Der Fröndenberger Stiftskeller ist geschlossen Restaurant-Aus bei Traditions-Gaststätte

Der Stiftskeller ist zu: Restaurant-Schließung am Jahresende
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Auf einen Silvestergruß antwortete Stiftskeller-Pächterin Alina Pleßer mit einem Dank, sagte aber auch gleich, dass man am Tag zuvor den letzten Tag geöffnet hatte und das Restaurant leider wieder schließe. Das stimmt die Fröndenberger Gastronomie-Freunde traurig. Mit der jungen, doch erfahrenen Wirtin war erst im Februar 2024 wieder Leben in das historische Stiftsgebäude eingezogen.

Nach über vier Jahren Leerstand war Ende des Jahres 2023 die Freude groß, als verkündet wurde, dass es einen neuen Pächter für das Traditionslokal Stiftskeller in Fröndenberg gibt. „Stadt Fröndenberg schlägt Knoten durch - Neuer Pächter für Stiftskeller gefunden“ lautete damals die Schlagzeile.

Ende Oktober 2023 wollte die Stadt den Namen des neuen Pächters noch nicht verraten, es wurde aber noch einiges an der Immobilie selbst getan: In den Innenräumen wurden notwendige Renovierungen durchgeführt. Das in den Abendstunden brennende Licht hatte zuvor schon zu Spekulationen angeregt.

Von einer neuen Gastronomie, bis hin zur Umwandlung des Lokals in Wohnungen gab es viele Mutmaßungen, was dort vor sich ginge. Zuvor hatte die Stadt bereits am Außenbereich des Gebäudes Arbeiten vornehmen lassen. Sie bemühte sich auch auf kreativen Wegen intensiv darum, einen Pächter zu finden, nachdem der beliebte Wirt Charly Riepl Ende Juni 2019 seine Kochschürze endgültig an den Nagel gehängt hatte.

Der langjährige Wirt Charly Riepl hier mit seiner damaligen Gesellin Sylwia Mathia.
Der langjährige Wirt Charly Riepl, hier mit seiner damaligen Gesellin Sylwia Mathia, hörte im Jahr 2019 auf. © Hennes (Archiv)

So hatten die Stadt und die lokale Wirtschaftsförderung unter dem Motto „Dein Lokal - Deine Chance“ eigens einen Wettbewerb ins Leben gerufen, der den Leerstand beseitigen sollte. „Wir wollen ein frisches Konzept, es muss zu Fröndenberg passen, es muss zum Stiftsgebäude passen“, sagte Bürgermeisterin Sabina Müller damals.

Der Anteil der Wirtschaftsförderung am Wettbewerb konnte sich sehen lassen: Sie wollte bei einem neuen Pächter die Pacht im ersten Jahr komplett, im zweiten Jahr zur Hälfte und im dritten Jahr noch zu 25 Prozent tragen. Der Wettbewerb war trotzdem aber nicht von Erfolg gekrönt.

Doch nach langer Suche hatte die Stadt mit Alina Pleßer die richtige Pächterin gefunden. Sie war zuvor Leiterin der Gastronomie im Golfclub Unna-Fröndenberg und verfügte so über einen profunden Bezug zur Ruhrstadt. Sie habe sich bewusst für den Stiftskeller entschieden, erklärte sie damals.

Trotz des zeitweiligen Stillstandes spüre sie die Verbundenheit der Fröndenberger und deren positive Erinnerungen an den Ort, so Pleßer. Das mache den Stiftskeller zu einer reizvollen Aufgabe, so die Pächterin damals. Um ihre Idee zu realisieren, investierte sie auch einen mittleren fünfstelligen Betrag.

Alina Pleßer in neu gestalteten Stiftskeller.
Alina Pleßer hat viel in ihren Plan vom Stiftskeller investiert. © Peter Körtling

Mit neuem Mobiliar, gewissen Extras wie einer italienischen Siebträger-Kaffeemaschine, sowie einer brandneuen Profi-Küche startete sie. Die Speisekarte gestaltete sich überschaubar, aber inklusiv: Vom exotischen Thai-Curry und dem klassischen Westfalen-Krüstchen bis zu veganen Gerichten und kreativen Salaten war die Karte breit gefächert.

Alle sollten sich wohlfühlen und die Verwendung von Halal-Hühnchen ist dafür nur ein Beispiel. Doch sah sie nun den Zeitpunkt gekommen, um die Reißleine zu ziehen: Mehrere Probleme hatten sich aufgehäuft, sodass der Gedanke an den Abschied im Raum stand.

„Die Lüftungsanlage in dem historischen Gebäude ließ die Gäste immer wieder frieren, der Kühlraum funktionierte nicht richtig und ein Leergut-Lager fehlte ganz“, so Pleßer. Im Gegensatz zum Wettbewerb hatte sie auch die volle Pacht und Nebenkosten zu tragen und selbst nach mehreren Monaten zeigte sich das Unterfangen nicht wirtschaftlich.

Sie sprach mit der Stadt, die ihr geringfügig entgegenkam, doch das machte es nicht wirklich besser. „Einige Gäste sagten mir auch, ich säße hier pachtfrei und würde ihnen somit zu viel berechnen“, so Pleßer. Doch stimme weder das eine noch das andere. Nun habe sie sich, wenn auch schweren Herzens, zum Abschied entschlossen.

Alina Pleßer vor dem Stiftskeller.
Alina Pleßer und der Stiftskeller gehen nun getrennte Wege. © Udo Hennes

Die Stadt zeigte sich betroffen: „Wir bedauern das sehr, da wir uns ein langfristiges Engagement erhofft hatten“, so der Beigeordnete Heinz Günter Freck. Aber wenn es sich nicht lohne, habe man Verständnis und die Aufhebung sei erfolgt. Nun werde man wieder auf die Suche nach einem Pächter gehen.