Simon Kettelmann ist erst als 18-Jähriger zur Freiwilligen Feuerwehr Fröndenberg gekommen und hat als Quereinsteiger mittlerweile die Lehrgänge zum Feuerwehrmann absolviert. © Michael Neumann

Mit Video

Feuerwehrmann nach vier Wochen: Quereinsteiger will ins brennende Haus

Als der Dachstuhl auf seinem Elternhaus vor vielen Jahren ausbrannte, konnte Simon Kettelmann noch nicht ahnen, dass er selbst einmal Feuerwehrmann werden würde – als Quereinsteiger.

Fröndenberg

, 29.09.2021 / Lesedauer: 4 min

Fünf Jahre alt war Simon Kettelmann, als 2007 ein Blitz in das Haus seiner Eltern einschlug. Der Dachstuhl brannte zwar völlig aus, aber noch Schlimmeres konnten die schnell eintreffenden Brandlöscher verhindern.

»Für die Feuerwehr ist man aber nie zu alt.«Jörg Sommer, Leiter Freiwillige Feuerwehr Fröndenberg

Das war seinerzeit auch ein bisschen Glück im Unglück: Denn das Wohnhaus von Andreas und Jutta Kettelmann ist nur einen Katzensprung vom Feuerwehrhaus in Warmen entfernt. Die Familie erfuhr vor 14 Jahren am eigenen Leib, wie wichtig eine stets einsatzbereite Feuerwehr ist.

Jörg Sommer war damals schon Leiter der Fröndenberger Feuerwehr. Für ihn ist die Funktionsfähigkeit des Brandschutzes das A und O: Personalstärke, Tagesverfügbarkeit und Einhaltung der Hilfsfristen – alles hängt miteinander zusammen und nicht zuletzt von der Nachwuchsförderung ab.

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Die Jugendfeuerwehr schwächelt jedoch seit einiger Zeit in der Stadt. Das liege zu einem Gutteil an der Corona-Pandemie, ist Jörg Sommer überzeugt. Denn die 12- bis 17-Jährigen durften sich monatelang nicht treffen, einige sprangen ab, vor allem kamen kaum neue Jugendliche dazu.

Tagesverfügbarkeit trotz 280 Kameraden ausbaufähig

Umso wichtiger sei daher der zweite Weg, in den aktiven Feuerwehrdienst zu gelangen: der Quereinstieg. Die meisten Brandschützer erwachsen zwar immer noch aus der eigenen Jugend. „Für die Feuerwehr ist man aber nie zu alt“, sagt Jörg Sommer.

Simon Kettelmann hat sich entschlossen, Atemschutzgeräteträger zu werden. Zu der Aussicht, einmal ein brennendes Haus betreten zu müssen, sagt der junge Feuerwehrmann: „Auf solche Situationen muss man sich einstellen.“ © Michael Neumann

»Man steht in einem Raum und sieht nichts – da muss man sich unbedingt aufeinander verlassen können.«Jörg Sommer

Ein Kamerad habe selbst noch in seinen 40ern zu den Blauröcken gefunden. Auch durch Zuzüge nach Fröndenberg nehmen die Löschgruppen zwar immer wieder mal neue Aktive auf, die an ihrem früheren Wohnort schon zur Truppe gehörten.

„Aber wir nähmen gern mehr“, verrät Jörg Sommer damit auch, dass die Verfügbarkeit bei Tageseinsätzen trotz 280 Kameraden, von denen viele beruflich Auspendler sind, ausbaufähig ist.

Tauglichkeitsprüfung nur bei Berufsfeuerwehr

Dass man als Erwachsener auch ohne jede Kenntnis von Löscharbeiten nach recht kurzer Zeit schon zum Feuerwehrmann ernannt werden kann, zeigt das Beispiel Simon Kettelmann.

Nach dem Schulabschluss kam der Warmener als 18-Jähriger im vergangenen Jahr zur Feuerwehr. Die Jugendabteilung war für ihn nie eine Option. Das lag an vielen anderen Freizeitaktivitäten, bei den Pfadfindern war er zum Beispiel, aber auch an einem gut gefüllten Stundenplan.

Leiter Jörg Sommer (r.), hier mit seinem Stellvertreter Dieter Blotenberg, wirbt darum, sich auch als Quereinsteiger zur Feuerwehr zu melden. © Archiv/Marcus Land

„Komm‘ vorbei“, meinte ein Freund – und mittlerweile hat sich Simon Kettelmann in vier Wochenend-Lehrgängen die Grundlagen draufgeschafft. Eine Tauglichkeitsprüfung wie bei der Berufsfeuerwehr gibt es nicht.

Dass er Brillenträger ist, ist auch kein Problem, weil er etwa als Atemschutzträger eine angepasste Brillenmaske bekommt.

Welche Schläuche, Knoten und Leitern gibt es? Wie löscht man ein Feuer bei einer bestimmten Brandklasse? Wie bedient man Schere und Spreizer bei einem Verkehrsunfall? In der Theorie hat der inzwischen 19-Jährige alles schon verinnerlicht.

Hierarchie in der Feuerwehr gibt Sicherheit

In die Praxis geht es dagegen Schritt für Schritt. Bei Einsätzen werde Simon Kettelmann zunächst entsprechend seiner Kenntnis eingesetzt. „Sonst muss man ja auf ihn aufpassen“, sagt Jörg Sommer augenzwinkernd.

Streng nach Einsatzbefehlen richten muss er sich bei der Feuerwehr ohnehin. Stark hierarchisch auf kollegialer Basis, sagt der Chef, sei jede Wehr aufgebaut – am Brandort die beste Strategie auszudiskutieren, das ist undenkbar.

Ein Dankesschreiben an die Fröndenberger Feuerwehr, die das brennende Haus seiner Eltern löschte, hat Simon Kettelmann als Fünfjähriger unterschrieben – da ahnte er noch nicht, dass er heute selbst Feuerwehrmann ist. © Michael Neumann

„Das gibt ihm aber auch Sicherheit“, sagt Jörg Sommer. Die Sorge, als Anfänger etwas falsch machen zu können, wird ihm weitgehend genommen. Die ABC-Schutzmaske oder Funkgeräte für die Kameraden einstellen, Ölspuren abstreuen – die Aufgaben mögen anfangs klein sein, sind im Einsatz aber ungemein wichtig.

Simon Kettelmann will lernen, hat sich entschlossen, eine nicht ungefährliche Qualifikation zu erwerben: Atemschutzgeräteträger.

Sein erster Ernstfall waren die Überschwemmungen

Wie verantwortungsvoll diese Aufgabe ist, beschreibt Jörg Sommer: Es müssen immer mindestens zwei Feuerwehrleute ein brennendes Haus betreten. „Man steht in einem Raum und sieht nichts – da muss man sich unbedingt aufeinander verlassen können.“

»Auf solche Situationen muss man sich einstellen.«Simone Kettelmann, Feuerwehrmann

Und wie ist das, wenn man bei einem Feueralarm den Gang ins brennende Haus scheut, weil man vielleicht ein schlechten Tag erwischt hat? Dann setze man sich auf der Einsatzfahrt eben nicht neben die Atemschutzgeräte – das sei Signal genug und werde auch nicht als Kneifen verstanden, sagt Jörg Sommer.

Nebelmaschine, schwere Sauerstofflaschen auf dem Rücken, Barrikaden in einem dunklen Raum überwinden – sehr realistisch wird Simon Kettelmann diesen Job trainieren. Bestanden ist die Prüfung, wenn der Luftvorrat ausgereicht hat.

Dass er einmal im Ernstfall ein brennendes und verrauchtes Gebäude wird betreten müssen, davor ist ihm nicht bange.

„Auf solche Situationen muss man sich einstellen“, sagt der Student des Wirtschaftsingenieurwesens abgeklärt. Wie es ist, ins kalte Wasser geworfen zu werden, hat er als frisch gebackener Feuerwehrmann ohnehin schon erfahren: Seinen ersten Ernstfall hatte bei den Überschwemmungen im Juli zu meistern.

Simon Kettelmann zeigt in einem Video auf hellwegeranzeiger.de die Ausrüstung eines Feuerwehrwagens.

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