Ortsteil ohne Nahversorgung Welche Geschäfte es früher noch in Ardey gab

„Lange Zeit war Ardey der einzige Ort mit vielen Geschäften“
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Wer in Ardey Lebensmittel sucht, dem bleibt nur noch der Hofladen zur Nieden. Die Pizzeria Italiano und der Dian Grill sind die Anlaufpunkte für den schnellen Hunger. Alles in allem wird die Nahversorgung zusehends schlechter. Zuletzt verabschiedete sich die Bäckerei Schmidt. Wie empfinden alteingesessene Ardeyer das? Wie war es früher einmal in dem Fröndenberger Ortsteil?

„Das Nollesche Haus an der Dorfstraße 12 war zur vorletzten Jahrhundertwende der Mittelpunkt des Ortes“, berichtet Ortsheimatpfleger Klaus Böning. Ein Kolonialwarengeschäft, eine Bäckerei, eine Posthilfstelle und eine Gastwirtschaft befanden sich dort in zentraler Lage. So konnte man beim abendlichen Gaststättenbesuch ein paar Eier zum Frühstück mitnehmen.

Postkarte aus Fröndenberg-Ardey.
Neben historischen Fotografien hat Ortsheimatpfleger Klaus Böning auch solche Postkarten aus Ardey. © Klaus Böning (Repro)

Auch in der frühen Bundesrepublik war das Angebot noch erheblich breiter, als das heutzutage der Fall ist. „Lange Zeit war Ardey der einzige Ort mit vielen Geschäften“, berichtet Anwohnerin Bärbel Wunderlich.

Im Vergleich zu Langschede und Frömern konnte sich das Angebot in Ardey durchaus sehen lassen: Da waren die Gärtnerei Spitzer, die Fleischerei Franz, die Bäckerei Hönnecke-Deunert und die Geschäfte Müller und Voss-Hellmann. Es sind Erinnerungen, die lebendig sind in einem Ortsteil, der im Vergleich zu früher heute kaum noch etwas zu bieten hat.

Rewe Markt Ardey
Dieser Rewe-Markt von Frau Voss-Hellmann befand sich an der Ardeyer Straße. © Klaus Böning (Repro)

Ähnlich dem Nolleschen Haus gab es in der Vergangenheit gar Überschneidungen bei den Warenangeboten: Farben Fischer, das am heutigen Standort der Pizzeria Italiano an der Ardeyer Straße 76 lag, deckte neben Farben und Renovierungsbedarf auch den Schulartikelbedarf für die Kinder ab: „Da kam man nicht schnell raus“, erinnert sich Bärbel Wunderlich lächelnd.

Während ihr Mann damals unterwegs zu seinen Malerarbeiten war, habe Frau Fischer gerne die Gelegenheit für ein Schwätzchen wahrgenommen. Bei der Bäckerei Hönnecke-Deunert war ein kleines Geschäft zugehörig, in dem etwa Küchenutensilien erworben werden konnten.

Und die Fleischerei Franz, die zunächst 1954 in Westick gegründet worden war, hatte schnell eine Filiale in Ardey. Margarethe Meyer, die Zwillingsschwester der Frau von Fleischer Richard Franz, leitete die Filiale. Nachdem er in Ardey umgebaut hatte, verlegte Franz den Betrieb sogar ganz in den Ortsteil.

Erst Fleischerei, dann verschiedene Bäckereien

„Viele Höfe in der Nähe wurden von Nebenerwerbslandwirten betrieben, sodass mein Vater am Wochenende auch noch dort war, um sein Vieh zu kaufen und um zu schlachten“, weiß sein Sohn, der ebenfalls Richard Franz heißt, heute gegenüber der Redaktion zu berichten.

Nachdem sein Vater die Fleischerei am 31. Dezember 1983 geschlossen hatte, waren dort nacheinander die Bäckereien Akne, Schulte, Niehaves und zuletzt eben Schmidt ansässig, um die Ardeyer mit Backwaren zu versorgen. Nach der Schließung arbeitete Franz noch auf dem Heidehof Kötter, wo zuletzt jedoch ebenfalls eine Schließung anstand.

Die Eheleute Wunderlich sitzen an einem Tisch.
Bärbel und Friedrich-Wilhelm Wunderlich kennen Ardey schon sehr lange. © Peter Körtling

„Früher gab es auch noch den Milchwagen von Klopries“, sagt Friedrich-Wilhelm Wunderlich im Gespräch mit der Redaktion. Deren Bulli fuhr über die Dörfer und bot neben Milch auch Käse, Wurst, Mehl und andere Dinge an. „So ein rollender Mini-Supermarkt wäre heutzutage wieder etwas Schönes“, ergänzt Bärbel Wunderlich.

Auch bei den örtlichen Gaststätten gab es mehr als Speisen und Getränke: So bekamen die Ardeyer in der Gaststätte Müller an der Ardeyer-/Ecke Feldstraße auch ihre Lebensmittel. An der Gaststätte Meyer-Lamping (später Gildenstübchen und „zur Bahn“) gegenüber dem Ardeyer Bahnhaltepunkt wurde der Fahrkartenverkauf durchgeführt.

Bankensterben in Ardey

„Natürlich waren früher auch die Sparkasse und die Volksbank in Ardey vertreten“, sagt Friedrich-Wilhelm Wunderlich. Doch damit ist es nun, nachdem zuletzt der Sparkassenautomat wegfiel, ebenfalls komplett vorbei. Mit dem Wegfall der Banken, der Geschäfte und Gaststätten und jetzt auch noch der Bäckerei Schmidt sei die Nahversorgung praktisch nicht mehr vorhanden.

Wenn körperlich eingeschränkte Menschen oder Senioren Probleme mit der Mobilität hätten, sei das schnell problematisch. „Zumindest gibt es noch den Lieferservice von Rewe Bielemeier im benachbarten Ortsteil Langschede“, so Wunderlich. Doch gehe es nicht nur ums Einkaufen.

„Dabei herrschte mal ein lebendiges Miteinander“

Treffpunkte für die Bevölkerung fehlten, was man rückblickend deutlich merke: Kein Schützenverein, kein Gesangs-, Theater- oder Turnverein sei mehr vor Ort. Abgesehen vom Dorfcafé Buntes Sofa, das vom Förderverein Dorfgemeinschaft betrieben wird, gebe es nichts mehr.

„Dabei herrschte mal ein lebendiges Miteinander“, so Bärbel Wunderlich. Ihr Großvater Wilhelm Oelker war Bürgermeister und als hervorragender Redner bekannt. Andere Originale waren Walther Wilhelmy, Inhaber der Gaststätte Müller (genannt „Der gute Wirt“), und Friedhelm Roer, aktiver Feuerwehrmann, genannt „Kacks“.

Stiftungsfest des MGV im Jahr 1890.
Da war die Welt noch in Ordnung: Stiftungsfest des Männergesangvereins „Deutsche Einigkeit Ardey“ im Jahr 1890 vor dem „Nolleschen Haus“ an der Dorfstraße. © Klaus Böning

Legendäre Schützenfeste

„Denen lag es, die Menschen zu begeistern“, so Friedrich-Wilhelm Wunderlich. Allein die Schützenfeste an der Wilhelmshöhe seien legendär gewesen. „Da gab der Walther auch mal den Pastor.“

Hinterher hätten alle so gelacht, dass die Bank zusammenbrach, erinnert sich Bärbel Wunderlich. Ohne die vielen Orte der Begegnung werde es aber schwierig, die Gemeinschaft zu pflegen, befürchtet ihr Ehemann.