„Es muss Luft zirkulieren können“ Was jeder PV-Anlagen-Besitzer für seine eigene Sicherheit tun kann

„Es muss Luft zirkulieren können“: PV-Experte gibt Tipps nach Akku-Brand in Ardey
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Am 3. April ließ ein Brand die Menschen in Fröndenberg aufhorchen: Der Batteriespeicher einer Photovoltaikanlage im Ortsteil Ardey hatte gebrannt und das Wohnhaus einer Familie für Monate unbewohnbar gemacht. Die Feuerwehr wurde dabei vor enorme Herausforderungen gestellt. Nun fragen sich viele Menschen, wie sicher eine solche Solaranlage ist. Antworten darauf hat der Fröndenberger Marvin Röttger.

Er ist nicht nur als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Fröndenberg mit vor Ort gewesen, sondern ist auch beruflich Experte auf diesem Gebiet: Der Elektrotechnikermeister arbeitet bei der Firma Entegro Photovoltaik-Systeme im Bereich der Elektro-Planung. Das Unternehmen ist international vernetzt und auf Großanlagen spezialisiert, hat ursprünglich aber auch im Bereich der Ein- und Mehrfamilienhäuser begonnen.

Herr Röttger, wie sicher sind Photovoltaikanlagen heutzutage eigentlich?

Röttger: „Diese Anlagen sind grundsätzlich extrem sicher. Bundesweit gibt es aktuell rund 1,6 Millionen Anlagen und dabei gibt es nur 0,02 Prozent an Defekten. Bei den Defekten geht es auch nicht immer gleich um einen Brand. Bei dem Kellerbrand in Ardey handelte es sich zudem um einen Lithium-Ionen-Akku.

Diese sind leicht und haben eine enorme Speicherkapazität, verfügen aber über ein problematisches Brandverhalten. Das betrifft die schnelle Brandausbreitung ebenso wie die extreme Rauchentwicklung. Darauf reagieren die Hersteller aber auch schon.“

Marvin Röttger an einem Batteriespeicher für Großanlagen.
Elektrotechnikermeister Marvin Röttger an einem Photovoltaik-Speicher für Großanlagen. Solche Speicher verfügen auch über eigene Kühlungssysteme. © Marcel Drawe

Wie sehen die Reaktionen der Hersteller aus?

Röttger: „Zum einen werden die Speicher in der Kapazität heruntergedrosselt, sodass die Auslastung nicht so hoch ist. Zum anderen werden die Speicher ausgewechselt. Inzwischen ist der Lithium-Eisen-Phosphat-Akku das Mittel der Wahl. Der ist zwar schwerer, wirkt durch seine Zelltechnologie aber entschleunigend, sodass sich keine schnelle Brandausbreitung ergibt. Das sorgt auch dafür, dass die Feuerwehren im Fall des Falles wesentlich besser löschen können.“

Was kann der einzelne Anlagenbesitzer für die Sicherheit tun?

Röttger: „Das sind eigentlich ganz selbstverständliche Dinge: Die Anlage sollte nur von zertifizierten Fachbetrieben, die auch vor Ort sind, geplant und errichtet werden. Diese Fachbetriebe sollten die Anlage dann auch weiterhin warten. Das machen wir auch noch für die Kleinanlagen, die wir nach unserer Gründung 2007 errichtet haben. Eine jährliche Wartung ist empfehlenswert, ein umfassende Wartung mit Überprüfung ist alle vier Jahre sogar vorgeschrieben.

Dann sollten die Anlagen auch nicht zugestellt werden. Wenn sie in Betrieb sind, muss Luft zirkulieren können. Zudem ist ein vollgestellter Anlagenraum auch bei der Wartung wie bei einem eventuellen Löscheinsatz hinderlich. Zu guter Letzt sollte man die Lüftungsschlitze der Module und Anlagenelemente vor und nach der Saison reinigen.“

Ein Sicherheitsaufkleber am Speicher, der auf die PV-Anlage hinweist.
Auch solche Sicherheitsaufkleber tragen im Brandfall zum Schutz bei. © Marcel Drawe

Wie sollte man reagieren, wenn es Probleme gibt?

Röttger: „Die meisten Anlagenbesitzer haben inzwischen eine App zur Anlage auf ihrem Handy – Stichwort ‚SmartHome‘. Damit kann man nicht nur die Leistung der Anlage überprüfen und alles optimieren. Wenn da Probleme gemeldet werden, werden zumeist auch direkt Hinweise der Hersteller gegeben, wie weiter zu verfahren ist.

Sollte es wirklich zu einem Brand kommen, gilt es natürlich gleich die Feuerwehr zu informieren. Denen kann dann aber auch wieder via App geholfen werden: So werden dort Dokumente gespeichert, die man den Brandbekämpfern zur Verfügung stellen kann. Das hilft den Feuerwehren oft enorm.“

Das Interview mit Marvin Röttger auf hellwegeranzeiger.de/froendenberg