Das Freibad Dellwig ist ein Musterbeispiel bürgerschaftlichen Engagements in Fröndenberg: Doch allein guter Wille hilft nicht, wenn die nötigen finanziellen Mittel fehlen. So war der Schrecken zu Beginn des Jahres groß, als am Ende der Winterpause erhebliche Schäden am sogenannten „Beckenkopf“ auffielen.
„Da war guter Rat teuer“, sagt Geschäftsführer Dirk Weise. Viel Eigeninitiative, die handwerklichen Fähigkeiten der Fördervereinsmitglieder sowie der „Trucker-Einsatz“ von Dr. Jürgen Neuhaus sorgten da nicht nur für eine schnelle Lösung – das Team konnte bei der Sanierung des Bades am Ende eine enorme Summe sparen.
Bei einem Freibad sind die Ansprüche an die Beckenköpfe sehr hoch: „Sowohl die Sichtbarkeit wie die hygienische Reinigung müssen gewährleistet sein“, erklärt Weise. Deshalb seien die Fliesen in vielerlei Hinsicht DIN-genormt, was zu geradezu astronomischen Preisen führe. Man hatte schon in Erfahrung gebracht, wie die Kosten bei einer zukünftigen Beckenkopf-Sanierung zu vermeiden wären, so hatte man sich etwa über eine Kunststoff-Alternative informiert.
Doch nun, quasi „auf die Schnelle“, musste eine andere Lösung her, damit das „Golf von Dellwig“ genannte Bad zum angepeilten Zeitpunkt eröffnen kann. „Viele der blauen Randfliesen waren defekt und die erforderlichen Fliesen für einen kompletten Austausch hätten uns locker 10.000 Euro gekostet“, sagt Weise.

Gerade das anstehende 50-jährige Jubiläum des Bades verlangte eine prompte Reaktion. Und da Not bekanntlich erfinderisch macht, sah sich Weise spontan im Internet auf einem Kleinanzeigen-Portal um. „Nach einiger Zeit hatte ich den ersten Erfolg, da konnte ich es kaum glauben“, sagt der Geschäftsführer.
Er hatte bei einem Großhändler im österreichischen Graz einen Restposten passender Beckenkopf-Fliesen zum kleinen Preis entdeckt. Diese passten allerdings farblich nicht. Zur Not hätten sie ihren Zweck auch erfüllt, doch der Transport aus der Hauptstadt der Steiermark wäre eine zu große Herausforderung geworden.
Durch den Fund zumindest ermutigt, suchte er weiter. Nach langem Stöbern hätte er am liebsten Heureka gerufen: In Limburg hatte ein anderer Großhändler einen Restposten im Angebot. Dieser passte nicht nur von den Abmessungen, sondern auch farblich perfekt zu dem großen Schwimmbecken.
„Diese Fliesen entsprachen direkt unserem Dunkelblau“, erklärt Weise, der sich bei dem Limburger Unternehmen meldete, verhandelte und sich den gesamten Restbestand für vergleichsweise lächerliche 800 Euro sicherte. Nun stand das Team des Freibades aber erneut vor einer Herausforderung. Die gut 2000 Fliesen mussten ja schließlich nach Dellwig kommen.
Eine Spedition zu verpflichten, hätte wieder neue Kosten bedeutet. Außerdem musste es schnell gehen. Für einen Transport auf einem Anhänger waren die zwei Paletten voller Fliesen aber zu schwer. Auch ein 3,5-Tonner wäre schnell an seine Grenzen gestoßen. So war bald klar: Ein 7,5-Tonner musste her.
Da war Mitstreiter Dr. Jürgen Neuhaus der Retter in der Not. „Ich darf solche Fahrzeuge fahren und die erforderlichen Kenntnisse in der Ladungssicherung habe ich ebenfalls“, so Neuhaus. So wurde ein passender 7,5-Tonner gesucht. In Limburg war keiner zu mieten. In Dortmund ebenfalls nicht. In Köln wurde das Team schließlich fündig.

So fuhr Neuhaus von Fröndenberg nach Köln, übernahm das Fahrzeug, holte in Limburg die Fliesen ab und brachte sie nach Dellwig. Nach dem gemeinsamen Abladen begannen die Fliesenleger des Vereins direkt damit, die Sanierung anzugehen.
Schritt für Schritt müssen die heilen waagerechten Fliesen nun vorsichtig losgenommen und vom Mörtel befreit werden. Dann werden sie zusammen mit den neuen blauen Fliesen wieder angebracht.
Für Neuhaus ging es nach dem Abladen aber direkt wieder nach Köln, um den 7,5-Tonner wegzubringen. „So konnten die Fliesenleger aus unseren Reihen wenigstens schnell beginnen“, freute sich der Ehrenamtler. Alle seien froh, etwas beitragen zu können. Er selbst mache das gerne, denn so könnten auch zukünftig alle Kinder schwimmen lernen.