Am Ende jubelte die SPD mit (v.l.) OB Thomas Westphal, Volkan Baran, Unterbezirks-Chef Jens Peick, Anja Butschkau und Ralf Stoltze zumindest über den Gewinn der Dortmunder Wahlkreise

Am Ende jubelte die SPD mit (v.l.) OB Thomas Westphal, Volkan Baran, Unterbezirks-Chef Jens Peick, Anja Butschkau und Ralf Stoltze zumindest über den Gewinn der Dortmunder Wahlkreise © Schaper

„Noch ist die Messe nicht gelesen“: Dortmunder SPD strebt die Macht im Land an

dzSPD-Wahlbilanz

Die Dortmunder SPD wusste nicht so recht, ob sie feiern oder trauern sollte. Denn dem für sie enttäuschen Landesergebnis steht der Erfolg der eigenen Wahlkreis-Abgeordneten gegenüber.

Dortmund

, 15.05.2022, 22:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es dauerte genau zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale, bis bei der SPD-Wahlparty im Biercafé West am Westpark gejubelt wurde. „Die schwarzgelbe Landesregierung ist abgewählt“, verkündete SPD-Unterbezirkschef Jens Peick und verteilte Blumen und Glückwünsche an die siegreichen Direktkandidatinnen und -kandidaten. Alle vier SPD-Bewerber - Ralf Stoltze, Nadja Lüders, Volkan Baran und Anja Butschkau - haben auch bei dieser Landtagswahl ihre Wahlkreise gewonnen.

Zwei Stunden zuvor, als die ersten Prognosen im Fernsehen verkündet wurden, gab es erst einmal lange Gesichter. Denn die Hoffnung, die CDU als stärkste Kraft abzulösen oder zumindest annähernd gleichzuziehen, hat sich für die SPD nicht erfüllt.

Enttäuschte Gesichter gab es bei der SPD-Wahlparty nach der Verkündung der ersten landesweiten Prognose.

Enttäuschte Gesichter gab es bei der SPD-Wahlparty nach der Verkündung der ersten landesweiten Prognose. © Schaper

„Wir haben deutlich mehr erhofft, müsse jetzt kritisch hingucken, wie es dazu kam“, sagte Peick in einer ersten Reaktion. Möglicherweise habe der Ukraine-Krieg eine Rolle gespielt. „Aber wir haben uns mehr erhofft und wollten deutlich stärkste Kraft werden“, sagte der SPD-Chef.

Sollte es zu einer rotgrünen Mehrheit reichen, ist Peick aber auf jeden Fall dafür, zu versuchen, eine Regierung mit den Grünen zu bilden. „Wir haben einen Gestaltungsanspruch. Und wir haben einen Anspruch, dass, was wir im Bund tun, auch in NRW umzusetzen und die Mehrheit im Bundesrat zu haben. Deshalb würden wir alles tun, um eine Koalition auf die Beine zu kriegen“, so der Dortmunder SPD-Chef. Dafür gehört für ihn auch die Option einer Ampelkoalition mit Grünen und FDP.

Mit Spannung verfolgten die Sozialdemokraten die Auszählung der Dortmunder Wahlergebnisse.

Mit Spannung verfolgten die Sozialdemokraten die Auszählung der Dortmunder Wahlergebnisse. © Schaper

„NRW braucht einen sozialen Neustart“, wollte auch die im Wahlkreis 114 wiedergewählte SPD-Abgeordnete Anja Butschkau die Hoffnung auf eine Regierung unter SPD-Führung nicht aufgeben. „Es ist völlig klar, dass die Landesregierung abgewählt wurde, egal wie hoch die Erfolge der CDU jetzt auch seien mögen.“ Die SPD stehe auf jeden Fall für eine Koalition zur Verfügung.

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„Wir sind wie immer in Dortmund stärker als im ganzen Land“, lautete die Bilanz von Ralf Stoltze, der für die SPD im Wahlkreis 111 neu in den Landtag einzieht. „Wir haben hier in Dortmund einen sehr geschlossenen Wahlkampf gemacht“, erklärte Volkan Baran, der seinen neu zugeschnittenen Wahlkreis 112 erfolgreich verteidigt hat.

Gespräche in Düsseldorf

Das landesweite Ergebnis sei zwar enttäuschend, „aber wir werden jetzt - wie wir es in Dortmund immer machen - in die Hände spucken, die Ärmel hochkrempeln und weiter für Dortmund kämpfen, damit wir bessere Lebensverhältnisse bekommen“, sagte Baran.

Aus Düsseldorf meldete sich am Abend auch die SPD-Landtagsabgeordnete Nadja Lüders, die ihren Wahlkreis im Dortmunder Osten ebenfalls verteidigt hat. Sie zieht mit Blick auf die Wahlkreise-Erfolge in Dortmund und das landesweite Ergebnis eine gemischte Bilanz - und wird als Generalsekretärin der NRW-SPD in den nächsten Tagen viel zu tun haben. Denn die SPD hat die Hoffnung, eine Regierung bilden zu können, nicht aufgegeben, setzt nun wie in Berlin auf eine mögliche Ampelkoalition. „Noch ist die Messe nicht gelesen“, sagte Lüders. „Wir werden in den nächsten Tagen mit allen demokratischen Parteien Gespräche führen.“

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„Abwarten“ gab auch Oberbürgermeister Thomas Westphal bei der SPD-Wahlparty als Motto für die nächsten Tage auf. Auch er räumte freilich ein, dass das landesweite Ergebnis der SPD weit unter den Erwartungen sei. Er sieht das Problem bei der Wahlbeteiligung. „Es ist uns erneut nicht gelungen, unsere Wählerinnen und Wähler an die Wahlurnen zu holen.“

Immerhin kann sich Westphal darüber freuen, dass Dortmund mit Vertreter von Grünen und CDU stärker im Landtag präsent ist. „Es ist immer gut, wenn Dortmunderinnen und Dortmunder in Düsseldorf sind und Dortmund vertreten“, sagte der OB.

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