„Manchmal fragt man schon nach dem Sinn“ Fröndenberger Bäcker Jens Klein zur Bürokratie

„Manchmal fragt man schon nach dem Sinn“: Jens Klein zur Bürokratie
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Bäckermeister Jens Klein ist in Fröndenberg nicht nur am Standort in Warmen bestens bekannt. Durch seinen Verkaufswagen am Wochenmarkt und bei Festivitäten, wie dem Wein- und Käse-Fest der Ruhrtalschützen, ist er buchstäblich in aller Munde. Ob Brot, Kuchen oder Torten: mit Erfahrung, Leidenschaft und Kreativität bewältigt er immer wieder den Spagat zwischen Tradition und Moderne.

Im Jahr 2019 hatte er die Bäckerei von seiner früheren Chefin übernommen und richtig durchgestartet. Inzwischen beschäftigt er drei Vollzeitkräfte, zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeit und bildet gerade eine Auszubildende im Verkauf aus. Die Vorschriften in allen Bereichen störten ihn damals nicht. Er wuchs mit seinen Aufgaben: „Auch da wir ein kleines Unternehmen sind, empfinde ich die Vorschriften als nicht so überbordend“, sagt Klein.

Ob Allergen- oder Inhaltsstoffliste, alles sei selbstverständlich vor Ort. Richtig schlimm habe er es nur während der Corona-Zeit empfunden: „Kaum war man mit dem Wagen auf dem Markt, hieß es gleich Kontrolle“, so Klein. Auch mit der Maske in der Backstube zu arbeiten, sei nicht gerade Vergnügungssteuerpflichtig gewesen. „Das hat sich ja nun zum Glück gelegt“, sagt er lächelnd.

Dabei gibt es viele Punkte, die ihm und seinen Kollegen zu schaffen machen: Steigende Energie- und Personalkosten sind da nur ein Teilbereich. „Ich gönne ja jedem seinen Lohn und meinetwegen kann das auch mehr sein“, so Klein. Doch ärgere es ihn am meisten, wenn vollkommen überflüssige Kosten entstehen. Ein Beispiel sei nach wie vor die Bon-Pflicht: „Auch wenn da heute keiner mehr drüber spricht, so ist das nach wie vor ein Ärgernis“, sagt Klein.

Bäckermeister Jens Klein in seinem Geschäft.
Echtes Handwerk ist für Jens Klein eine Leidenschaft. © Peter Körtling

Von 100 Kunden wollten 99 keinen Bon haben, so der Bäckermeister. Zumeist handelt es sich bei ihm ja um kleinere Einkäufe unter zehn Euro. „Wenn ich mir ein Elektrogerät wie ein Radio kaufe nehme ich den Bon natürlich mit, schon wegen der Garantie“, so Klein. Doch bei fünf Brötchen und einem Brot lege da niemand Wert drauf. Trotzdem muss jeder Bon ausgedruckt werden, auch wenn der direkt in die Tonne wandert.

Als Begründung sei bei der Bon-Pflicht die Bekämpfung der Steuerhinterziehung angeführt worden. Das lässt der Unternehmer aber nicht gelten: „Alle modernen Kassen haben einen Chip, auf dem alle Vorgänge hinterlegt werden“, wenn dann jemand die Buchhaltung prüfen wolle, könne er einfach den Chip auswerten. Ein anderer Bereich, in dem er zuletzt ganz offen gestaunt habe, sei der Bereich der Ausbildung gewesen.

Einfach nur Pflicht

Zu seiner Lehrzeit sei er neben der Berufsschule zwei Mal bei außerbetrieblichen Unterweisungen gewesen. Als ihm vor einiger Zeit auffiel, dass heutige Azubis zweimal pro Jahr zu solchen Unterweisungen erscheinen müssen, wollte er wissen was da inzwischen alles unterrichtet wird. „Also rief ich an und wollte der Sache auf den Grund gehen“, sagt Klein. Die profane Antwort, die er erhielt, lautete, das sei heutzutage Pflicht. „Manchmal fragt man schon nach dem Sinn“, erklärt er da zweifelnd.