Giro d’Italia im Rennradmuseum Fröndenberg Legende um schwarzes Trikot

Giro d’Italia im Rennradmuseum: Legende um schwarzes Trikot
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„Amore infinito“ - unendliche Liebe: So lautet das Motto des Giro d’Italia. Und eine unendliche Liebe zum Radsport und insbesondere zum Giro beweist auch das Team im Rennradmuseum Fröndenberg. „Das rosa Trikot kennt wohl fast jeder, das trägt beim Giro d’Italia ja der führende im Gesamtklassement. Aber das schwarze Trikot beim Giro kennt wohl kaum noch jemand. Dabei hat das doch eine ganz besondere Geschichte“, erzählt Hans-Martin Kissing, Berater im Fröndenberger Rennradmuseum, und zeigt das dunkle Jersey.

Schwarzes Trikot: Regelrechte Wettfahrten, wer langsamer ist

Von 1946 bis 1951 ging dieses „Maglia Nera“ symbolisch an denjenigen Giro-Teilnehmer, der in der Gesamtwertung auf dem letzten Platz lag. „Da gab es regelrechte Wettfahrten, wer langsamer ist, weil es für das schwarze Trikot auch Geldprämien zu gewinnen gab“, schildert Kissing und erinnert an das Duell zwischen den beiden Fahrern Sante Carollo und Luigi Malabrocca, die beide - in völligem Widersinn von Radrennen - versuchten, im Sattel möglichst zu trödeln und Zeit zu verplempern.

Gezielte Sabotagen des eigenen Rades, um Zeit zu verplempern

„Malabrocca ließ dabei nichts unversucht, sabotierte sogar sein eigenes Rad“, erzählt Kissing. 1952 brauchte der Italiener für 40 Kilometer von Novara nach Mailand mehr als drei Stunden, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 12 km/h entspricht: Ein Tempo, das sogar schon ganz passabel trainierte Amateurläuferinnen und -läufer schaffen können.

In der Folge an diese „Glanzleistung“ von Malabrocca wurde das schwarze Trikot noch während des Giro 1952 abgeschafft. Die erste Etappe des Giro d’Italia am Samstag (6. Mai) endet in Ortona und erinnert damit an den Geburtsort von Malabrocca und damit auch an das schwarze Trikot.

Letzter Gewinner des schwarzen Trikots erreicht durch Fahrradbau Weltruhm

„Interessant ist auch, dass der letzte offizielle Gewinner des schwarzen Trikots Giovanni Pinarello war“, informiert Kissing. Auch wenn es für Pinarello als Rennradler nicht für ganz vorne reichte, errang er durch den Fahrradbau Weltruhm: 1952 gründete er das gleichnamige Unternehmen, das als italienische Edelschmiede gilt.

Im Rennradmuseum findet sich beispielsweise auch eine Pinarello-Rennmaschine von Erik Zabel, damals noch aus dem Team Telekom. Beim am Samstag (6. Mai) startenden Giro d’Italia fährt auch das Team Ineos Grenadiers auf Pinarello-Rädern.

Bernd-Friedrich Kern, 1. Vorsitzender im Rennrad-Museum, und „Vize“ Hans Kuhn laden zum Giro-Schauen in den Filmraum des Museums ein und präsentieren ein Kunstwerk, das Fausto Coppi zeigt.
Bernd-Friedrich Kern, 1. Vorsitzender im Rennrad-Museum, und „Vize“ Hans Kuhn laden zum Giro-Schauen in den Filmraum des Museums ein und präsentieren ein Kunstwerk, das Fausto Coppi zeigt. © Nico Schwarze

Live-Übertragungen zum Giro d‘Italia im Rennradmuseum

Auf ein weiteres Ausstellungsstück, das in Verbindung mit dem Giro d’Italia steht, weist Hans Kuhn, 2. Vorsitzender im Rennradmuseum, hin. Es ist ein originales Bianchi-Rennrad aus dem Jahre 1948. „Mit einem Rad dieser Ausstattung ist damals auch der mehrfache Giro-Sieger Fausto Coppi gefahren“, sagt Kuhn. Der Schaltvorgang mit seinerzeit gerade einmal fünf Gängen funktionierte noch über ein Hebelsystem am Hinterrad, wobei die Fahrer seinerzeit kurz das Treten der Pedale einstellen mussten.

Michel Heßmann aus Unna im Team des Giro-Favoriten Primoz Roglic

Der Radsport-Experte Kuhn schaut aus historischem und als Vorsitzender des RSV Unna auch aus ganz aktuellem Blickwinkel auf die italienische Rundfahrt: Mit Michel Heßmann gehört ein Fahrer seines Vereins zum Aufgebot des niederländischen Pro Teams Jumbo Visma, das auch den Titelfavoriten für das „Maglia Rosa“ stellt.

„Wegen Michel tippe ich auch auf Primoz Roglic für den Gesamtsieg “, sagt Kuhn - und darin stimmt er mit Kissing überein. Beide Radsportexperten haben aber auch UCI-Straßenweltmeister Remco Evenepoel aus dem belgischen Team Soudal Quick-Step als Roglic-Herausforderer auf der Rechnung.

Im Filmraum des Rennradmuseums Fröndenberg kann der Giro d’Italia live verfolgt werden. Weitere News zu den Öffnungszeiten des Rennradmuseums unter www.rennradmuseum.com.

Rennfahrer Michel Heßmann vom RSV Unna startet für das Jumbo Visma-Team. RSV-Vorsitzender Hans Kuhn freut sich über die Giro-Nominierung seines Schützlings.
Rennfahrer Michel Heßmann vom RSV Unna startet für das Jumbo Visma-Team. RSV-Vorsitzender Hans Kuhn freut sich über die Giro-Nominierung seines Schützlings. © RSV

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