Ein Jahr nach Raketenangriff OBO Bettermann freut sich über mutige ukrainische Mitarbeiter

Mutige ukrainische Mitarbeiter von OBO Bettermann
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Vor gut einem Jahr, am frühen Morgen des 29. Dezembers 2023, geschah es: Bei einem großen Raketenangriff im Großraum Kiew wurde eine Halle des Mendener Unternehmens für Elektro- und Gebäudeinstallation, OBO Bettermann, zerstört. Glücklicherweise war so früh morgens nur ein Mitarbeiter vor Ort, der mit leichten Verletzungen davonkam.

Nun geht der russische Angriffskrieg auf die Ukraine in ein weiteres Jahr. Auf eine Anfrage unserer Redaktion berichtete der OBO-Bettermann-Geschäftsführer Christoph Palausch von den Entwicklungen, die seit dem dramatischen Ereignis stattfanden.

„Im Grunde beschäftigen uns dieselben Dinge wie in den letzten drei Jahren“, so Palausch. Das Wichtigste sei, dass die Mitarbeiter in der Ukraine, mitsamt ihren Familien, gesund seien. Alle seien auch eifrig darum bemüht, ein gewisses Maß an Normalität aufrechtzuerhalten.

Das sei bewundernswert, denn auch in Menden bekomme man immer wieder mit, wie oft der Alltag allein durch Luftalarm unterbrochen werde. „Wir sind in der Ukraine aber nach wie vor voll aktiv“, berichtet Palausch. Direkt nach dem Treffer habe man sich nach einer neuen Immobilie umgesehen und alles Notwendige in die Wege geleitet.

Überall schnell reagiert

Was man von Deutschland aus habe leisten können, habe man getan. „Das war aber auch eine ganz starke Leistung unserer Mitarbeiter dort vor Ort“, so der Geschäftsführer. Eine neue Halle wurde gefunden und bezogen, Material dorthin geliefert und bereits ab Februar lief alles wieder seinen gewohnten Gang.

Während andere Unternehmen sich zurückgezogen hätten, sei bei dem OBO Bettermann klar gewesen, dass man sich dort weiter engagiere. Er wisse von den Mitarbeitern, wie froh sie über diese Entscheidung seien. „Die Menschen sind ja nicht nur froh und dankbar einen Job zu haben“, so Palausch.

Die neue Lagerhalle von OBO Bettermann in der Ukraine.
In dieser Halle befindet sich nun das Lager von OBO Bettermann in Kiew. © OBO Bettermann

Das Einkommen und vor allem die Arbeit selbst böten den Menschen eben auch ein Stück Normalität. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer wird immer wieder deutlich, wie eng die Verbindung zu den ukrainischen Kollegen ist. Die Ursache hatte Palausch bereits vor einem Jahr erklärt.

Einige ukrainische Kollegen hatten auch in Menden gearbeitet. Als der Krieg schließlich 2022 in das ganze Land getragen wurde, hätten die Kollegen trotzdem unbedingt zurück nach Hause gewollt. Der persönliche Kontakt schafft Sensibilität, auch wenn bei OBO Bettermann Internationalität etwas ganz Normales ist.

OBO Bettermann in Menden.
Ukrainische Mitarbeiter arbeiteten auch in Menden, wollten aber bei Kriegsbeginn heim. © www.blossey.eu

So verfügt das Unternehmen über mehr als 40 Auslandsstandorte. Die Ukraine gehört seit über 20 Jahren dazu. Entgegen vielen Erwartungen sind die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Ukraine, nicht nur bei OBO Bettermann, nicht gestoppt.

Der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft verkündete noch Mitte August vergangenen Jahres, dass die Exporte in die Ukraine sich, entgegen dem Gesamttrend, positiv entwickeln. Sie legten im ersten Halbjahr 2024 um 6,7 Prozent auf knapp 3,6 Milliarden Euro zu.

Ähnlich verhielt es sich bei den Importen aus der Ukraine: Sie wuchsen sogar um ein Fünftel auf 1,6 Milliarden Euro. Damit entwickelt sich der Handel mit der Ukraine gegen den Gesamttrend positiv: Die gesamten deutschen Exporte schrumpften in den ersten sechs Monaten 2024 um 1,6 Prozent, die Importe sogar um 6,2 Prozent.

Dagegen verliert Russland, das wegen des Überfalls auf die Ukraine mit westlichen Sanktionen belegt ist, als Handelspartner an Bedeutung. Die deutschen Exporte dorthin sanken im gleichen Zeitraum um ein Viertel auf 3,7 Milliarden Euro, während die Einfuhren sogar um 58 Prozent auf gut eine Milliarde Euro einbrachen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 betrug die Höhe der deutschen Exporte nach Russland noch mehr als 26 Milliarden Euro.

Gut aufgestellt zeigt sich OBO Bettermann wieder in der Ukraine.
In dieser neuwertigen Halle befindet sich nun das OBO Bettermann Lager für die Ukraine. © OBO Bettermann