Triggerwarnung: Weiter unten im Text zeigen wir das Foto des gerissenen Rehs.
Getötete Rehe kennt Landwirt Ernst-Wilhelm Pieper zur Genüge: Er selbst ist seit rund 50 Jahren Jäger und begleitete schon als Kind seinen Vater zur Jagd. Ob Wildunfall oder selbst erlegt, Ernst-Wilhelm Pieper ist erfahren. Ein am Montag (19.8.) gemeldetes Reh ließ ihn jedoch staunen: Das verendete Tier lag an einem Feldrand neben einer Baumreihe.
„Mensch, das ist aber nicht der normale Wildunfall“, sei es ihm durch den Kopf gegangen. Wildunfälle gebe es in Fröndenberg-Ostbüren immer wieder. Auch direkt an der Ostbürener Straße, zwischen der B1 und dem Ort, werden immer wieder solche Unglücke gemeldet. Er und seine Jagdkollegen werden dann immer wieder informiert, um die Tiere zu erlösen und Kadaver zu beseitigen.
Glatte Wunde am unteren Ende des Halses
Als er schließlich an dem Feldrand angekommen war und das Reh aufgefunden hatte, habe er die Wunde in Augenschein genommen. Am unteren Ende des Halses habe sich eine glatte Wunde gezeigt, darüber war bis zum Unterkiefer der gesamte Hals geöffnet. „Wäre das Reh verendet und hätte sich nachts ein anderes Tier daran zu schaffen gemacht, so hätte dieses andere Körperteile geöffnet“, meint Pieper, als wir ihn am Dienstag in Fröndenberg treffen.
Aasfresser gingen vor allem weichere Körperpartien wie die Bauchdecke an. So stand bald ein Verdacht im Raum: Ein wildernder Hund oder auch ein Wolf könnten das Reh getötet haben. „Das ist das Naheliegendste, aufgrund der Verwundung“, so Pieper. Er treffe zwischen den Feldern immer wieder zahlreiche Spaziergänger, deren Hunde nicht angeleint seien. Das sehe er grundsätzlich erst mal nicht problematisch.

„Wenn es ein Hund war, war das kein kleines Tier“, gibt Pieper zu bedenken. Einen Wolf könne er nicht ausschließen: „Es gab schon einige Sichtungen im Umkreis“, erklärt der Jäger.
Das bestätigt auch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) auf seiner Internetseite: Es gebe seit einigen Jahren wieder vereinzelte Hinweise auf durchziehende Wölfe.
Aufgrund genetischer Nachweise geht das Landesumweltamt davon aus, dass in verschiedenen Landschaftsräumen in NRW seit dem Jahr 2018 einzelne Wölfe standorttreu geworden seien. Das Umweltministerium NRW hat inzwischen sogenannte „Wolfsgebiete,“ „Pufferzonen“ und „Wolfsverdachtsgebieten“ ausgewiesen. Das bietet Möglichkeiten zur Förderung von Herdenschutzmaßnahmen für Tierhaltende.
Wildkamera aufgestellt
Ob es wirklich ein Wolf war, muss aber noch geklärt werden: So habe Pieper umgehend Kontakt zum LANUV aufgenommen und nach Aufforderung ein Bild des toten Rehs eingesendet. „Ich bin gespannt, was nun dabei herauskommt“, so Pieper. Er möchte nur die Hundehalter bitten, ihre Hunde an die Leine zu nehmen. „Wenn ein Hund einmal Jagderfolg gehabt hat, hat er das schnell als Erfolgserlebnis verinnerlicht“, so Pieper. Am Fundort selbst hat er bereits eine Wildkamera aufgestellt.