Fröndenberger Spritzenautomat zugewuchert Aids-Hilfe verweist auf sinkende Nachfrage

Spritzenautomat bald weg: Kaum Nachfrage durch Versorgungslücke
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Durch die massive Überwucherung ist er kaum noch zu sehen, geschweige denn nutzbar: Der Spritzenautomat der Aidshilfe im Kreis Unna, der sich nahe dem Bahnhof in Fröndenberg befindet. Nun deutet einiges darauf hin. dass sich das Problem bald erledigt. Aber anders, als es sich der eine oder andere wünschen würde.

Denn es ist gut möglich, dass der Automat bald abgebaut wird. „Ich war noch im April vor Ort, habe ihn befüllt und nach dem Rechten gesehen“, sagt Annika Grziwotz-Hartwig von der Aidshilfe. Da sei der Automat noch erreichbar gewesen. Doch sei die mangelnde Grünpflege nicht das einzige Problem. Aidshilfe-Geschäftsführer Manuel Izdebski berichtet von einer grundsätzlich zurückgehenden Nachfrage.

„Zuletzt war die Nachfrage auf zehn Spritzen im Jahr gesunken“, so der Geschäftsführer. Das habe aber einen ganz anderen Grund als das Unkraut. Als der Fröndenberger Suchtmediziner Dr. Ommer starb, verlor der südliche Kreis einen wichtigen Fachmann. „Leider kommen solche dringend benötigten Fachleute selten nach“, sagt Izdebski.

Die Suchtmediziner werden deshalb auch von Betroffenen aus der ganzen Region aufgesucht. „Daher macht es natürlich Sinn, in der Nähe der Praxen solche Automaten aufzustellen“, so Izdebski. Mithilfe der dort verfügbaren Spritzen ließen sich bei den Suchtkranken zahlreiche weitere Erkrankungen vermeiden, etwa Infektionen mit HIV oder Hepatitis.

Manuel Izdebski und Annika Grziwotz-Hartwig von der Aidshilfe im Kreis Unna.
Manuel Izdebski und Annika Grziwotz-Hartwig von der Aidshilfe im Kreis Unna kennen sich mit den Bedürfnissen und Verhaltensweisen von Suchtkranken aus. © Peter Körtling

Seit dem Tod von Dr. Ommer sei die Nachfrage am Automaten stetig gesunken. „Zuletzt wurden in einem Jahr nur rund zehn Spritzen gezogen“, sagt Izdebski. Glücklicherweise gebe es nun die Anfrage einer weiteren Kommune aus dem Kreis. „Dort warten wir nur noch auf grünes Licht aus der Politik“, sagt Grziwotz-Hartwig.

Wenn es um die Neuaufstellung dieser Automaten gehe, erlebten sie immer wieder die Vorbehalte vieler Bürger, erklärt Izdebski. Doch durch Aufklärung ließen sich viele Sorgen zerstreuen. Der Wert dieser Arbeit werde inzwischen auch von der Politik gewürdigt.

Vom Minister gelobt

„Seit nunmehr über 30 Jahren ist das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Spritzenautomatenprojekt eines der erfolgreichsten seiner Art“, erklärt Karl-Josef Laumann, NRW-Gesundheitsminister. Von den bundesweit aufgestellten rund 170 Spritzenautomaten befinden sich etwa 110 in Nordrhein-Westfalen.

Inzwischen findet auch in Bezug auf die Spritzenautomaten ein Wandel statt: Immer mehr werden zu „Safer Use“-Automaten umgebaut. Dort sind neben Spritzen und Kanülen auch Utensilien enthalten, um die Drogen auf andere, weniger risikoreiche Art und Weise zu konsumieren.