Aufgebrochen „von Madrid nach Wien“ ist die Neue Philharmonie Westfalen zu ihrer Reihe von fünfzehn Silvester- und Neujahrskonzerten in die Aula der Gesamtschule Fröndenberg. Vor gut besuchtem Haus lockte das Orchester vor allem mit Musik spanischer Komponisten und anderen Europäern, die sich der Entdeckung dieses Kolorits zugewandt hatten.
Am Pult stand mit Evan Christ ein schon in jungen Jahren gefeierter Dirigent, dem auch das Showelement der Musik nicht fremd ist, lernte er doch bereits als Kind die Größen des amerikanischen Showbiz von Sinatra bis Elvis kennen. Denn seine Mutter war Konzertmeisterin beim Filmorchester von Metro-Goldwyn-Mayer. Dies und vieles mehr wusste Markus Wallrafen, eigentlich Stimmführer im Orchester, als humorvoller Moderator zu berichten

„Hellweger Anzeiger mit Musik“
Muntere Intrade war ein Spanischer Marsch von Johann Strauß. Mit viel Elan animierte Christ die Musiker zu begeistertem Spiel, als zu Lehárs Spanischem Tanz aus „Frasquita“ Kastagnetten erklangen. Mit Rasanz lenkte er auch durch einen Spanischen Walzer von Émile Waldteufel. Wallrafen leitete über zur spanischen Form des Musiktheaters, der Zarzuela.
Diese Vermittlung von Alltagsgeschichten in Kurzform bezeichnete der Moderator als „eine Art Hellweger Anzeiger mit Musik“. Beschwingte Momente, hier aufpeitschend, dort gelassen wirkend, lieferte ein Preludio von Federico Chueca. Mit flirrenden Flötenklängen, im Spiel des spanischen Solo-Trompeters Alex Rodriguez Parés wie zur Corrida marschierend, erklang ein Intermedio aus einer Zarzuela von Pablo Sorozabel.
Deutschland-Debut von Sopranistin Tanya Durán Gil
Ihr Deutschland-Debut startete die aus Valencia stammende Sopranistin Tanya Durán Gil mit dem „Vals de Angekita“ von Manuel Caballero, beinahe komödiantisch mit einer Flasche besten Rotweins im Anschlag. Flirrende Bratschenstriche, Pizzicato der übrigen Streicher, arabeske Oboenlinien stürzten sich in den „Feuertanz“ Manuel de Fallas, einem die Phantasie beflügelnden Exorzismus. Mit tollen Koloraturen, auch in der Kadenz, begeisterte Gil in der Nummer über die „Carceleras“, Gefängniswärter, aus einer Zarzuela von Ruperto Chapí.
Umfänglich beeindrucken konnte das Orchester mit Auszügen aus der Carmen-Suite von Bizet. Nach Portugal blickte Walzerkönig Strauß mit seiner Schnellpolka „Stürmisch in Lieb‘ und Tanz“. Als Besenschwingende Putzfrau agierte Gil zu einer Rossini-Arie aus dem „Barbier von Sevilla“. Seine Anmoderation der Ouvertüre zu „Die Banditen“ nutzte Wallrafen zu Seitenhieben auf internationale Fußball- und Sportverbände. Eine von ihm negierte Grenze zwischen Spanien und Italien gab es durchaus, denn die spanischen Habsburger hielten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Teile Italiens besetzt.

Radetzky-Marsch am Ende
Mit den Wünschen für ein friedvolles neues Jahr und einem „Adios Amigos“ verabschiedete sich der Moderator vor einer Hochzeitsmusik von Geronima Gimenez und dem Langzeit-Hit des Brasilianers Zaquinha de Abreu, „Tico-Tico no Fubá““aus dem Jahr 1917.
Eine Bravournummer für die Sopranistin war „die Mädchen von Cadiz“ von Leo Delibes und am Ende durfte der Radetzky-Marsch nicht fehlen. Christ, der sein Podium verlassen hatte, dirigierte aus der Mitte des Orchesters heraus den fein nuancierten Klatschmarsch der Besucher. Musik und Moderation trafen zielgenau den Nerv des Publikums.