Niemand zieht ohne Not in eine Notunterkunft. Wenn man in der Stadt Fröndenberg auf diesen letzten Ausweg vor der Obdachlosigkeit angewiesen ist, hat man plötzlich auch noch ein ganz anderes Problem: den Weg zur nächsten Bushaltestelle. Bis zu diesem Haltepunkt in Altendorf müssen die Bewohner nämlich eine 1,2 Kilometer Strecke über die Schwerter Straße zurücklegen.
Die Strecke zeigt sich dafür so ungeeignet, wie man es sich nur ausdenken kann: eine unbeleuchtete Landstraße, kein Gehweg weit und breit und durch die nahe gelegene Kurve auch noch zusätzlich unübersichtlich. Eine neue Bewohnerin (Name der Redaktion bekannt) berichtete kürzlich von ihren Problemen. „Ich bekomme eine ganz kleine Altersrente“, so die Frau.
Als sie diese dann abholen wollte, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen, war guter Rat teuer: Sie sei an der Schwerter Straße hin und her gegangen, habe sich aber nicht getraut, einfach über die Fahrbahn Richtung Altendorf zu laufen. Die Fahrzeuge hätten trotz der Kurve immer noch eine Geschwindigkeit, die ihr schlicht Angst mache, überfahren zu werden. Um irgendwie an ihr Geld und an Lebensmittel zu kommen, bestellte sie schließlich ein Taxi.
Auch die Taxifahrerin habe sich schockiert über die Umstände gezeigt, in denen die Rentnerin leben müsse. Das offene Gespräch habe ihr zwar gutgetan, doch nachdem sie bei der Bank und dem Discounter alles erledigt hatte, rechnete sie nach: Nur der Weg nach Fröndenberg und zurück habe sie rund 50 Euro von ihrer knappen Rente gekostet.

Ob ein Taxi extra kommen würde, um sie von der Bushaltestelle in Altendorf die letzten Meter zur Unterkunft zu bringen, zweifelte sie an. „Man ist hier wirklich vom normalen Leben abgeschnitten“, erklärte die Seniorin sichtlich angefasst. Eine Anfrage bei der Stadt Fröndenberg führte nicht weiter: Man sei sich der negativen Situation durchaus bewusst, habe aber keinen großen Einfluss auf die Streckengestaltung des ÖPNV, hieß es dort.
Dabei ist das Problem schon lange bekannt: Im Jahr 2015 wurden Geflüchtete in der Einrichtung an der Schwerter Straße untergebracht. Die syrischen und irakischen Flüchtlinge waren über ihre Unterbringung in jenem Gebäude so unglücklich, dass sie aus Protest lieber vor dem Rathaus geschlafen hatten als in dem Haus zwischen Fröndenberg und Schwerte.
Abhilfe durch das Ehrenamt?
Auf das Thema aufmerksam gemacht, zeigt sich ein sozial engagierter Bürger Fröndenbergs schockiert: „So geht das gar nicht“, sagt Kurt Potthoff, der auch ehrenamtlicher Vorsitzender der Tafel Fröndenberg ist. Nun möchte er versuchen, eventuell mit Hilfe der Ehrenamtler des Bürgerbusses einen sicheren Verkehrsanschluss zu erreichen.