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Alle Tische und Stühle aufstellen – das wollen nicht alle Gastronomen
Coronaschutzverordnung
Die neue Coronaschutzverordnung erlaubt Gastronomen ab dem 1. Oktober, ihre Tische innen wieder ohne Abstand zu stellen. Einige Fröndenberger Gastronomen wollen das aber gar nicht.
Die einen wollen direkt auf 100 Prozent gehen, die anderen alles beim Alten belassen: Die Stimmung unter den Gastronomen ist geteilt. In Fröndenberg bricht nicht bei allen Gastronomen Euphorie aus, nachdem die neue Coronaschutzverordnung bekannt gegeben wurde. Sie tritt am 1. Oktober in Kraft und erlaubt es, in der Innengastronomie die Tische wieder so zu stellen, wie es vor der Pandemie der Fall war – ohne Einhaltung eines Abstands von 1,5 Metern.
Stuhl an Stuhl mit dem unbekannten Gast vom Nachbartisch sitzen? Dieser Gedanke gefällt nicht jedem, weiß Andrea Müll, Betreiberin des Hofcafés Lieblingsplatz auf dem Hof Sümmermann. Einige Gäste hätten schon gefragt, ob sie für die kalte Jahreszeit wieder ein Zelt aufstellen würde, weil sie lieber draußen säßen als drinnen. Sie merke die Zurückhaltung deutlich, auch weil sie vor allem ältere Gäste in ihrem Café begrüße. „Ich glaube, dass die Zeit, in der man sonntags jeden Platz ausgenutzt hat, erstmal vorbei ist“, spekuliert Andrea Müll.

Andrea Müll vom Hofcafé Lieblingsplatz in Frömern will am Freitag wieder mehr Stühle in ihrem Café aufstellen. © Hornung
Corona hat 30 Prozent der Kapazitäten gekostet
Nichtsdestotrotz wolle sie, sobald sie die entsprechende Nachricht des Ordnungsamts bekomme, wieder die Tische in ihrem Café umstellen und mehr Stühle aufstellen. Aber: „Es tut keinem gut, wenn sofort volles Haus ist.“ Bislang musste sie mit 30 Prozent weniger Auslastung zurecht kommen. „Es ist für mich auch eine Erleichterung, dass ich nicht wie ein Polizist zwischen den Tischen herumlaufen muss“, erklärt Andrea Müll. Bislang habe sie zum Beispiel kontrollieren müssen, dass Stühle nicht an andere Tische gestellt werden. Die neue Regelung in der Coronaschutzverordnung finde sie „wunderbar“.
Im Dorfcafé Buntes Sofa in Ardey ist man zurückhaltender. Klaus Böning, im Team für die Pressearbeit zuständig, betont, dass man trotz der Lockerung nicht aus den Augen verlieren würde, dass vom Coronavirus weiterhin eine Gefährdung ausgeht. „Wir werden im Vorstand die neue Verordnung besprechen und überlegen, ob wir die Tische wieder auffüllen.“

Im Dorfcafé Buntes Sofa mussten die Tische auf Abstand gestellt werden, weil es die Corona-Pandemie erforderte. Jetzt könnten wieder mehr Tische aufgestellt werden. © Marcel Drawe (Archiv)
In den kommenden Tagen werde im Café erstmal alles bleiben, wie es ist. Auf etwa zehn bis zwölf Sitzplätze musste das Bunte Sofa wegen der Abstandsregelung verzichten. Immer wieder gebe es auch Tage, an denen Besucher abgewiesen werden müssen, weil schlicht kein Platz mehr frei ist. Gerade, wenn aufgrund der Witterung die Außengastronomie in den kommenden Wochen immer unattraktiver wird, sei es gut, wenn im Café wieder mehr Gäste Platz finden könnten.
Gutes Gefühl der Gäste steht an erster Stelle im Landgasthof Hölzer
Alles bleibt beim Alten: Das gilt für den Landgasthof Hölzer und das Hotel Haus Ruhrbrücke. Hier bricht man am Donnerstag nicht in Hektik aus, weil es wieder neue Regelungen gibt. „Ich lasse es so, wie es ist. Wir haben sowieso viel Platz“, sagt Tanja Vogt vom Landgasthof. „Ich glaube, dass es vom Gefühl her für die Gäste eine gewisse Sicherheit gibt.“ Gerade, weil man ja ohne Maske am Platz sitze und dann der Tischnachbar etwas näher rücken würde.
Mehr als 90 Prozent ihrer Gäste seien immunisiert, in der Regel durch eine Impfung, schätzt Vogt. Das bedeute aber nicht, dass sie sich nicht trotzdem mit dem Coronavirus infizieren könnten. „Wir als Familie sind das beste Beispiel“, sagt Vogt. Auch bei ihr hatte es Coronafälle trotz Impfung gegeben.
Doch im Landgasthof sorgt noch ein anderer Faktor dafür, dass momentan nicht mehr Gäste bewirtet werden können: „Man könnte viel mehr Geschäft annehmen, aber wir haben das Personal dafür nicht. Das ist ein großes Problem, das wir jetzt haben. Jetzt wollen die Gäste kommen, aber ich habe kein Personal“, schildert Vogt ihre Situation. Denn mehr Gäste bedeuten auch, einen größeren personellen Aufwand. Und zusätzliche Mitarbeiter habe sie momentan einfach nicht.
Hotel Haus Ruhrbrücke wartet auf seine Gäste
Im Hotel Haus Ruhrbrücke will man die Situation erstmal auf sich zukommen lassen. Chefin Eicken Schneidersmann: „Wir lassen alles beim Alten. Die Leute sind doch sehr vorsichtig.“ Zeichne sich ab, dass viele Gäste kommen, könnte man darüber nachdenken, dass Restaurant wieder voll zu besetzen. Doch aktuell scheitert es gerade an ihnen, den Gästen. „Erst einmal müssen ja die Leute kommen.“
Auf 50 Prozent ihrer Kapazitäten hatte Eicken Schneidersmann wegen der Abstandsregeln verzichtet. Die würden aktuell aber nicht mal gebraucht. Personell macht ihr eine Steigerung auf 100 Prozent keine Bauchschmerzen: „Gott sei Dank haben wir da keine Probleme. Wir haben alle Leute durchgezogen, mussten keinen entlassen.“