Vergangenheit und Zukunft von Haus Ruhrbrücke in Fröndenberg „Es soll ja schließlich weitergehen“

Eicken Schneidersmann (69) erzählt aus der Geschichte von Haus Ruhrbrücke
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„Ich habe niemals gesagt, dass wir unser Haus plötzlich schließen“, sagt Eicken Schneidersmann, Inhaberin vom Hotel und Restaurant Haus Ruhrbrücke in Fröndenberg. Ihr ist der Ärger anzumerken, den die letzten Monate hinterlassen haben. Nachdem bekannt wurde, dass sie einen Käufer für die Immobilie an der Ruhrstraße sucht, hätten sogar einige Kunden fest gebuchte Veranstaltungen storniert.

„Ich würde niemals plötzlich aufhören, schließlich trage ich die Verantwortung für meine 15 Mitarbeiter“, so die Gastronomin. Doch dass sie mit fast 70 Jahren an ihre Nachfolge denkt, sei auch dem Wunsch nach dem Erhalt des Traditionshauses geschuldet. „Es soll ja schließlich weitergehen“, sagt Schneidersmann im Gespräch mit der Redaktion.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie verwurzelt die Chefin und das Traditionshaus sind: Ihr Urgroßvater Heinrich hatte den Betrieb im Jahr 1882 gegründet. Sein Sohn Heinrich übernahm das Gasthaus später. Nach dessen Tod zeigte sich erstmals der Unternehmergeist der Schneidersmann’schen Frauen: Oma Elfriede führte das Unternehmen weiter.

„Obwohl ihre Schwester Lisette hieß, war sie überall als Sette bekannt“, berichtet Schneidersmann. „Komm, wir gehen zu Sette“ sei damals ein geflügeltes Wort gewesen. Sie führte den Betrieb lange und erfolgreich weiter: „Früher war hier noch ein Saal, da passten 1.000 Personen hinein“, erinnert sich Schneidersmann.

Auch viele Vereine waren gerne da. Ob Skat-, Tennis-, oder Reiterverein, Chöre oder der Skiclub, alle hätten ihr Domizil im Haus Ruhrbrücke gehabt. Damals wurden ganze Schützenfeste im Haus Ruhrbrücke gefeiert.

Möhnesee-Katastrophe und Gaswerk-Explosion

Mit der Möhnesee-Katastrophe im Krieg gab es einen ersten grausamen Schlag: „Da gab es hier, direkt an der Ruhr, buchstäblich nichts mehr“, so Schneidersmann. Ihr Vater Hans-Josef, genannt „Jupp“, machte sich gleich daran, alles neu aufzubauen. Kaum war er fertig, sorgte die Explosion des nahen Gaswerks erneut für Zerstörung.

Erneut erfolgte der Aufbau, auch wenn der Saal dann kleiner wurde. „Greven Karl hatte seine Tanzschule im Krieg verloren und so fanden die Kurse stets bei uns statt.“

Dschungel-Bar und Prominente

Im Saal gab es auch eine Musikbox, die für sie als Kind natürlich das Allergrößte war. Unter dem Saal herrschte reger Betrieb, dort befand sich die berühmte „Dschungel-Bar“. „Da war ich aber nie drin, denn dazu musste man volljährig sein“, sagt Schneidersmann und lächelt verschmitzt.

Immer wieder sind auch bekannte Gäste im Haus Ruhrbrücke abgestiegen. Ein Blick ins Gästebuch wirkt wie das „Who is Who“ seit Gründung der Bundesrepublik: NRW-Ministerpräsident Heinz Kühn, die Sänger Chris Howland, Ivan Rebroff und Karel Gott und Fußballer Thomas Strunz – sie alle waren Gäste und gerne auch mehrfach da.

Beim Eilemann-Trio entfährt Schneidersmann ein Seufzer: „Ach, das waren Chaoten.“ Und das Schlager-Duo Cindy und Bert lobte im Gästebuch besonders das großartige Frühstück.

Eicken Schneidersmann mit dem Gästebucheintrag von Thomas Strunz.
Bei Profifußballer Thomas Strunz dachte Eicken Schneidersmann erst, dass seine Frau die Prominente sei. Das wurde sie aber erst später als „Frau Effenberg“. © Peter Körtling

Nun, da die Weihnachtsferien vorbei sind, hat übrigens auch das Restaurant wieder geöffnet: dienstags ist Ruhetag, ansonsten ist von Montag bis einschließlich Samstag ab 17.30 Uhr geöffnet. Am Sonntag gibt es Mittagstisch von 12 bis 15 Uhr. Feiern können, davon unabhängig, individuell vereinbart werden.

Natürlich würde sich die Chefin auch weiterhin über einen geeigneten Nachfolger freuen: „Im Mai werde ich 70 Jahre alt, da darf so ein Gedanke auch mal erlaubt sein“, sagt Schneidersmann. Doch solle keiner von ihren Kunden enttäuscht werden.