des Feuers im Verein von einer Generation zur nächsten ist das Thema, es geht immer weiter, ob traditionell oder modern. Das Stück wurde speziell für einen Spielmannszug komponiert, wir haben es übernommen, denn es trifft auch uns haargenau“, war Marcel Nierhoff von der Auswahl überzeugt.
Um wirklich alle Möglichkeiten auszuschöpfen, drehte ein Berufsmusiker an gewissen Stellschrauben: „Experten finden immer noch etwas, was verbessert werden kann, tatsächlich bekamen wir wertvolle Hinweise.“

Acht Spielmannszüge hatten sich insgesamt zur Qualifikation angemeldet, bereits um 14.20 Uhr standen die Bausenhagener auf der Bühne: „Es war unglaublich spannend, denn erst am Abend gab es das Ergebnis.“
Natürlich wurden Vergleiche gezogen, die Chancen abgewogen. „Unsere Stücke hatten eine Länge von sieben beziehungsweise fünf Minuten, das war schon anspruchsvoll“, beschreibt Hendrik Schwarzkopf seine Eindrücke nun im Nachgang. „Aber da gab es Gruppierungen, die brachten ein Stück von 15 Minuten Länge, da ist natürlich noch viel mehr herauszuholen, die Schwierigkeiten sind aber höher.“

Jeweils drei Profis saßen in der Jury, dazu kam ein Beisitzer, verschiedenste Kriterien brachten die Punkte. Am Ende war der Jubel groß: 82 Punkte reichten, 2025 geht’s nach Ulm.
Anschließend gaben die Experten Hilfestellung, wiesen auf Verbesserungspotential hin, zeigten, wo die Musiker noch an der Umsetzung arbeiten müssen. „Das war hilfreich, aber erst mal begann die Party, bereits im Westmünsterland, nach der Heimkehr auch in Bausenhagen“, so Schwarzkopf.
Nun wird weiter geprobt, die Vorfreude auf die Meisterschaft ist riesig.